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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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zerrissen haben.
    Lord Connelly lässt alle warten. Um zehn nach zehn betritt er den Gerichtssaal, und alle erheben sich. Sorgfältig platziert er seinen Walnussholzhammer rechts und ein Glas Wasser links von sich.
    Howard tritt von unten vor. In der Hand hält er eine Bibel mit roten Bändern als Lesezeichen. Seine Augen sind zugeschwollen, aber sein Blick ist trotzig. Eddie Barrett gibt ihm die Hand, und er lächelt ängstlich.

    Kronanwältin Fiona Hanley ist bereits auf den Beinen. »Ich kann das Verfahren möglicherweise beschleunigen, Euer Ehren. Aufgrund von Informationen, die erst im Laufe des Wochenendes ans Licht getreten sind, hat die Krone keine Einwände mehr gegen das von der Verteidigung beantragte Revisionsverfahren und ist damit einverstanden, dass die Anklage so bald wie möglich neu verhandelt wird.«
    Den Anwesenden stockt hörbar der Atem. Der Blutdruck steigt, die Blicke wandern zu Howard. Ich glaube nicht, dass er begreift, was los ist. Sogar Eddie Barrett wirkt verblüfft.
    »Das Gericht tagt in nicht öffentlicher Sitzung weiter«, sagt Lord Connelly und geht wie ein Kreuzritter in schwarzer Robe rechts von der Bühne ab.
    Wir warten zu viert in seinem Vorzimmer. In einer Ecke flüstern Eddie Barrett und die Krähe. Dabei lächelt die Krähe, ganz gegen ihre Gewohnheit. Fiona Hanley meidet derweil meinen Blick und zieht ihre Robe enger um ihren Körper.
    Lord Connellys Sekretärin ist eine vollbusige Schwarze mit strahlendem Lächeln, das ausschließlich Seinen Ehren vorbehalten ist. Sie arbeitet seit fünfzehn Jahren für ihn, und jeder kennt die Gerüchte.
    »Er empfängt sie jetzt«, sagt sie und zeigt auf die Tür.
    Mit einer knappen Verbeugung, die eine mönchische Tonsur entblößt, lässt Eddie Miss Hanley den Vortritt.
    Vor dem Tisch des Richters stehen nur drei Stühle. Ich lehne mich an ein Bücherregal an der Wand. Lord Connelly hat seine Perücke abgenommen. Sein eigenes Haar ist genauso weiß und über den Ohren kurz geschnitten. Als er sich an uns wendet, spricht er mit einem übertriebenen Privatschulenakzent.
    »Ich habe vier Tage mit der Formulierung des Urteils zugebracht, und jetzt kommen Sie mir plötzlich so.« Er fixiert Fiona streng.
    »Ich bitte um Verzeihung, Euer Ehren, ich habe erst gestern davon erfahren.«

    »Und wessen schlaue Idee war das?«
    »Es sind weitere Sachverhalte bekannt geworden …«
    »… die Sie an Mr. Wavells Schuld zweifeln lassen?«
    Sie zögert. »Die neue Sachlage schafft gewisse Komplikationen. «
    Eddie strahlt förmlich vor Schadenfreude, bis der Richter ihn wütend anstarrt. »Und Sie können Ihre Meinung für sich behalten, Mr. Barrett. Sie gehen mir in meinem Gericht schon genug auf die Nerven, in meinem Amtszimmer werde ich das nicht dulden.«
    Eddies Lächeln ist ausradiert.
    Lord Connelly steht auf, tritt hinter seinen Stuhl, stützt sich auf die Lehne und sieht mich direkt an. »Ich habe gehört, dass ich Sie nicht mehr mit Ihrem Dienstrang ansprechen sollte, Detective Inspector Ruiz, aber vielleicht können Sie mich darüber aufklären, was hier eigentlich los ist.«
    »Die Polizei hat eine neue Zeugin.«
    »Eine Zeugin oder eine Verdächtige?«
    »Beides.«
    »Bei Ihrer Aussage vor einigen Tagen haben Sie die Ansicht geäußert, dass Michaela Carlyle noch leben könnte. Ist das nach wie vor Ihre Auffassung?«
    »Nein, Euer Ehren.«
    Trauer flackert in seinem Blick auf. »Und diese neue Zeugin hat Sie veranlasst, den bisher angenommen Ablauf der Ereignisse in Zweifel zu ziehen?«
    »Sie hat die Entführung von Michaela Carlyle sowie die Versendung der Lösegeldforderung gestanden. Sie wird aussagen, dass Mickey drei Tage später unversehrt freigelassen wurde.«
    »Und was dann?«
    »Wir glauben, dass sie es bis zu den Dolphin Mansions geschafft hat.«
    Jetzt begreift der Richter, worauf ich hinauswill. Er knirscht mit den Zähnen, als wollte er sie abschleifen. »Das ist lächerlich!«

    »Wir werden auf jeden Fall Freilassung auf Kaution beantragen, Euer Ehren«, geht Eddie Barrett dazwischen.
    » Sie halten den Mund.«
    Ich übertöne beide. »Howard Wavell ist ein Kindesmörder. Er muss im Gefängnis bleiben.«
    »Unsinn«, murmelt Eddie. »Er ist hässlich und kauzig, aber das war noch nicht strafbar, als ich zum letzten Mal nachgeschlagen habe, und dafür sollten wir beide dankbar sein.«
    »Sie sind jetzt beide still«, herrscht Lord Connelly uns an und sieht aus, als wollte er jemanden in Stücke reißen. »Der Nächste,

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