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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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betrachtete dagegen die Sache aus anderer Perspektive. Er hat gewissermaßen eine ›allgemeinere‹ Sichtweise. Sollten diese Aktivitäten jemals öffentlich bekannt werden, argumentiert er, was müßte die ›Bevölkerung‹, was müßte die ›breite Masse schlichter Normalbürger‹« – derlei Ausdrücke kamen mit beinahe gehässiger Erheiterung aus Holts Mund – »davon denken, daß wir unter dem Befehl einer durchschauten Verräterseele einen derartigen Mörder und Vergewaltiger in einen solchen Einsatz schicken? Wie können die EKRK-Parlamentarier zu Dios’ Ansicht stehen, daß Milos Taverner uns nicht im Stich läßt? Und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit denn eigentlich, daß er uns nicht in den Rücken fällt? Wahrscheinlich kann er ein Vermögen in astronomischer Höhe einheimsen, nur indem er verkauft, was er an Informationen über uns weiß. Ganz zu schweigen von Angus Thermopyle…« Streng genommen, konnte Taverner allerdings Thermopyle selbst nicht verkaufen; die Programmierung, die Angus Thermopyles Treue zur VMKP garantierte, ließ sich nicht umschreiben.
    »Unser Godsen Frik kennt seine Pflichten. Es ist seine Aufgabe, in so einer Situation in Hysterie zu geraten und Schaum vorm Maul zu haben. Und es ist seine Aufgabe, sich an mich zu wenden. Aber in diesem Fall habe ich ihm nicht recht geben können. Ich will nicht, daß er seine Position vergißt. Ich möchte nicht, daß er sich einbildet, er könnte mir erzählen, was ich zu tun und zu lassen habe. Und ebensowenig ist mir daran gelegen, Warden Dios’ Position zu schwächen.« Am wenigsten bei einem wie diesem Vorgang, der nur geringe Risiken mit sich brachte, hingegen letzten Endes immensen Nutzen versprach: einen dramatischen Sieg über den Bannkosmos und die Raumpiraterie, ein wunderbares Ergebnis zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit und des Ansehens der VMKP. Und sollte Milos Taverner wirklich aus der Reihe tanzen, konnte Dios jederzeit Nick Succorso befehlen, ihn zu liquidieren. »Er hat nun einmal ein herausragendes Talent für diese Art von heiklen Operationen. Und er ist der tüchtigste VMKP-Polizeipräsident, den ich mir überhaupt wünschen kann. Möglicherweise ist er der einzige Mensch, der mir einmal gefährlich werden könnte… Hätte ich ihn nicht vollkommen in der Hand.«
    In der Tat hätte Holt in Dios einen Grund zur Beunruhigung gesehen, wäre es ihm nicht gelungen, Dios in eine Art von völlig unwiderruflicher Komplizenschaft einzubeziehen, indem er ihn zur Einwilligung in die Geheimhaltung des Intertech-Immunitätsserums überredet hatte.
    Aus Nornas Körperhülse flüsterte kaum vernehmlich ihre Stimme. »Du hast trotzdem Sorgen.«
    »Wie recht zu hast, Mütterchen«, gestand Holt. »Ich mache mir trotzdem Sorgen. Egal wie vorsichtig Warden Dios ist, er geht ein Risiko ein, und du weißt, daß mir Risiken zuwider sind. Deshalb habe ich die Verbreitung des Anti-Mutagen-Impfstoffs der Intertech verhindert. Er hatte zumindest theoretisch das Potential zur Verschiebung des Machtgleichgewichts im Human-Kosmos. Jeder wirksame Schutz gegen die Weise, wie die Amnion ihrer Umgebung Mutationen aufdrängen, könnte unter Umständen Warden Dios’ Rang und die Bedeutung der gesamten VMKP unterminieren, wenn der Eindruck entsteht, sie seien nicht mehr so wichtig, nicht mehr nötig. Vielleicht wäre infolgedessen meine Position im EKRK geschwächt worden.«
    Versonnen hob er die Schultern. »Oder nicht. Vielleicht wäre nichts dergleichen geschehen. Aber die Gefahr war mir zu groß. Darum habe ich es so eingerichtet, daß nur Warden Dios und Hashi Lebwohl von dem Medikament wissen, und daß ausschließlich Hashi Lebwohl es benutzen darf. Zur Absicherung der verdeckten Operationen der Abteilung Datenakquisition, verstehst du? Auf alle Fälle, jetzt trägt also Dios das Risiko dieser Aktion. Natürlich nicht ohne vorherige Absprache mit mir. Er hat dafür vollauf überzeugende Gründe angeführt.« Und wenn nur, um Angus Thermopyle eine Gelegenheit zur Eliminierung des Problems Morn Hyland zu verschaffen. Hyland war VMKP-Leutnantin und hatte ein illegales Zonenimplantat im Schädel, und vermutlich hatte sie von der Existenz des Immunitätsserums Kenntnis erhalten. Sollte sie je aus dem Bannkosmos zurückkehren und verbreiten, was sie wußte, sähen sich das Ressort Öffentlichkeitsarbeit und die ganze VMKP vor einem Desaster in Mega-Größenordnung. »Seine Maßnahme läuft auf einen sogenannten chirurgischen Schlag hinaus.« Holt

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