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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sollen.

 
15
     
     
    Zügig nahm sie zu ihrer Kabine einen Umweg, auf dem sie an einem der Werkzeugschränke der Käptens Liebchen vorüberkam.
    Als sie den Schrank öffnete, fing sie zu zittern an. Falls jemand sie dabei erwischte, war sie erledigt. Aber Bummelei konnte sie sich nicht leisten: Sie hatte zuwenig Zeit. Ungeachtet des Risikos suchte sie sich einen Spannungsprüfer, eine kleine Rolle Draht, einen Schraubenzieher und einen Mini-Laser für Verdrahtungszwecke heraus; sie versteckte alles in ihren Taschen. Dann eilte sie weiter zu ihrer Kabine.
    Sie sorgte sich nicht darum, daß Nick innerhalb der nächsten Stunden über sie herfallen könnte. Gegenwärtig wurde er von zu vielen Seiten beansprucht. Er sah sich mit den Amnion und der Gefahr konfrontiert, daß sein Raumschiff eventuell den Bannkosmos nie mehr verlassen konnte. Darüber hinaus mußte er die Reaktionen seiner Crew auf die Tatsache berücksichtigen, daß er sich nicht scheute, den Amnion einen Menschen auszuliefern. Wenn er ihnen Davies verkaufte, gab er der ganzen Besatzung einen Anlaß zum Mißtrauen. Tat er nichts zur Wiederherstellung des Vertrauens – und zwar bald –, mochte die Folge sein, daß Argwohn an Bord der Käptens Liebchen gehörige Unerfreulichkeiten verursachte.
    Zur gleichen Zeit hatte er erstmals einen Einblick erhalten, wie es wirklich stand zwischen ihm und Morn, zum erstenmal die Maskerade erkannt, durch die sie ihn irregeführt hatte. Nun mußte er sich damit abfinden, daß alles, was er für sie empfunden, jede Entscheidung, die er in bezug auf sie getroffen hatte, auf einer Lüge beruhte.
    Unter diesen Umständen ließ er sie bestimmt in Ruhe, bis die Käptens Liebchen abgeflogen war, sie sich so weit von Station Potential entfernt hatte, daß er sich in Sicherheit fühlen durfte. Und bis zu dem Zeitpunkt mochten noch Tage verstreichen; vielleicht kam er nie. Morn hatte vor, sich damit auseinanderzusetzen, sobald oder falls sie in diese Situation geriet.
    Nein, ihre Hauptsorge galt – hinsichtlich Nick – ihrem schwarzen Kästchen. Hatte er inzwischen gemerkt, daß ihr Z-Implantat nur dann eine Bedeutung hatte, wenn sie dafür auch ein Kontrollgerät besaß? War er noch zu beschäftigt, um sich der Mühe zu unterziehen, es ihr fortzunehmen?
    Solang er sie es behalten ließ, blieb sie im Vorteil.
    Als sie zu ihrer Kabine gelangte und das Schloß betätigte, öffnete sich die Tür.
    Morn war sicher, daß Nick es nicht versäumte, sie einzusperren, sobald er an seiner Kommandokonsole sah, daß sie sich in ihrer Kabine befand. Trotzdem ging sie hinein, ließ die Tür sich schließen.
    Sofort zeigte ein kleines, bernsteingelbes Lichtchen an der inneren Kontrolltafel an, daß man sie gefangengesetzt hatte.
    Von nun an brauchte sie sich nicht mehr zu beeilen. Die Ersatzteile hätten die Amnion sofort liefern können, nicht dagegen die Adapter. Und nicht einmal während eines seiner ärgsten Wutanfälle hätte Nick den Amnion Davies überlassen, bevor sie ihren Teil der Abmachung erfüllten. Möglicherweise hatte sie eine Stunde Zeit oder fünf Stunden; auf alle Fälle genug.
    Sie beeilte sich trotzdem. Verzweiflung und der Einfluß des Z-Implantats machten sie nahezu manisch.
    Mit dem Schraubenzieher hebelte sie am Türschloß die Kontrolltafel auf.
    Sie arbeitete so umsichtig, wie ihre innere Raserei es zuließ. Jeder Fehler würde vom Computer angezeigt; müßte Nick alarmieren. Aber sie war über jede Zurückhaltung hinaus, und der zwanghafte elektrische Einfluß in ihrem Gehirn gewährte keiner Unsicherheit Raum. Weil kaltes, schrankenloses Grauen und ungehemmte Wut sie antrieben, fühlte sie sich, als könnten ihr keine Irrtümer unterlaufen.
    Sie testete die Schaltkreise mit dem Spannungsprüfer, bis sie sie durchschaut hatte. Dann verlegte sie kurze Stückchen Draht – so krumm und gleichzeitig in der Bedeutung erkennbar wie Handschrift – auf eine Weise, die den Zweck hatte, den Schloßmechanismus und seinen Sensor zu umgehen, so daß der Computer nichts anderes als eine geschlossene und verriegelte Tür mehr meldete. Nachdem sie die Drähte mit den Schaltkreisen verschweißt hatte, sengte sie die umgangenen Schaltungen weg.
    Von nun an ließ die Tür sich nicht mehr elektronisch öffnen oder schließen. Aber Morn konnte sie mittels Druck ihrer Handflächen auf- und zuschieben.
    Vorerst war sie fertig.
    Damit brach für sie die Zeit des Wartens an.
    Eigentlich hätte es ihr unmöglich sein müssen, dafür die

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