American Psycho
betonend.
»Tut mir leid«, sage ich schließlich. »Ich mußte … ein paar Videos zurückbringen …« Und dann, als Reaktion auf ihr Schweigen: »Weißt du, ich wäre gekommen –«
»Ich will nichts davon hören«, fällt sie mir seufzend ins Wort. »Was machst du heute abend?«
Ich zögere, unsicher, wie ich antworten soll, ehe ich rausrücke: »Zeus Bar um neun. McDermott. Hamlin.« Und dann, weniger hoffnungsvoll: »Willst du uns da treffen?«
»Ich weiß nicht«, seufzt sie. Ohne einen Schimmer von Nachgiebigkeit fragt sie: »Willst du denn, daß ich komme?«
»Mußt du unbedingt so dramatisch sein?« frage ich zurück. Sie knallt den Hörer auf. Ich gehe wieder auf die andere Leitung.
»Bateman, Bateman, Bateman, Bateman«, blökt Hamlin.
»Ich bin da. Hör auf zu brüllen.«
»Zaudern wir immer noch?« fragt McDermott … »Zaudere nicht.«
»Ich glaube, ich gehe lieber Golf spielen«, sage ich. »Ich war schon ewig nicht Golf spielen.«
»Scheiß auf Golf, Bateman«, sagt Hamlin. »Wir haben für neun eine Reservierung im Kaktus –«
» Und eine Reservierung bei 1500 für, mal sehen … vor zwanzig Minuten, Bateman«, sagt McDermott.
»O Scheiße, Craig, dann sag sie endlich ab «, sage ich müde.
»Gott, ich hasse Golf«, sagt Hamlin schaudernd.
»Sag du sie ab«, sagt McDermott lachend.
»Unter welchem Namen ist reserviert?« frage ich, ohne zu lachen und mit lauterer Stimme.
Nach einer Pause sagt McDermott sanft »Carruthers«.
Hamlin und ich prusten los.
»Wirklich?« frage ich.
»Wir konnten für die Zeus Bar nichts mehr kriegen«, sagt Hamlin. »Also gehen wir ins Kaktus.«
»Hip«, sage ich niedergeschlagen. »Nehme ich an.«
»Nimm’s leicht.« Hamlin kichert.
Ich habe wieder einen Anruf auf der anderen Leitung, und ehe ich mich entscheiden kann, ob ich ihn annehmen soll oder nicht, entscheidet Hamlin die Sache für mich. »Also wenn ihr Typen nicht ins Kaktus wollt –«
»Moment, ich hab ein Gespräch in der Leitung«, sage ich. »Bleibt dran.«
Jeanette ist in Tränen aufgelöst. »Wie weit willst du noch gehen?« fragt sie heulend. »Sag mir einfach, wie weit du noch gehen willst.«
»Baby. Jeanette«, sage ich begütigend. »Hör zu, bitte. Wir sind um zehn in der Zeus Bar. Okay?«
»Patrick, bitte«, bettelt sie. »Ich bin okay. Ich will nur reden –«
»Ich sehe dich dann um neun oder zehn oder wann immer«, sage ich. »Ich muß aufhören. Hamlin und McDermott sind auf der anderen Leitung.«
»Okay.« Sie schnüffelt, versucht sich zu fassen, räuspert sich. »Ich sehe dich da. Tut mir wirklich lei –«
Ich schalte um auf die andere Leitung. Nur McDermott ist noch da.
»Wo ist Hamlin?«
»Aufgelegt«, sagt McDermott. »Wir sehen ihn um neun.«
»Super«, murmele ich. »Ich bin festgenagelt.«
»Wer war das?«
»Jeanette«, sage ich.
Ich höre ein leises Klicken, dann noch eins.
»War das deins oder meins?« fragt McDermott.
»Deins«, sage ich. »Glaube ich.«
»Moment.«
Ich warte, gehe ungeduldig in der Küche auf und ab. McDermott schaltet sich wieder ein.
»Es ist Van Patten«, sagt er. »Ich lege ihn zu uns rüber.«
Vier weitere Klicks.
»Hey Bateman«, brüllt Van Patten. »Kumpel.«
»Mr. Manhattan«, sage ich. »Ich bestätige den Empfang.«
»Hey, wie ist ein Kummerbund korrekt zu tragen?« fragt er.
»Das bin ich heute schon zweimal gefragt worden«, sage ich warnend.
Die beiden fangen an zu debattieren, ob es Van Patten bis neun ins Kaktus schaffen kann oder nicht, und ich habe aufgehört, auf die Stimmen aus dem Funktelefon zu achten, und statt dessen angefangen, mit wachsendem Interesse die Ratte, die ich gekauft habe – die mutierte, die aus der Toilette gekrochen ist, habe ich auch noch –, in ihrem neuen Glaskäfig zu beobachten, und hieve dann ihren verseuchten Körper über das komplizierte Habitrail-System auf dem Küchentisch, und sie will gerade das Wasser aus dem Spender trinken, den ich heute morgen mit vergiftetem Evian gefüllt habe. Der Anblick erscheint mir zu mitleiderregend oder nicht mitleiderregend genug. Ein Callwaiting-Piepsen reißt mich aus meinem gedankenlosen Delirium, und ich sage Van Patten und McDermott, sie sollen dranbleiben.
Ich hebe ab, warte kurz und sage dann: »Hier ist die Wohnung von Patrick Bateman. Bitte hinterlassen sie eine Nachricht nach dem –«
»Oh, um Himmels willen, Patrick, werd’ endlich erwachsen«, mault Evelyn. » Laß es einfach. Was soll das? Glaubst du wirklich, daß du
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