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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Forrest Ing. Doch ein Leben lang des Umgangs mit Interkom-Apparaten und Funkgeräten hatte ihn daran gewöhnt, mit Leuten zu sprechen, ohne sie zu sehen. »Vor der Landung muß ich auch mit Ihnen noch ein Wörtchen reden.«
    Befremdet sah Koina Hannish ihn an, mischte sich jedoch nicht ein.
    Mühsam drehte der Vize-Sicherheitschef den Kopf um die Rücklehne des G-Andrucksessels und erwiderte Lebwohls Blick. Er hatte ein grobes, kantiges Gesicht, dem Überraschung schlecht stand. Außerdem sah man seiner Miene das Anstrengende der momentanen Körperhaltung an. Gleich zog er sich außer Sicht zurück. »Ja, Direktor?«
    »Vize-Sicherheitschef«, konstatierte Hashi in umgänglichem Ton, »Direktorin Hannishs Teilnahme an der anberaumten Sondersitzung des Erd- und Kosmos-Regierungskonzils wird erwartet, meine Anwesenheit dagegen nicht. Ich hoffe sogar, daß mein Auftauchen erhebliche Überraschung verursacht. Daraus könnten sich aufschlußreiche Konsequenzen ergeben. Um etwaigen neuen Entwicklungen begegnen zu können, muß ich die Gewißheit haben, daß Sie allen Bitten oder Anweisungen nachkommen, die ich Ihnen eventuell erteile.«
    Er glaubte zu hören, daß Ing sich im G-Andrucksessel regelrecht wand. »Verzeihen Sie, Direktor«, antwortete der Vize-Sicherheitschef, »aber die Befehle, die ich von Sicherheitschef Mandich erhalten habe, gewähren mir wenig Spielraum. Ich bin persönlich für Direktorin Hannishs Schutz verantwortlich. Um offen zu sein, ich darf sie nicht einmal zur Toilette gehen lassen, ohne vorher ein Inspektionsteam hineinzuschicken. Und ich habe Weisung, nur ihre und niemand anderes Befehle zu befolgen. Wenn Sie wünschen, daß ich etwas für Sie erledigen soll, muß ich erst die Genehmigung einholen.«
    Mit anderen Worten, dachte Hashi, du weigerst dich, mir zu vertrauen. Min Donners gerechter Zorn schwelte in jedem einzelnen Hirn der Operativen Abteilung.
    »Dann holen Sie die Genehmigung jetzt ein«, forderte Lebwohl in leicht schärferem Tonfall. »Es geht mir um genau das, was Sie ansprechen. Falls ich von Ihnen verlange, etwas zu ›erledigen‹, muß es geschehen, ohne daß Sie Zeit damit vergeuden, Ihren Chef um Erlaubnis zu fragen.«
    Ings Unbehagen wurde spürbarer. »Mit welcher Art von Schwierigkeiten rechnen Sie, Direktor?«
    Hashi stieß ein gereiztes Schnaufen aus. »Ich erwarte nichts. Aber ich will vorbereitet sein.«
    Auf seine Weise war auch das eine faktische Wahrheit. Nach der Definition von Heisenbergs Unschärferelation konnte man Lebwohls Gespür für Eventualitäten als gleichermaßen präzis und verschwommen einstufen. Er orientierte sich, was die Tendenz der Ereignisse betraf, nach intuitiven Überzeugungen. Es geht bei den Attentaten um etwas anderes. Darum konnte er unmöglich gleichzeitig wissen, was für Ereignisse es waren – oder welche noch folgen sollten.
    Forrest Ing allerdings zeigte sich recht unzufrieden mit Lebwohls Antwort. »Bei allem Respekt, Direktor…«, setzte er umständlich zu einer Entgegnung an, entschloß sich dann aber doch zur Unumwundenheit. »Sicherheitschef Mandich möchte bestimmt eine genauere Auskunft von mir haben.«
    Diesen Einwand hatte Hashi vorausgesehen. Und er ärgerte ihn. Mit einemmal war ihm zumute, als müßte sein Widerwille gegen die OA-Direktorin und all ihre verblendeten Übervereinfachungen ihm die Luft abwürgen. Seine Stimme verfiel in kurzatmiges Rasseln. »Dann seien Sie so freundlich und teilen Sie Sicherheitschef Mandich mit, ich wünsche von ihm Personal unterstellt zu haben, das seine Einwilligung hat« – die letzten Worte schnarrte er nahezu –, »zu tun, was ich sage.«
    Unentschlossen wandte der Vize-Sicherheitschef sich an Koina Hannish. »Wie lautet dazu Ihre Anweisung, Direktorin Hannish?«
    Die RÖA-Direktorin – gesegnet sollte ihre Beherztheit sein – kannte kein Zögern. »Verfahren Sie gemäß Direktor Lebwohls Anliegen«, gab sie in aller Ruhe zur Antwort. »Ich weiß auch nicht, was Direktor Lebwohl Sorgen macht, aber ich bin der Ansicht, wenn er Anlaß zur Vorsicht sieht, liegen wichtige Gründe vor. Sollte sie überflüssig sein, kann sie uns nicht schaden.«
    Der Vize-Sicherheitschef zauderte noch einen Augenblick lang. Dann jedoch hörte Hashi, daß er dem Kommunikationstechniker etwas zuflüsterte.
    Mit einiger Mühe bändigte Hashi Lebwohl seinen Unmut. Anstatt Beschimpfungen Min Donners und aller Gestalten ihres Schlages zu knirschen, drehte er sich Koina zu und lächelte. »Vielen Dank,

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