Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
Ach, übrigens, ich glaube, ich habe noch nicht erwähnt, daß vor Ihrer Astro-Parkbucht ’n ganzer Schwarm Wächter aufzieht. Sie haben Bergbau-Laser dabei. Der Kassierer hat vor, Sie anzuschneiden wie ’ne Cäsiumader.«
Du himmelschreiender Hurenbock, du solltest dir lieber ganz genau überlegen, was du anfängst!
Die Servomotoren winselten, und langsam öffnete sich die äußere Schleusenpforte.
Mikka schubste Lumpi fast kopfüber in den Spalt, sprang ihm unverzüglich nach. Nick ließ Vector und Sib mit einem Nicken den Vortritt, als hätte er die Absicht, ihnen mit dem Gewehr Rückendeckung zu geben; als nähme er Anteil an ihrem Schicksal. Piraten im Rufe der Verwegenheit taten so etwas. Erst als Mikka Tasten drückte, um die äußere Schleusenpforte zu schließen und die innere Pforte zu öffnen, trat er flugs in die Schleusenkammer.
Ehe die Schleusenpforte zufiel, erhaschte er einen Blick auf Wächter, die in den Zugang der Astro-Parkbucht vorrückten.
Sie hatten es eindeutig auf die Posaune abgesehen.
»Und was nun?« fragte Mikka nahezu außer Atem.
Nick sparte sich die Mühe einer Auskunft. Sobald die innere Schleusenpforte offenstand, beeilte er sich zum Lift und stieg hinein. Was von seiner Crew übrig, ihm von seinem Raumschiff geblieben war, drängte sich hinter ihm in der Aufzugkabine zusammen. Per Tastendruck setzte er sie nach oben in Bewegung.
Mikka und ihre Begleiter verkörperten buchstäblich alles, was er noch zur Disposition hatte. Inzwischen war der gesamte Rest noch entbehrlicher als sie geworden; jetzt war die Käptens Liebchen selbst entbehrlich. Der Kassierer nötigte Nick zur unvermeidbaren Entsagung.
Nick konnte sich gut vorstellen, daß er dafür mehr an Wiedergutmachung einfordern würde, als der Kassierer zur Verfügung hatte.
Der Lift hielt im Mittschiffskorridor der Posaune. Mit langen, zuversichtlichen Schritten führte Nick seine Begleitung zum Kommandomodul, durchquerte schwungvoll die Konnexblende zur Steuerbrücke.
Angus Thermopyle und Davies Hyland warteten an der Kommunikationskonsole und schauten ihm entgegen. Abgesehen von den unterschiedlichen Bordmonturen und den Schwellungen in Davies’ Gesicht, die Thermopyle fehlten, erregten sie den Eindruck, als entstammten sie wahrhaftig der Video-Trickkiste, als wäre der eine das zeitverschoben dargestellte Abbild des anderen.
Mikka polterte die Stufen des Durchgang herab. Danach kamen Lumpi, Sib und Vector. Weil sie nicht wußten, was bevorstand – oder vielleicht, weil sie Angus Thermopyle seit jeher als gefährlichen Gegenspieler kannten –, bezogen sie hinter Nicks Rücken Aufstellung, als stünden sie auf seiner Seite.
Nick erwiderte Thermopyles und Davies’ grimmige Blicke. In Thermopyles Augen glomm gelblich alteingefleischte, unausrottbare Bösartigkeit. Doch obwohl Davies die sanften Augen Morns hatte, war sein Blick auf viel persönlichere Weise mörderischer Natur. Sein Vater haßte alles und jeden; Davies haßte ausschließlich Nick. »Wo, zum Teufel«, fragte Nick mit soviel Sorglosigkeit, wie er vorzutäuschen vermochte, »ist Taverner?«
»Mein lieber Scheißkapitän Schluckorso…« Angus Thermopyle regte keinen Muskel. »Sollten Sie sich etwa einbilden, Sie könnten hier mit bloß einem Schießeisen und vier Leutchen hereinspazieren und das Kommando übernehmen, haben Sie so lang Ihre eigene Scheiße gefressen, daß sie Ihnen ins Hirn gestiegen ist.«
Nick senkte den Blick auf das Impacter-Gewehr; beinahe hätte er irre gekichert. Er zuckte die Achseln und warf die Waffe Thermopyle zu.
Thermopyle fing sie auf; hielt sie, als hätte er daran keinen Bedarf.
»Du hast recht gehabt«, meinte Davies leise zu Thermopyle, als wäre das die übelste Kränkung, die er gegen Nick ausstoßen konnte.
Nick achtete gar nicht auf den Jungen.
»Das war wohl ’n Mißverständnis«, stellte er in gleichgültigem Tonfall klar. »Wie gesagt, ich hab’s mir anders überlegt. Ich mochte bei der Aktion nicht mitmachen, weil ich der Ansicht war, sie hätte keine Erfolgsaussichten. Mir war einfach nicht danach zumute, in den Tod zu gehen, nur weil Ihnen der Schwanz juckt. Aber jetzt haben wir Unterstützung.« Mit dem Unterkiefer wies er auf Mikka und ihre Begleiter. »Zu siebt könnten wir es durchaus schaffen. Zumindest bin ich’s zu versuchen bereit. Es sei denn, Sie wollen so tun, als wären Sie dazu imstande, ’s allein durchzuziehen.«
»Was durchzuziehen?« wollte Mikka barsch erfahren. »Welche
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