Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
Repressalien des Kassierers, all der VMKP-Verräterei und Angus Thermopyles Bosheit seine wahre Unbezwingbarkeit wiedergewonnen, »was er von mir will, ehe ich mein Schiff zurückhaben kann?«
Die Posten schüttelten den Kopf. »Fragen Sie ihn doch«, höhnte der Gorilla.
»Das werde ich tun«, antwortete Nick um seines Selbstwertgefühls willen, »sobald ich dafür Zeit übrig habe.«
Mit ruckartiger Schroffheit drehte er sich um und entfernte sich.
Thermogeil, Taverner, der Kassierer und der verfluchte Hashi Lebwohl waren nicht ganz bei Trost, wenn sie sich einbildeten, so mit ihm umspringen zu können.
Während er so krampfhaft grinste, daß sich seine Narben in die Länge zogen, bog er um die Ecke, verließ das Blickfeld der Wachen – und prallte beinahe mit Mikka Vasaczk zusammen.
Sie hob eine Hand an seine Brust, um ihn zurückzuschubsen. Er brauchte ihr nicht erst in die Augen zu schauen, um zu erkennen, welche Wut, welche Verzweiflung in ihr brodelten. Die Kraft, mit der sie ihn stieß, und der Schwung ihrer Hüften machten ihm klar, daß sie unrein Haar auf ihn eingedroschen hätte.
Hinter ihr standen wie Leibwächter Sib Mackern und Vector Shaheed. Lumpi war gleichfalls dabei. Aber kaum hatte Nick die Anwesenheit der drei bemerkt, ignorierte er sie auch schon. Ihm fehlte die Zeit, um über die Bedeutung der Tatsache nachzudenken, daß die vier sich zusammengefunden hatten. Die ihnen gegebenen Befehle hätten sie getrennt halten müssen; folglich hatten sie nicht gehorcht. Das war gefährlich, aber zweitrangig. Dafür sollten sie später büßen. Nicks unmittelbares Problem waren Mikka und die Aufpasser vor der Käptens Liebchen.
»Genau auf euch hab ich gewartet«, sagte er halblaut. Seine sardonische Äußerung klang so überzeugend, daß er sie fast selbst glaubte. »Kommt mit! Es gibt einiges zu tun.«
Er rauschte an Mikka vorbei, als bliebe ihr überhaupt keine andere Wahl, als sich ihm anzuschließen.
»Nick!« Sie packte ihn am Arm, hielt ihn fest. »Hör mir mal zu.« Sie hatte ihn mit aller Kraft gefaßt. Aus irgendeinem Grund erinnerte ihre Faust ihn an den starken Druck ihrer Schenkel, wenn er sie gefickt hatte. »Das ist jetzt deine letzte Chance.«
Absichtlich blickte Nick in die Kamera der nächstbesten Observationsinstallation. »Laß es mal lieber gut sein. Der Kassierer hat bestimmt keine Bedenken, alles gegen dich auszulegen, was du redest.«
Und besonders gegen mich.
Anscheinend scherte Mikka sich darum nicht. »Hör mir zu!« Die plötzlich tieferen Falten ihres Gesichts spiegelten Erbitterung wider. Sie wirkte wie eine Frau, die beschlossen hatte, vor die Mündungen von Materiekanonen zu treten. »Von dir nehmen wir keine Befehle mehr entgegen. Wir arbeiten nicht mehr für dich. Wir gehören nicht mehr deiner Besatzung an. Du hast uns unübersehbar gezeigt, daß du uns für entbehrlich hältst. Und was du mit uns treibst, gefällt uns ganz und gar nicht. Deshalb ziehen wir jetzt einen Schlußstrich.«
Sie ließ seinen Arm nicht los.
Nick konnte es nicht verhindern: offenen Munds stierte er sie an. »Was?«
Sib Mackern schob sich näher an Mikkas Schulter, als suchte er bei ihr Schutz; oder hätte er sich dafür entschieden, mit ihr gemeinsam zu sterben.
Nicks Ungläubigkeit beeindruckte Mikka nicht. »Die Überwachungsanlagen sind uns nur recht«, knirschte sie ihm ins Gesicht. »Diesen kleinen Trick haben wir von dir gelernt… Taktische Nutzung von Aufzeichnungen. Ganz egal, wie schnell du bist, du kannst uns nicht alle vier totschlagen, ohne daß wir dem Kassierer nicht wenigstens einiges von dem verraten, was du ihm verschweigen möchtest.«
»Genauso ist es, Nick«, bekräftigte Vector. Seine Stimme klang ruhig und leicht bekümmert. »Ich glaube sogar, du schaffst es nicht, auch nur einen von uns kaltzumachen, bevor der Kommandokomplex die zwei Wächter herdirigiert« – mit dem Kinn wies er in die Richtung der Käptens Liebchen –, »um festzustellen, was sich hier eigentlich abspielt.«
Der Bordtechniker hatte recht. Außer wenn der Kommandokomplex oder der Kassierer sich momentan auf zu viele andere Vorgänge konzentrieren mußten, waren die Wächter wahrscheinlich schon unterwegs.
»Aber bringst du uns nicht um«, erklärte Mikka, während Nick sie anstarrte, »kannst du uns nicht daran hindern zu reden, mit wem’s uns paßt… Beispielsweise mit Kapitänin Chatelaine.« Wie in Nicks Narben schien sich auch in ihren Augen Blut zu stauen. »Oder zum
Weitere Kostenlose Bücher