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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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abscannte. Er bemerkte nur zwei. Einer davon, ein Mann, der an der Theke hockte, starrte gebeugt auf sein Paar mechanischer Hände, als flößte der Sachverhalt, daß sie auch als Sender dienten, ihm Ekel ein; er war von Nick Succorso zu weit entfernt und konnte ihn nicht belauschen. Der zweite Melder, eine Frau, die so gut wie keine Kleidung trug, aber eine unmißverständliche EM-Signatur aufwies, saß in der Nähe der Ecke, in der Succorso Platz genommen hatte, an einem Tisch. Sie war nicht allein: an ihren Seiten flegelten sich zwei Männer, spendierten ihr abwechselnd Drinks, lallten ihr Blödsinn ins Ohr und befummelten ihre Brüste. Doch die beiden Kerle hatten keine Bedeutung; einzig die Frau verkörperte Gefahr.
    Angus’ Data-Nukleus empfahl ihm, sich ihrer zu entledigen. Allerdings gab er keine konkrete Verfahrensanweisung, und ebensowenig übte er irgendeinen Zwang aus.
    Nick Succorso blieb sitzen, während Angus und Taverner sich näherten. Er saß mit dem Rücken zu einer Ecke, so daß er das gesamte Lokal im Blickfeld hatte. Angus hätte diesen günstigen Sitzplatz lieber selbst gehabt; sein Programm war jedoch anderer Meinung. Längst waren Angus die Emissionen aufgefallen, die aus der Wand drangen, wo die Kabel der am nahsten installierten Observationsgeräte verliefen. Setzte er sich links neben Succorso, war er den Emissionen näher.
    »Milos…« Succorso grinste unablässig. »Und Kaptein Thermogeil. Es wäre ja nett, könnte ich so tun, als wäre ich überrascht. Aber leider weiß auf diesem Steinklotz schon jeder, der nicht irgendwie hirntot ist, daß Sie beide sich hier rumtreiben.« Er wandte sich an Taverner. »Es wäre besser gewesen«, fügte er hinzu, »hätten wir uns in meinem Schiff besprechen können.«
    Von Angus in diese Richtung gedrängt, setzte Taverner sich an Succorsos rechte Seite. Angus griff sich den Stuhl zur Linken Succorsos und drehte ihn mit der Rücklehne zur Wand.
    »Vielleicht besser für Sie«, entgegnete Taverner achtsam. »Für mich nicht. Ich stehe schon mies genug da.«
    Succorsos Narben sahen so aus, wie Angus’ Zunge sich anfühlte: nach Asche und Schmerzen. »Ich habe Ihnen angeboten, Sie aufzusuchen. Auch das haben Sie abgelehnt.«
    Taverner zog eine verdrossene Miene. »So ist es vernünftiger. Der Kassierer traut uns nicht. Also hilft’s uns, wenn wir uns möglichst normal benehmen.« Nur sein Tonfall deutete die Wahrheit an: den Informationen in Angus’ Data-Nukleus zufolge war Taverner befohlen worden, Situationen zu meiden, in denen er in Versuchung gelangen könnte, seine Macht über den Cyborg öffentlich ersichtlich zu machen. Und Angus’ Kenntnis des Befehls machte seine Einhaltung verbindlich. »Thermopyle behauptet, er hat ’n Talent fürs Ausspähen der Wächter«, sagte Taverner leise und gesenkten Kopfs, als spräche er zur Tischplatte. »Er meint, er kann uns Ärger ersparen. Wir stecken im selben Schlamassel, deshalb glaube ich ihm.«
    »Sind Sie sicher?« Succorso schaute Angus nicht an. »Seit unserem letzten Plausch ist ’ne Menge passiert. Ich habe viel am Hals gehabt… Und Sie sehen aus, als wär’s Ihnen genauso gegangen. Woher wissen Sie, daß er mit Ihnen in ein und derselben Patsche steckt?«
    »Wir wollen was zu trinken, Taverner«, mischte Angus sich grob ein, weil er nicht herumbrüllen durfte. »Wozu sitzen wir hier auf ’m Arsch, wenn wir uns nicht besaufen?«
    Milos Taverner galt als Angus’ Erster Offizier: von ihm erwartete man, daß er Anweisungen befolgte. Trotzdem zeigte er in seinem Blick einiges von seinem Ärger, ehe er aufstand und zur Bar ging.
    »Kaptein Thermogeil«, nölte Nick Succorso, »Sie werden auf Ihre alten Tage zu einem richtigen Rüpel. Ich habe den Eindruck, Sie möchten nicht, daß Taverner meine Fragen beantwortet. Warum wohl nicht? frage ich mich. Haben Sie eventuell unterm Tisch irgendeine Sauerei am Laufen?«
    Angus befaßte sich mit dem Einschätzen der Bedrohlichkeit der Situation. Ohne Zweifel konnte die Kamera oben in der Decke ihn gut sehen, das Mikrofon hingegen möglicherweise nicht allzu deutlich hören. Die Nackte und ihre Freier dagegen saßen nur zwei Tische entfernt; für ihre Mikros reichte der Abstand allemal aus. Noch sah Angus darin kein Problem: vorerst brauchte er nichts zu sagen, was sein Data-Nukleus dem Kassierer vorzuenthalten hatte. Doch die Risiken mußten zügig wachsen, vor allem, wenn Succorso und Taverner die Gesprächsthemen anschnitten, über die sie sich

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