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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Terroristen, die Mutagene verbreiten konnten, wann und wo sie wollten…
    Doch Taverner hatte seine Darlegungen noch nicht beendet. »Die voraussehbaren Nachteile«, ergänzte er sie in schonungsloser Redseligkeit, »sind eine Gefahr, die von dem Cyborg Angus Thermopyle und Kapitän Nick Succorso ausgehen. Mit der Vernichtung Kassaforts hat der Cyborg uns schweren Schaden zugefügt. Wir dürfen nicht dulden, daß er siegreich zur Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei heimkehrt. Wir müssen unsere Fähigkeit unter Beweis stellen, seinen Aktionen entgegenzuwirken. Zudem haben wir Anlaß zu der Vermutung, daß der Auftrag, für den man ihn konzipiert hat, noch nicht vollendet ist. Auch deshalb muß er unschädlich gemacht werden. Das ist wichtig, aber von keiner entscheidenden Bedeutung. Ferner wünschen wir ihn zu untersuchen, um die Technik seiner Konstruktion zu ergründen. All das sind wichtige, aber keine entscheidenden Überlegungen. Kapitän Succorso hingegen ist ein Faktor von entscheidender Bedeutung. Er ist im Besitz eines Medikaments, das ihn gegen unsere Mutagene immunisiert. Darin wäre selbst dann eine große Gefährdung zu sehen, wenn wir keinen Grund zu der Mutmaßung hätten, daß seine Nutzung des Mittels auf die Initiative der Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei zurückgeht. Es ist unbedingt notwendig zu verhindern, daß er durch dieses Serum im Human-Kosmos eine Mutagenimmunität verbreitet. Sobald die Menschen sich gegen Mutation schützen können, sind sie dazu in der Lage, gegen uns einen Krieg zu führen, in dem wir unterliegen müssen. In einem Konflikt der Technik gegen die Technik hätten wir keine Aussicht auf Sieg. Unsere Produktionsmethoden sind zu präzise, kostspielig und zeitraubend, als daß Sie mit Ihren Verfahren konkurrieren könnten. Aber das ist noch keineswegs die Summe der Bedrohung, die Kapitän Succorso verkörpert. Auf irgendeinem Wege, den wir bislang nicht nachvollzogen haben – vielleicht dank dessen, was Sie ›Intuition‹ nennen –, hat er Kenntnis unserer Forschungen bezüglich neuartiger Antriebsaggregate des sogenannten Ponton-Typs erlangt, mit denen Raumschiffe Normalraumgeschwindigkeiten erreichen sollen, die sich der Lichtgeschwindigkeit sehr dicht annähern. Gelänge es unseren Defensiveinheiten, auf solche Geschwindigkeiten zu beschleunigen, hätten wir im Kriegsfall erheblich bessere Erfolgsaussichten.«
    Nur mit Mühe bewahrte Sorus eine ausdruckslose Miene. Insgeheim war ihr nach einem Aufstöhnen zumute. ›Erheblich bessere Erfolgsaussichten‹ war eine bemerkenswerte Untertreibung. Konnte ein Schlachtschiff wie die Stiller Horizont auf 0,9 c oder eine noch höhere Geschwindigkeit beschleunigen, hätte keine menschliche Weltraumstation noch eine Chance, sich dagegen zu verteidigen. Nicht einmal die Erde selbst genösse noch ausreichenden Schutz. »Es darf nicht zugelassen werden«, sagte Taverner zum Schluß, »daß Kapitän Succorso sein Wissen der Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei mitteilt. Wir befürchten, daß die Menschheit sonst keine andere Wahl sähe, als unverzüglich einen Krieg gegen uns zu entfesseln, um zu verhindern, daß wir unsere Forschungen abschließen. Verstehen Sie jetzt, um was es geht, Kapitänin Chatelaine?«
    Bedächtig und in regelrechter Benommenheit nickte Sorus. Ja, sie kapierte, auf was es ankam. Na schön. Ihre Rolle war ihr zuwider, doch sie begriff, was man von ihr erwartete. An der Stelle des ›Entscheidenden‹ der Stiller Horizont – oder der Geist-Gemeinschaft selbst – hätte sie den gleichen Entschluß gefaßt. Es ging um so viel, daß man Risiken beinahe jeder Größenordnung rechtfertigen konnte.
    Trotzdem mochte sie es dabei nicht bewenden lassen. Irgendeine Anlage zur Halsstarrigkeit, ein stummer, ununterworfener Teil ihres genetischen Erbes, bewog sie dazu, noch einen Einwand zu erheben.
    »Ich versteh das ohne weiteres, aber ich weiß nicht, ob Sie die Situation auch begreifen. Sie können mir erzählen, soviel Sie wollen, Sie haben ganz einfach schon die Gelegenheit verpaßt, das einzige zu tun, was abgeholfen hätte. Sie haben die Posaune entwischen lassen. Und inzwischen ist zuviel Zeit verstrichen. Welchen Zweck soll’s jetzt noch haben, mich ihr nachzuschicken? Die Astro-Schnäpper warten längst auf ihre Rückkehr, mit ’ner ganzen Flotte, wenn’s sein muß. Selbst wenn ich sie einholen könnte, ehe sie sich in den Schutz der Eskorte flüchtet – und ich kann’s nicht –, gab’s keine

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