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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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erscheinen.
    »Wir können es noch schaffen.«
    »Aber vorher muss ich noch mal kurz anhalten.«
    »Zum Umziehen.«
    »Um einem Jungen wegen seiner Taschenlampe Bescheid zu sagen.«

25
    Die Königlichen Gerichtshöfe bestehen aus tausend Räumen und knapp fünf Kilometer Fluren, die meisten sind mit dunklem Holz getäfelt, das alles Licht aufsaugt und so zur allgemeinen Düsternis beiträgt. Der Stil lässt sich am ehesten als eine Art viktorianische Schauerromantik beschreiben. Gerichte sind dazu da, Leute gründlich einzuschüchtern, und das gelingt ihnen auch.
    Für Eddie Barrett hingegen ist es bloß eine weitere Bühne. Er schreitet durch Korridore, stößt Türen auf und zerstreut Ansammlungen flüsternder Anwälte. Für einen Mann mit so kurzen Beinen und dem prahlerischen Gang einer Bulldogge bewegt er sich erstaunlich schnell.
    Barrett ist für die juristische Zunft, was Hyänen für die afrikanischen Steppen sind – ein Tyrann und Aasfresser. Er nimmt seine Fälle nicht nach der Höhe des Honorars an, sondern nach der potenziellen öffentlichen Aufmerksamkeit. Und er nutzt jedes Schlupfloch und jede Zweideutigkeit, während er gleichzeitig das britische Rechtssystem als das »beste und gerechteste der Welt« rühmt.
    Für Eddie ist das Gesetz ein flexibles Konstrukt. Man kann es beugen, dehnen und verdrehen, bis es ist, wie man es haben will. Wenn er sich zur Seite wendet, kann er es sogar ganz verschwinden lassen.
    Ein Dutzend Schritte hinter ihm folgt Charles Raynor, Kronanwalt, wegen seines schwarzen Haars und seiner Hakennase auch als »die Krähe« bekannt. Er hat einmal einen ehemaligen Minister im Kreuzverhör über seine Vorlieben bei weiblicher Unterwäsche zum Weinen gebracht.

    Eddie entdeckt mich und stolziert herüber. »Na, guck mal an, wen haben wir denn da? Inspector Ruuuuuiiiiz. Von Ihnen hört man ja alle möglichen Geschichten. Es heißt, Ihre Frau vögelt einen anderen – sein Schwanz, ihre Muschi, und ab geht die Post. Ich wäre ziemlich angepisst, wenn ich meine Frau dabei erwischen würde, wie sie mit ihrem Boss bumst. In guten wie in schlechten Tagen, heißt es nicht so? Davon, für einen Prokuristen alles aufzugeben, ist nirgendwo die Rede.«
    Ich beiße die Zähne zusammen und spüre, wie sich ein roter Dunst über mich senkt.
    Eddie tritt einen Schritt zurück. »Ja, das ist das Temperament, von dem ich schon so einiges gehört habe. Viel Spaß vor Gericht.«
    Ich weiß, dass er mich provozieren will. So macht Eddie das – er geht den Leuten an die Wäsche und sucht nach der weichsten Stelle.
    Auf den Zuschauerrängen drängen sich Menschen, außerdem drei Reihen Pressevertreter, darunter vier Zeichner. Die Möblierung des Saals datiert in die Zeit vor Erfindung des Mikrofons zurück, die Kabel sind daher über den Boden verlegt und mit Klebeband fixiert.
    Ich sehe mich um, weil ich hoffe, dass Rachel da ist, und entdecke stattdessen Alexej, der mich beobachtet und darauf zu warten scheint, dass ich mich augenblicklich in meine Bestandteile auflöse. Links neben ihm sitzt der Russe, rechts ein junger Schwarzer mit schlaksigen Gelenken und schimmernden Augen.
    Charles Raynor, die Krähe, rückt seine Pferdehaarperücke zurecht und blickt zu seiner Gegnerin hinüber, Kronanwältin Fiona Hanley, einer attraktiven Frau mit den gleichen honigfarbenen Augen und derselben kühlen Distanziertheit, wie sie meiner zweiten Frau Jessie zu Eigen war. Miss Hanley wühlt eifrig in ihren Unterlagen und stellt Aktenordner auf, als wollte sie eine kleine Festung errichten. Sie dreht sich um und lächelt mich
unsicher an, als hätten wir uns schon einmal getroffen (nur etwa ein Dutzend Mal).
    »Erheben Sie sich.«
    Lord Connelly, der Oberrichter, betritt den Saal, bleibt stehen und mustert die Versammlung, als würde er die Himmelspforte bewachen. Schließlich nimmt er Platz, und alle setzen sich.
    Als Nächster erscheint Howard und steigt die Treppe zur Anklagebank hinauf. Sein Mund steht offen, sein Gesicht ist grau, seine Haare hängen schlaff über die leicht gerunzelte Stirn, so als hätte er die Orientierung verloren. Eddie flüstert ihm etwas zu, und sie lachen. Ich wittere überall Verschwörungen.
    Campbell glaubt, es sei von Anfang an Howards Plan gewesen. Die Lösegeldforderung, die Locke von Mickeys Haar, ihr Bikini, alles Teile eines groß angelegten Schwindels, um seine Verurteilung anzufechten und ihn aus dem Gefängnis zu holen.
    Aber ich kaufe ihm diese Theorie nicht ab, weil

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