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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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passiert.
    Ich nehme die Tasche und stelle sie neben der Haustür ab.
    »Was machen Sie?«, fragt sie.
    »Hier können wir sie nicht lassen.«
    »Aber deswegen hätte man Sie beinahe getötet«, sagt sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Im Augenblick fällt mir kein besserer Plan ein. Ich muss in Bewegung bleiben. Mein einziger Ausweg besteht darin, die Einzelteile zusammenzufügen.
    »Und was ist, wenn Sie sich nicht erinnern?«, flüstert sie.
    Ich antworte nicht. Wenn ich über ein mögliches Scheitern nachdenke, endet jedes Szenario mit der gleichen unangenehmen Wahrheit. Ich bringe Leute ins Gefängnis. Ich lande nicht selber dort.

9
    Meine Kleidung ist in einem Koffer, der neben der Tüte mit ungeöffneter Post im Kofferraum von Alis Wagen liegt. Und neben den Diamanten. Ich hatte noch nie zwei Millionen Pfund. Ich hatte auch noch nie einen Ferrari oder eine Frau, die mit der Zunge Knoten in Kirschenstiele machen konnte. Ich sollte vielleicht beeindruckter sein.
    Der Professor hat Recht. Ich muss die Spuren zurückverfolgen – Rechnungen, Telefonate und Termine in meinem Kalender. Ich muss meine eigenen Schritte zurückgehen, bis ich die Lösegeldbriefe und das Lebenszeichen finde. Ohne hätte ich die Steine nicht übergeben.
    Sarah Jordan wohnt ganz in der Nähe der Dolphin Mansions. Ihre Mutter öffnet die Tür und erinnert sich an mich. Hinter ihr macht sich Mr. Jordan mit der Racing Post über dem Bauch auf dem Sofa breit, der Fernseher dröhnt.
    »Sarah ist gleich zurück«, sagt sie. »Sie ist nur kurz zum Supermarkt, ein paar Sachen einkaufen. Ist alles in Ordnung?«
    »Bestens.«
    »Aber Sie haben doch erst vor ein paar Wochen mit Sarah gesprochen. «
    »Es haben sich weitere Fragen ergeben.«
    Der Supermarkt ist gleich um die Ecke. Ich lasse Ali im Haus zurück und mache mich auf die Suche nach Sarah, froh, meine Beine ausstrecken zu können. Die hell erleuchteten Gänge sind mit Kartons und halb leeren Kisten zugestellt, ein Hindernisparcours für Einkaufswagen.
    Auf meiner zweiten Runde sehe ich ein junges Mädchen in einem langen Mantel am Ende eines Ganges herumlungern. Sie
blickt in beide Richtungen, bevor sie sich einen Schokoriegel in die Tasche stopft. Sie hat den rechten Arm an den Körper gepresst und versteckt offensichtlich noch mehr unter ihrem Mantel.
    Ich erkenne Sarah. Sie ist natürlich größer geworden und hat den Babyspeck abgelegt. Ihr hellbraunes Haar fällt in Ponyfransen in ihre Stirn, ihre feine gerade Nase ist mit Sommersprossen gesprenkelt.
    Ich blicke zu der Überwachungskamera an der Decke, die jedoch in die andere Richtung gerichtet ist. Sarah kennt ihre toten Winkel.
    Sie rafft den Mantel enger um den Körper, geht zur Kasse und stellt eine Packung Cornflakes und eine Tüte Marshmallows auf das Band. Dann greift sie sich eine Zeitschrift und blättert scheinbar desinteressiert darin herum, während die Kassiererin die Kundin vor ihr bedient.
    Eine junge Mutter mit einem Kleinkind stellt sich hinter ihr an. Sarah blickt auf und merkt, dass ich sie anstarre. Sofort wendet sie den Blick ab und zählt das Kleingeld in ihrer Hand.
    Der Hausdetektiv, ein Sikh mit hellblauem Turban, hat sich hinter den Plakaten für »Supersonderangebote« versteckt und sie durchs Fenster beobachtet. Er marschiert durch die automatische Tür, eine Hand an der Hüfte, als würde er nach einer nicht existierenden Waffe greifen. Das Licht hinter ihm bildet eine Korona um den Turban auf seinem Haupt: Der Sikh-Terminator.
    Sarah kriegt es erst mit, als er ihren Arm packt und hinter ihrem Rücken verdreht. Zwei Zeitschriften fallen aus ihrem Mantel. Sie versucht, sich seinem Griff zu entwinden und schreit auf. Alle erstarren – die Kassiererin vergisst, auf ihrem pinkfarbenen Kaugummi herumzukauen, ein Mitarbeiter, der Regale einräumt, bleibt auf der Leiter stehen, der Metzger hört auf, Schinken zu schneiden…
    Ein tiefgefrorenes chicken korma brennt in meiner Hand. Ich
kann mich nicht erinnern, es aus der Tiefkühltheke genommen zu haben. Ich dränge mich an der Schlange vorbei und gebe es der Kassiererin. »Sarah, ich hab dir doch gesagt, du sollst auf mich warten.«
    Der Sicherheitsmann zögert.
    »Tut mir Leid. Wir hatten keinen Korb.« Ich greife in Sarahs Taschen, ziehe die Schokoriegel heraus und lege sie auf das Band. Dann hebe ich die Zeitschriften auf und entdecke noch eine Packung Kekse, die sie unter den Bund ihrer Shorts geklemmt hat.
    »Die wollte sie klauen«, protestiert der

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