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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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durchdrehte, ehe er sich in den Tod stürzte, indem er Sorus umzubringen versuchte, drang ein Name in sein Bewußtsein, ähnlich wie eine Planke einem Ertrinkenden zuschwimmen mochte. Er ergriff die Chance, klammerte sich fest, wiederholte den Namen. Milos Taverner. Irrsinn, Hoffnung und Aussicht auf Rettung vermengten sich zu einer ungesunden Mischung, aber sie war alles, was er noch hatte.
    Milos Taverner kam nach Kassafort.
    Allmählich wich die Beklemmung von seinem Brustkorb, langsam setzte seine Atmung neu ein. Rundherum lockerte sich der Druck des Lichts wie eine Schlinge. Er konnte wieder die Wände sehen, wenn auch durch die Schatten nur als trübe Flächen. Das mörderische Grinsen wich aus seiner Miene. Nach und nach bekam er von neuem sein altbekanntes Feixen zustande.
    Irgendwie hatte er einen Tiefpunkt erreicht. Er war nicht mehr der Nick Succorso, der nie unterlag. Aber er konnte noch grinsen, seinen Quälgeistern entgegentreten und Unheil anrichten.
    Milos war unterwegs nach Kassafort.
    Nick rang schon zu lange mit seinem inneren Aufruhr, schwieg inzwischen viel zu lang. Als er den Kassierer und Sorus Chatelaine anschaute, sah er, daß sie ihn erwartungsvoll beobachteten. Die Finger des Kassierers schwebten über einer Konsole, als hielte er sich bereit, um Hilfe zu alarmieren – oder Nick selbst niederzuschießen. Sorus hingegen erweckte den Anschein, als hätte sie vor nichts und niemandem Furcht. Ihr Blick bezeugte nichts als Belustigung und nüchterne Überlegung, als genösse sie die Wirkung ihres Erscheinens auf Nick und fragte sich, wie weit sie ihn noch treiben könnte.
    »Beim Arsch der Galaxis, ich bin fix und fertig«, nuschelte er in wahrscheinlich müßigem Bestreben, seine Reaktion zu kaschieren. »Wenn Sie glauben, ’s sei ’ne Lustpartie, von Station Potential nach Thanatos Minor gehetzt zu werden, haben Sie wohl noch nie das Vergnügen gehabt.« Verrücktheit bedeutete jedoch lediglich eine andere Form der Inspiration. »Wissen Sie, was diese Saftsäcke sich mit mir erlaubt haben?« fragte er aufgrund einer neuen Eingebung. Plötzlich bedurfte er keiner Wut mehr. Mit einem Mal war er ganz ruhig, selbst nahezu sachlich-gelassen. Sein Feixen gab den äußerlichen Beweis seiner Ruhe ab. »Mir defekte Komponenten für den Ponton-Antrieb angedreht. Fast wäre ich auf Nimmerwiedersehen im Hyperspatium verschwunden. Hätte mein Bordtechniker keine Panik gekriegt und versucht, das Überwechseln in die Tach nachträglich zu stoppen, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben.«
    Und ihr hättet jetzt nicht erfahren, wie hinterlistig eure Handelspartner sein können. »Ich frage mich«, sinnierte Sorus Chatelaine, »was Sie wohl für ein Ding gedreht haben, um so was zu provozieren.«
    Nick mißachtete sie. Er hatte den Vorsatz gefaßt, sie von nun an zu ignorieren. Bis er soweit war, daß er endgültig mit ihr abrechnen konnte.
    Bis auf weiteres konzentrierte er sich voll und ganz auf den Kassierer.
    Er sah in den Augen des Kassierers, wie angestrengt der Mann zu durchschauen sich abmühte, was die Wandlung seines Verhaltens hervorgerufen hatte.
    »Haben Sie Kapitän Thermopyle erwartet?« fragte der Kassierer ihn nach kurzer Pause. »Anscheinend freut es Sie, von seiner Ankunft zu erfahren.«
    »Nicht sonderlich«, erwiderte Nick mit Anklängen seiner früheren, allzeit wachsamen Abgebrühtheit. Sogar ein Wahnsinniger konnte die Gefährlichkeit der Situation ersehen. Der Kassierer mußte von der Wahrheit abgelenkt werden. »Mir ist etwas anderes durch den Kopf gegangen. Sie« – er verdrehte die Augen in Sorus Chatelaines Richtung – »hat Ihnen wahrscheinlich verschwiegen, daß ich ihr aus alten Zeiten noch was heimzuzahlen habe. Aus ganz alten Zeiten. Natürlich hatte sie keinen Grund, um’s zu erwähnen. Sie wußte ja nicht, daß es ’ne Bedeutung hat. Aber jetzt ist es verdammt ungeheuer von Bedeutung. Als sie reingelatscht ist, war ich wirklich drauf und dran, sie auf der Stelle totzuschlagen. Dann ist mir aber eingefallen« – sein Schmunzeln fühlte sich auf den Wangen nach Bosheit an und schien das Brennen der Narben zu lindern –, »daß mir bessere Alternativen freistehen. Ich kann dadurch noch ’ne Menge Spaß finden.«
    Sollte der Kassierer davon glauben, soviel oder sowenig er wollte. Das blieb Nick gleich; für ihn zählte allein das Resultat.
    »Tatsache ist«, fuhr Nick fort, »mir ist’s scheißegal, ob Kaptain Thermogeil hier oder sonstwo steckt. Er geht mich nichts an.

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