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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Leichtigkeit zog er beide Männer von den Stühlen hoch.
    »Ich habe gesagt«, grölte er in der Lautstärke einer Alarmanlage, »es paßt mir nicht, wie sie mich anguckt!«
    Damit sicherte er sich ihre Aufmerksamkeit. Sie waren nur kleine Leutchen, einsame Kerlchen, wahrscheinlich Mechaniker oder Maschinenschlosser der Werft, zu angetrunken, um an irgend etwas anderem als der Frau interessiert zu sein; wahrscheinlich sogar zu betrunken, um die Chance, böte sie ihnen eine, nutzen zu können. Schon Angus’ schiere Körperkräfte allein erschreckten sie bis zur Kopflosigkeit. Der eine wirkte, als müßte er in Ohnmacht fallen. »Was sollen wir denn dagegen tun?« plapperte der andere.
    Von der Theke starrte Milos Taverner herüber, als hätte Angus die Selbstvernichtung eingeleitet. Beide Barkellner standen wie Statuen da; Angus sah ihre Finger über den Tasten schweben, mit denen sie Wächter herrufen konnten. Der Melder an der Theke behielt seine zusammengesunkene Sitzhaltung bei. Alle übrigen Anwesenden im Lokal glotzten Angus an.
    Er stellte die beiden Männer auf die Füße. Sobald sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatten, ließ er sie los. Dann zeigte er auf einen weiter entfernten, freien Tisch, der außerhalb der Hörweite stand. »Ich will«, erklärte er in gemäßigterem Ton, aber mit betont deutlicher Aussprache, »daß ihr euch mit diesem miesen Stück Fleisch« – unvermittelt brüllte er wieder – »dort hinsetzt!«
    »Ich hab dich gar nich anguckt«, beteuerte die Frau. »Ich kenn dich gar nich.«
    Es schien, als bekäme sie es nicht mit, wie die zwei sie vom Sitz hoch- und fortzogen, betrunken zwischen den Tischen davonschwankten. Offensichtlich hatte keiner von beiden auch nur die geringste Ahnung von der wahren Funktion der Frau.
    Verängstigt kehrte Taverner zu Angus zurück. Angus beachtete ihn nicht, drehte ihm den Rücken zu und setzte sich wieder zu Nick Succorso.
    »Was, zum Teufel, sollte denn das eigentlich geben?« erkundigte Succorso sich spöttisch. »Legen Sie’s drauf an, hier abgemurkst zu werden, oder macht’s Ihnen einfach Spaß, jeden so zu verärgern, daß er Sie am liebsten abknallen möchte?«
    Angus ignorierte auch seine dummen Fragen. »Ich bin in der Kombi-Montan-Station nicht untätig gewesen«, sagte er, als er erneut, diesmal verkehrt herum, auf seinem Stuhl hockte. Seine Wut hatte sich gewissermaßen verfestigt, kraftvoller geballt, als hätte es sie, ein wenig Zorn abgelassen zu haben, um so mehr verstärkt. In seinen Adern wummerte der Puls; doch seine Atmung ging trotz des vorherigen Ausbruchs seiner Aggressivität langsam und gleichmäßig. »Mag sein, ich war nicht schlau genug, um zu vermeiden, daß Sie mich in ’ne Falle locken, aber das heißt nicht, ich wäre völlig blöde gewesen. Während Sie und Taverner dort gemauschelt haben, sind von mir ’n paar Externaktivitäten betrieben worden.«
    Mit einem Finger schrieb er das Wort ›Melder‹ auf die Tischplatte.
    Geringfügig weiteten sich Succorsos Augen; vielleicht infolgedessen, was Angus ihm sagte, oder vielleicht aufgrunddessen, was er schrieb.
    »Ich bin zu Ihrem Kahn hinübergelatscht«, erzählte Angus, »und habe Ihre Kabel mit ’m Potentiometer gemessen, bis ich das fand, durch das Sie Ihre Computerverbindung zur KombiMontan-Station hatten. Dann habe ich um die Leitung ’n Magnetfeld erzeugt und ’n eigenes Koaxialkabel zu meinem Raumschiff verlegt. Dadurch konnte ich die Fluktuationen in Ihren Datenübermittlungen messen. Ich habe sozusagen ein Echo der kompletten Kommunikation zwischen Ihnen und Taverner aufgezeichnet.«
    Taverner blieb so ruckartig stehen, als er den Tisch erreichte, als wäre er von einem Betäubungspfeil getroffen worden. Davon hatte er bislang keine Kenntnis gehabt. Doch er durfte seine Überraschung nicht zeigen, weil er sonst Angus – und ebenso Hashi Lebwohl – bloßgestellt hätte.
    Die intensive Aufmerksamkeit, die die Enthüllung bei Succorso auslöste, bereitete Angus grimmige Genugtuung. Succorso wirkte, als hätte er gerade gemerkt, daß seine Bordcomputer nicht mehr auf die Prioritätscodes reagierten.
    »Sie zu dechiffrieren, war mir nicht möglich, aber das brauchte ich nicht, um einen Beweis in Händen zu haben.« Angus’ Stimme klang, als brächen Knochen. Keine Worte genügten, um seiner Wut Ausdruck zu verleihen; doch er gab sich alle Mühe. »Der Leitweg war darin enthalten. Das ist immer der Fall. Und meine Aufzeichnung ist in den Data-Nukleus der

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