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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Moder, Schweiß, Östrogen, Fusel, Erbrochenem sowie sämtlichen übrigen Dünsten und Stinkereien, die Menschenmassen absonderten. Es konnte sein, man hatte die Beleuchtung mit Absicht so grell gestaltet, in schreienden Farben und mit Gewimmer gleichen Schatten; oder vielleicht wirkte das Licht nur durch all den aus der Luft abgelagerten Schmutz so greulich.
    Doch weder Licht noch Luft machten ihn für die EM-Aura der unter der Decke installierten, nach allen Seiten aktiven Observationsinstrumente blind, und genausowenig für die verräterischen Emissionen der mit Kommunikationsprothesen ausgestatteten Wächter und sogenannten Melder. Unparteiisch wie der Tod versuchte der Kassierer, über alles den Überblick zu behalten, was auf Thanatos Minor geschah.
    Einige Aufpasser ließen sich leicht erkennen. Man bemerkte sie, weil sie mit offensichtlicher Ziellosigkeit durchs Vergnügungsviertel schlenderten; und weil sie Waffen trugen oder in den Händen integriert hatten. Angus zählte sechs solche Wächter auf einer Strecke von fünfzig Metern. Andere Ordnungskräfte dagegen, die Melder, patrouillierten unauffälliger die Straße entlang. Entweder verbargen ihre Kleidung oder der eigene Körper ihre Kommunikationsgeräte, oder sie waren als etwas anderes getarnt: da als künstliche Hand, dort als Kinnprothese. Trotzdem erkannte Angus sie ausnahmslos. Für ihn verrieten ihre EM-Emissionen sie so deutlich, als hätten sie Schilder umgehängt. Alles was er in ihrer Hörweite sagte, speicherten unverzüglich die Datenbanken des Kassierers.
    Die Computer und das Personal, das sich mit dem Aussieben und Auswerten der auf diese und ähnliche Weise erlangten Informationen beschäftigte, mußte davon regelrecht überschwemmt werden.
    Ein Melder hatte eine komplexere Emissionssignatur und zog damit Angus’ Aufmerksamkeit an. Als er inmitten des Menschengedränges den Emissionsquell lokalisiert hatte, fiel sein Blick auf einen Mann, dessen Schädel man auf ein mechanisches Drehgestell gesetzt hatte, so daß er rundumrotieren konnte. Das mußte, schlußfolgerte Angus, der für diesen Bezirk des Vergnügungsviertels zuständige Truppführer sein.
    Mit einem leichten Rippenstoß machte er Taverner auf den Mann aufmerksam. »Geben Sie auf das Söldnerschwein da acht«, flüsterte er. »Wenn wir irgend was tun, das dem Kassierer nicht paßt, kann er bedeutend schneller als die Leitzentrale reagieren.«
    Taverner nickte. »Was könnten wir denn anstellen, das dem Kassierer nicht gefällt?« raunte er, den Blick düster auf eine Frau mit pneumatischem Busen geheftet.
    Angus grinste humorlos. »Fragen Sie bloß nicht mich. Darüber wissen Sie wahrscheinlich mehr als ich.«
    Sobald er sicher war, alle Wächter in der Umgebung identifiziert zu haben, schob er sich ins Gewimmel, bummelte die verstopfte Straße hinab zur Galacto-Grotte.
    Höchstwahrscheinlich wußte Milos Taverner tatsächlich mehr darüber, was er derartiges tun könnte. Angus’ Data-Nukleus erteilte ihm in dieser Frage keine Auskunft. Der Interncomputer spürte ihm die Wächter auf, verzeichnete Auren und Vektoren, so daß er ohne jede merkliche Mühe wußte, wo sie lungerten. Bisher jedoch hatte er keine neuen Informationen preisgegeben – und keine neuen Instruktionen erlassen. Anscheinend hatte Angus keinen anderweitigen aktuellen Auftrag, als sich im Vergnügungsviertel einzunisten und möglichst normal zu benehmen.
    Und das hieß, ein Zimmer in der Galacto-Grotte zu mieten, wie er es getan hatte; es bedeutete, sich in die Bar zu setzen und ein paar billige Drinks zu schlappen. Das sollte ihm recht sein: so durfte er noch für ein Weilchen in der total falschen Illusion schwelgen, er täte genau das, was er sowieso angefangen hätte.
    Nach etlichen Schritten holte Taverner ihn ein. Er umklammerte Angus’ Ellbogen. »Ich hoffe, Sie haben Ihren Spaß«, sagte er leise. »Für Sie ist das hier vermutlich das Paradies.«
    »Ihnen gefällt’s nicht?«
    Taverner überhörte Angus’ Geringschätzung. »Es ist wie eine Stadt, die von einer Gossengang übernommen worden ist«, antwortete er mit unterdrückter, rauher Stimme. »Von einer, aber komplett. Ohne verfeindete Banden, ohne konkurrierende Gruppen… Ohne jede Veränderungsmöglichkeit. Wie in einer Stadt ohne Ausweg.«
    »Hier können Sie niemanden hintergehen, um sich etwas Protektion zu sichern«, entgegnete Angus. »Außer mich«, schränkte er anschließend ein. »Und wenn Sie sich das erlauben, dürfen Sie Ihr

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