Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost
Korridor auf. Die Neuigkeit hat sich verbreitet. Sie sind gekommen, um sich zu verabschieden. Ich schüttele Hände und murmel ein Dankeschön, während ich auf den Fahrstuhl warte.
Die Tür geht auf, und Maggie tritt heraus. Mit den blauen Augen und der bandagierten Nase sieht sie aus wie ein leutseliger Pandabär. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
»Wollten Sie gehen, ohne sich zu verabschieden?«
»Nein.«
Ali zieht einen Blumenstrauß hervor, und Maggie strahlt und umarmt mich. Ich war eine Nervensäge und habe sie in ein Krankenhausbett gebracht, aber sie will mich trotzdem umarmen. Ich werde die Frauen nie verstehen.
Im Erdgeschoss wanke ich auf meinem Gehstock durch das Foyer. Mein Bein wird kräftiger, und wenn ich mich angestrengt konzentriere, sehe ich nicht aus wie jemand mit einer Schusswunde, sondern als hätte ich ein Steinchen im Schuh. Weitere Krankenschwestern und Ärzte wünschen mir Glück. Ich bin eine Berühmtheit – der Detective, der einen Mordversuch überlebt hat. Ich möchte, dass meine fünfzehn Minuten Ruhm bald vorbei sind.
Es wimmelt von Polizisten, die sämtliche Eingänge und Dächer bewachen. Sie tragen schwarze Schutzwesten und automatische Waffen. Keiner weiß, was er machen soll. Sie sollen mich bewachen, aber ich haue ab.
Ali geht voraus und führt mich durch einen Notausgang und eine Betontreppe ins Parkhaus hinunter. Auf dem Weg zu ihrem Wagen bemerke ich John Keebal, der an einer Betonsäule lehnt. Er kommt nicht näher. Stattdessen knackt er eine Erdnuss und lässt die Schale auf einen ordentlichen Haufen vor seinen Füßen fallen.
Ich lasse Ali kurz stehen und gehen zu ihm.
»Besuchst du deine kranke Großmutter oder wartest du auf mich?«
»Ich dachte, ich fahr dich nach Hause, aber du bist ja bereits versorgt«, antwortet er und mustert Ali eingehend. »Bisschen jung für dich, oder?«
Wir sehen uns eine Weile an, und Keebal grinst. Ich werde langsam zu alt für diese Zipfelspiele.
»Was genau willst du?«
»Ich dachte, du lädst mich vielleicht zu dir nach Hause ein.«
»Hast du keinen Durchsuchungsbefehl gekriegt?«
»Offenbar nicht.«
Der Mann hat vielleicht Nerven! Konnte keinen Richter dazu bewegen, ihn mein Haus durchsuchen zu lassen, und erwartet von mir, dass ich trotzdem einwillige. So untermauert man einen Tatvorwurf. Wenn ich ablehne, wird Keebal behaupten, ich sei unkooperativ. Er kann mich mal!
»Hör mal, du weißt, dass ich dich unter normalen Umständen liebend gern einladen würde. Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich geputzt und einen Kuchen zum Tee gekauft, aber ich war ein paar Wochen lang nicht zu Hause. Vielleicht ein anderes Mal.«
Ich drehe mich auf dem Gehstock um und gehe zu Ali zurück. Sie zieht eine Augenbraue hoch. »Ich wusste gar nicht, dass der ein Freund von Ihnen ist.«
»Sie wissen doch – alle machen sich Sorgen um mich.«
Ich gleite auf die Rückbank eines schwarzen Audi. Ali setzt sich ans Steuer, und nach ein paar Rampen und Kurven fahren wir unter einer hochgeklappten Schranke hindurch in die Sonne. Während der Fahrt sagt Ali kein Wort. Stattdessen blickt sie abwechselnd auf die Straße und in den Rückspiegel. Sie wird mit Absicht erst langsamer, beschleunigt dann und schlängelt sich im Zickzack durch den dichten Verkehr, während sie im Spiegel nach möglichen Verfolgern Ausschau hält.
Dann kramt sie mit einer Hand auf dem Beifahrersitz herum und wirft mir eine kugelsichere Weste zu. Wir streiten darüber, ob ich sie tragen soll. Sie verliert offenbar die Geduld mit mir.
»Sir, bei allem Respekt, aber entweder Sie ziehen diese Weste an, oder ich schieße Ihnen eine Kugel ins andere Bein und fahre Sie zurück ins Krankenhaus.«
Als ich ihren Blick im Spiegel sehe, zweifle ich keine Sekunde an ihrer Entschlossenheit. Es gibt zu viele Frauen in meinem Leben, aber keine der erfreulichen Begleiterscheinungen.
Wir fahren in südlicher Richtung durch Kensington und Earl’s Court, vorbei an den Touristenhotels und Schnellrestaurants. Auf den Spielplätzen tummeln sich Mütter und Kleinkinder auf knallbunten Schaukeln und Rutschen.
Die Rainville Road verläuft gegenüber vom Wasserwerk von Barn Elms an der Themse entlang. Ich wohne gerne am Fluss. Ich kann morgens durch mein Schlafzimmerfenster in den weiten Himmel gucken und mir vorstellen, dass ich nicht in einer Siebenmillionenstadt wohne.
Ali parkt vor dem Haus und lässt den Blick über den Pfad am Flussufer und die Häuser auf der anderen
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