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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wiederherzustellen.
    »Deshalb habe ich Sie aber nicht angerufen«, ertönte Fanes körperlose Stimme aus dem Interkom-Apparat. »Abgesehen davon, daß ich Ihnen mitteilen darf, wir haben Anweisung bekommen« – sein Tonfall neigte jetzt zur Andächtigkeit –, »Sie nötigenfalls mit uneingeschränkter Kooperationsbereitschaft zu unterstützen« – mit ›wir‹ meinte er wahrscheinlich Holt Fasners unmittelbare Untergebene –, »kann ich Ihnen über Nathan Alt etwas verraten, über das Sie vermutlich noch nicht informiert sind.«
    »Und das wäre, Mr. Fane?« erkundigte Warden Dios sich in ganz sachlichem Stil.
    Fane schwieg kurz, um die Bedeutung seiner Antwort zu unterstreichen. »Daß wir ihn vor sechs Wochen hinausgeworfen haben«, sagte er schließlich. »Entlassen.«
    Diese Mitteilung bewog Koina Hannish zu einem Kopfschütteln. Sicherheitschef Mandich ballte die Fäuste.
    Nur ein Akt vorsätzlicher Selbstbeherrschung verhinderte, daß Hashi Lebwohl lauthals herauslachte. Warden Dios’ Schultern strafften sich; er betrachtete den Interkom-Apparat dermaßen finster, als versuchte er, hinter den elektronischen Schleiern der Mikrowellen-Funkverbindung Cleatus Fanes Körperaura zu erfassen.
    »Warum?« fragte Dios.
    Fane gab sofort Antwort. »Ich brauche wohl nicht sonderlich zu betonen, daß wir niemanden bei uns dulden – und erst recht keinen Mitarbeiter, der eine so wichtige Funktion wie die des Sicherheitsverbindungsmanns zum Anodynum-Systemewerk wahrnimmt –, ohne daß er zuvor der striktesten Überprüfung unterzogen worden ist.« Das lästige Rauschen neuer Statik störte Fanes redselige Offenheit. »Und wir überprüfen das Personal permanent, praktisch immer, immer wieder. Die letzte… Soll ich es Observation nennen? Anläßlich unserer letzten Observation Nathan Alts zeigte sich, daß er in den vergangenen Monaten regelmäßigen Umgang mit den Transnationalen Terratreuen hatte.«
    Der Geschäftsführende Obermanagementdirektor hob die Stimme, um seine Entrüstung kundzutun. »Ich muß mich ja nicht erst darüber auslassen, Polizeipräsident Dios, daß diese Leute Terroristen sind, das übelste Gesocks. Um die sogenannte ›genetische Reinheit‹ der Menschheit zu bewahren, opponieren sie gegen jeden Kontakt zu den Amnion, selbst gegen verantwortungsbewußte Geschäfte. Sie sind gegen diplomatische Beziehungen. Sie polemisieren gegen uns, weil wir mit dem Bannkosmos gesetzlich statthaften, vom Regierungskonzil genehmigten Handel betreiben. Und sie zögern bekanntlich nicht, sich zu Gewalt in jeder Form zu versteigen, um ihre verschrobene Politik durchzusetzen. Selbstverständlich ist Nathan Alt daraufhin fristlos von uns gefeuert worden. Angesichts der Tatsache, daß er sich mit den Transnationalen Terratreuen abgab, konnten wir ihm natürlich kein Vertrauen mehr entgegenbringen.«
    Warden Dios scherte sich nicht um Fanes Empörung. »Und darum wäre Ihnen klar gewesen«, faßte er zusammen, »daß Alt eine Gefährdung verkörperte, sobald Sie ihn gesehen hätten?«
    »Polizeipräsident Dios«, entgegnete Cleatus Fane mit Nachdruck, »ich glaube, hinter diesen sämtlichen Attentaten der letzten Zeit stecken die Transnationalen Terratreuen. Nach meiner Ansicht hat Nathan Alt ihnen die Gelegenheit gegeben, Kaze mit falschen, aber glaubwürdigen Identifikationen auszustatten, und sie benutzen sie zu dem Versuch, sowohl die VMK wie auch die VMKP zu attackieren. Glücklicherweise ist es ausgeschlossen« – daran mochte er wohl keinen Zweifel aufkommen lassen –, »daß sie dabei Erfolg haben. Das beweist die Tatsache, daß das EKRK Kapitän Vertigus’ irregeleitetes Abtrennungsgesetz abgelehnt hat. Trotzdem dürfen wir die Gefährdung, die von ihnen ausgeht, nicht verniedlichen. Dem muß ein Ende gemacht werden.«
    Ungeachtet der Statik hörte man ihm den gerechten Zorn eines Menschen an, der einem unverdienten Tod mit knapper Not hatte entrinnen können.
    Warden Dios schnitt eine Grimasse. »Eine interessante Theorie, Mr. Fane«, sagte er einen Moment später mit gedehnter Stimme. »Ich möchte gerne sicher sein, daß ich sie richtig verstehe. Der erste Anschlag, der Kapitän Vertigus galt, was hätte er demnach bezweckt? Die Transnationalen Terratreuen sehen in ihm doch seit eh und je eine Heldengestalt.«
    Der GOD lachte humorlos. »Er hat aber seit Jahrzehnten nichts Heldenhaftes mehr vollbracht. Er ist längst zu alt und trottelig, um für sie noch von Nutzen zu sein. Deshalb wollten sie ihn

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