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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Keuchen wich Sib Mackern zurück, suchte illusorischen Schutz an der Wand. Vector glitt aus dem Schußfeld, als ob er schwebte.
    Mit der Klotzigkeit eines Findlings verharrte der Wächter neben Mikka und Lumpi, zielte mit der Waffe auf Nicks Bauch.
    Doch auch dem fühlte Nick sich gewachsen. Sogar seine Kopfschmerzen hatten nachgelassen. Er fühlte sich zu allem bereit. Ihn interessierte nur, daß der Wächter allein aufgekreuzt war; sein Kamerad war zur Bewachung der Käptens Liebchen zurückgeblieben.
    »Mikka«, sagte Nick im Plauderton, »ich gebe dir nur noch einen einzigen Befehl. Es ist der letzte, danach sind wir quitt. Nimm diesem Watschengesicht die Knarre weg und schieß ihm den Arsch ab.«
    Augenblicklich handelte Mikka.
    Aber nicht, um zu gehorchen: sie ging auf Abstand, hob die leeren Hände, trat aus dem Gefahrenbereich, deckte Lumpi mit ihrem Körper.
    Doch es genügte, daß sie sich überhaupt regte. Mit brutaler Kolossalität drehte sich der Gorillatyp, um die Mündung der Waffe auf sie zu richten.
    Da schnellte Nick schon vorwärts.
    Nach zwei blitzartigen Schritten sprang er auf den Kerl zu.
    Indem er das linke Knie emporschwang, um eine größere Höhe zu erreichen, trat er dem Wächter die rechte Stiefelspitze gegen den Kehlkopf.
    Unter Zuckungen ließ der Mann das Gewehr fallen, als hätte das Metall ihm einen elektrischen Schlag versetzt. Er würgte an zerspellten Knorpeln und zerrissenen Muskeln, während er vornüber aufs Gesicht stürzte.
    Mit lässiger Mühelosigkeit fing Nick die Waffe mitten aus der Luft. Seine Hände schlossen sich um Lauf und Abzugstaste.
    »Gottverflucht noch mal, Weib«, maulte er Mikka an, »ich habe dir doch gesagt, was ich will.«
    Man merkte ihr an, daß sie jetzt mit dem Schlimmsten rechnete. Lumpi zappelte an ihrer Schulter herum, versuchte sich anscheinend vor sie zu stellen. Vector hielt Sib so energisch fest, daß er sich nicht vom Fleck rühren konnte.
    Nick hätte Mikka liebend gern erschossen. Sie hatte es verdient. Alle verdienten sie es. Aber er brauchte Mikka.
    »Ich denke mir«, meinte er gehässig, »ihr habt ungefähr zehn Sekunden lang Zeit, um euch zu etwas zu entschließen. Danach wird der Kassierer euch nie mehr eigene Entscheidungen erlauben.«
    Trotz des Umstands, daß sein Kopf auf einmal wieder schmerzte, als hätte er einen Schlag mit einer Axt erhalten, machte er kehrt und lief behende wie eine Raubkatze in die Richtung der Posaune.
    Im Vorbeilaufen sah er in den Augenwinkeln, wie auf der Anzeigetafel zur Astro-Parkbucht der Sturmvogel ein roter Hinweis leuchtete: ACHTUNG – SCHIFF LEGT AB.
    Blut rauschte, Schmerz dröhnte in seinen Ohren. Er hörte nichts als das Stampfen seiner Stiefel und das Japsen seiner Lungen. Bis er zum Zugang zur Posaune gelangte und sich umwandte, wußte er nicht, ob Mikka und Lumpi, Vector und Sib sich ihm angeschlossen hatten. Sie folgten in schnellem Lauf.
    »Nick«, krächzte Mikka, bevor er in den Gang eilte, »es kommen weitere Wächter, und zwar jede Menge.« Sie hielt so unvermittelt an, daß Lumpi gegen ihren Rücken prallte. Sibs Stiefel schlitterten über den Boden; fast fiel er hin. Vector kam zehn, fünfzehn Meter dahinter; wegen seiner Arthritis konnte er sich nur langsam fortbewegen. »Sie wären schon da, hätten sie nicht schweres Gerät zu transportieren. Sieht aus wie Bergbau-Laser.«
    Für eine Sekunde wankte Nick, errang das Gleichgewicht zurück. »Sie sind nicht zur Käptens Liebchen unterwegs? Sie kommen hier her?«
    »Ich weiß ’s doch auch nicht.« Abweisend hob Mikka die Schultern. »Jedenfalls kommen sie da herunter.«
    Das bedeutete, der Kassierer wußte, wo Thermopyle und Taverner sich befanden. Er wußte, wo sich Davies versteckte.
    Im Wettlauf mit dem Untergang rannte Nick durch den Zugang und das Scanningfeld zur Luftschleuse der Posaune.
    Mit dem Handballen hieb er auf die EIN-Taste des externen Interkom-Apparats.
    »Hier ist Nick Succorso.« Trotz der Notlage schaffte er es, in nahezu geruhsamem Ton zu sprechen. »Lassen Sie mich ein. Ich hab’s mir anders überlegt. Und ich habe Hilfe mitgebracht.«
    Niemand antwortete. Aus dem Lautsprecher drang nur das unterschwellige Wispern von Statik. Die Schleuse blieb geschlossen.
    Stiefelabsätze knallten, und Mikka holte ihn ein, dichtauf gefolgt von Sib und Lumpi. Beharrlich blieb Vector der Gruppe auf den Fersen.
    »An Ihrer Stelle würde ich auf mich hören«, nölte Nick in die Interkom. »Sie können Unterstützung gebrauchen.

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