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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Direktorin Hannish«, sagte er so leise, daß es diesmal nur sie hörte.
    Obwohl nichts, was er empfand oder ernst meinte, eine simple Natur hatte, war seine Dankbarkeit echt.
    Sie betrachtete ihn mit düsterer Miene. »Direktor Lebwohl«, entgegnete sie ebenso verhalten, »wieso habe ich bloß auf einmal den Eindruck, daß alles, auf was ich mich hier vorbereite« – sie bog das Bündel Computerausdrucke –, »plötzlich nicht mehr so wichtig ist?«
    Lebwohl lächelte versonnen. »Meine liebe, junge Frau, früher oder später haben wir alle diesen Eindruck. Die Kenntnis des Istzustands schließt die Beobachtung der Bewegung aus, so wie das Beobachten der Bewegung das Wissen um den Istzustand ausschließt. Und trotzdem hat keines von beidem ohne das andere irgendeine Bedeutung.«
    Der Ernst ihres Gesichtsausdrucks furchte Koina Hannishs Stirn tiefer. Für einen Moment befürchtete er, ihrer Beherrschtheit zuviel zugemutet zu haben; daß sie ihn nun vielleicht anschnauzte. Doch sie schwieg, bis sie sich zu einer sachlichen Reaktion imstande sah. »Und das soll heißen?« fragte sie ziemlich kühl.
    Unter den Gurten des G-Andrucksessels hob Hashi die Schultern. Während sie die Fassung bewahrte, konnte er sich nicht des Gefühls erwehren, daß ihm die Selbstbeherrschung entglitt. »Ich erwarte nichts.« Das Röcheln in seiner Stimme verschlimmerte sich merklich, bis sie heiser klang. »Aber ich will vorbereitet sein. Wie ich schon erwähnt habe.«
    Direktorin Hannish musterte ihn, bis er fortschaute. »Ich denke mir, Ihre Haltung ist durchaus nicht unfair«, äußerte sie wie in schweren Gedanken. »Schließlich habe ich Ihre Frage ebensowenig beantwortet.« Sie nahm das Bündel Papiere in beide Hände, um es aus Rücksicht auf die baldige Landung zu ordnen.
    Hashi Lebwohl verspürte die Neigung, ihr zu bestätigen: Das haben Sie tatsächlich nicht. Ich bin froh, daß Sie es nicht vergessen haben. Doch sein Mißmut war deplaziert. Wenn jemand seinen Groll verdient hatte, dann nur er selbst. Denn es war ein Faktum – vielleicht sogar die Wahrheit –, daß er überhaupt keine Antworten wußte, die er ihr hätte geben können. Dem stand Ungewißheit im Weg.
    Warden Dios hatte ihn an die Wand gespielt. Wenigstens einmal, gestand Hashi sich ein. Wenn er sich nicht auf das eigentliche Niveau des Spiels emporkämpfte – und zwar in aller Kürze –, mußte es soweit kommen, daß ihm seitens anderer Leute das gleiche passierte.

 
SORUS
     
     
    Die Sturmvogel flog bereits zurück in den Asteroidenschwarm, kehrte längst ins Innere der stellaren Domäne Deaner Beckmanns um, als die Kommunikarionsanlagen-Hauptoperatorin die Kommunikationszentrale des Schwarzlabors kontaktierte und sie davon überzeugte, daß Kapitänin Chatelaine unbedingt mit Kommandant Retledge reden mußte.
    Der Kurs der Sturmvogel separierte sie von der eigenen, nach außerhalb des Asteroidenschwarms verlaufenden Partikelspur. Falls Retledge es ablehnte, ihr behilflich zu sein, mußte Sorus von der Unterstellung ausgehen, daß die Posaune der Partikelspur folgte. Succorso verzichtete bestimmt nicht auf eine Verfolgung. Und selbst in dem Fall, daß bei ihm die Vernunft die Oberhand gewinnen sollte, er es nicht wagte, sein neues Raumschiff in einem Gefecht gegen die Sturmvogel zu riskieren, versuchte er gewiß trotzdem, ihr nachzufliegen: Solang er nicht wußte, wo sie sich befand, konnte er nicht darauf bauen, daß sie ihm nicht in die Quere kam. Deshalb hatte Sorus ihm eine möglichst deutliche Fährte aus Emissionen hinterlassen. Jetzt kehrte sie in Gegenrichtung um und hatte die Absicht, sich an seine Fersen zu heften, sobald er der Partikelspur hinterdreinsteuerte.
    Es sei denn, Retledge lieferte ihr eindeutigere Anhaltspunkte.
    Ausnahmsweise belästigte Milos Taverner sie dieses Mal nicht mit Fragen. Er stand neben der Kommandokonsole und überwachte stumm alles, was auf der Brücke getan oder gesprochen wurde, behielt jedoch seine Gedanken für sich. Ob Retledge eine Hilfe war oder sich bockig betrug: der Halb-Amnioni hatte schon seine Befehle erteilt. Wenn sie nicht in die Umgebung des Schwarzlabors umkehrte, konnte Sorus sie nicht ausführen.
    Sie erkannte die Stimme des Werkschutzleiters, als sie aus den Brücken-Lautsprechern ertönte, ehe er seinen Namen nannte.
    »Chatelaine? Das ist aber eine Überraschung. Ich dachte, ihr verlaßt den Schwarm. Hast du mir nicht versichert, ihr wollt keinen Ärger mit Kapitän Succorso?«
    Sorus brauchte

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