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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Straßenseite schweifen. Sie steigt aus, hastet die Treppe hinauf und schließt mit meinem Schlüssel die Haustür auf. Nachdem sie die Räume durchsucht hat, kommt sie zurück.
    Sie legt ihren Arm um meine Hüfte, und ich humpele ins Haus. Ein Haufen Briefe, Rechnungen und Werbesendungen hat sich auf der Fußmatte angesammelt. Ali hebt ihn mit beiden Händen auf. Ich habe jetzt keine Zeit, meine Post durchzusehen. Ich schmeiße sie in eine Einkaufstüte und wandere in der Hoffnung, meine Erinnerungen wiederzubeleben, durch das Haus.
    Ich kenne jeden Winkel, aber das Vertraute hat nichts Tröstliches. Die Dimensionen scheinen unverändert, genau wie die Farben und Möbel. Der Küchentresen ist bis auf drei Kaffeebecher im Spülbecken leer. Ich muss Besuch gehabt haben.
    Auf dem Tisch liegen orangefarbene Plastikschnipsel, Klebeband und kleine, mit einem Brotmesser zurechtgeschnittene Styroporquadrate. Ich habe offensichtlich irgendwas eingepackt. Die Styroporkrümel auf dem Boden sehen aus wie künstlicher Schnee.
    Mein Terminkalender liegt neben dem Telefon – aufgeschlagen an dem Tag, an dem ich angeschossen wurde – Dienstag, der 25. September. Zwischen den Seiten steckt die Rechnung für eine Kleinanzeige in der Sunday Times . Der Text steht in meiner Handschrift daneben.
    Ferienhaus in der Toskana für 6 Pers. gesucht. Swimmingpool erwünscht. Garten. Gute Anbindung nach Florenz. Sept./Okt. Für 2 Monate.
    Ich habe die Anzeige vier Tage vor der Schießerei per Kreditkarte bezahlt. Warum wollte ich ein Ferienhaus in der Toskana mieten?
    Die darunter angegebene Handynummer erkenne ich nicht.
Ich nehme den Hörer ab, wähle und höre eine metallische Stimme, die mir erklärt, dass der Teilnehmer zurzeit nicht erreichbar ist. Ich kann nach dem Piepton eine Nachricht hinterlassen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, und will meinen Namen nicht hinterlassen. Das wäre vielleicht unvorsichtig.
    Ich lege auf und blättere in meinem Terminkalender zurück, überfliege letzte Mahnungen für unbezahlte Rechnungen und Zahnarzttermine. Es muss doch noch weitere Hinweise geben. Ein Name springt mir ins Auge – Rachel Carlyle. In den zehn Tagen vor der Schießerei habe ich sie sechs Mal getroffen. Hoffnung schwillt in mir an wie eine Welle.
    Ich blättere noch weiter zurück und gehe den Monat davor durch. Am zweiten Dienstag im August habe ich den Namen Sarah Jordan eingetragen – das Mädchen, das auf der Treppe vor dem Haus auf Mickey gewartet hat. Ich kann mich nicht daran erinnern, Sarah getroffen zu haben. Wie alt mag sie jetzt sein – zwölf, dreizehn vielleicht?
    Ali versucht oben ein paar Sachen für mich einzupacken. »Haben Sie noch irgendwo Bettwäsche?«, ruft sie.
    »Ja, ich hole sie.«
    Der Wäscheschrank ist im Flur neben der Waschküche. Ich lehne meinen Gehstock an die Tür und strecke beide Arme aus.
    In einer Schrankecke klemmt eine Sporttasche. Ich ziehe sie heraus und lasse sie fallen, um an die Bettwäsche zu kommen. Erst dann dämmert mir etwas. Ich starre auf die Tasche. Ich weiß, dass ich eine Menge vergessen habe, aber ich kann mich nicht erinnern, je eine solche Tasche besessen zu haben.
    Ich lasse mich vorsichtig auf ein Knie sinken und ziehe den Reißverschluss auf. In der Tasche befinden sich fünf knallorangefarbene Päckchen. Meine Hände zittern nicht, als ich das Klebeband und die Plastikverpackung aufreiße. Darunter befindet sich eine weitere Schicht, in die ein schwarzer Samtbeutel gewickelt ist. Diamanten purzeln in meine Hand und rutschen durch meine Finger.

    Ali kommt die Treppe herunter. »Haben Sie die Laken gefunden? «
    Es bleibt keine Zeit zu reagieren. Ich blicke ratlos zu ihr auf. Meine Stimme klingt heiser. »Diamanten! Das muss das Lösegeld sein!«
    Alis Hände zittern nicht, als sie Eiswürfel aus dem Gefrierschrank bricht und in mein Glas gibt. Sie macht sich eine Tasse Kaffee, lässt sich auf die Bank mir gegenüber fallen und wartet auf eine Erklärung.
    Ich habe keine. Ich fühle mich, als hätte ich mich an einen fremden Ort verirrt, umringt von Ländern, deren Namen ich nicht kenne.
    »Die müssen ein Vermögen wert sein.«
    »Zwei Millionen Pfund«, flüstere ich.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe keine Ahnung. Sie gehören Alexej Kuznet.«
    Furcht umwölkt ihren Blick wie der erste Anflug eines Fiebers. Sie kennt die Geschichten. Ich kann mir vorstellen, dass sie nach Feierabend in der Polizeischule erzählt werden.
    Wieder fallen mir die Plastikschnipsel

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