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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Fane und mir sind auch alle Konzilsmitglieder anwesend. Wir empfangen Sie ganz deutlich.«
    »Gut«, sagte Lane Harbinger gedämpft. »Offen gestanden, ich bin zu müde, um mich mit technischen Schwierigkeiten herumzuschlagen.« Ihr Ton war rauh, klang nach Gereiztheit, mochte jedoch auf Übermüdung zurückgehen. »Ich halte mich momentan nur noch durch Aufputschmittel auf den Beinen. Während ich darauf warten mußte, daß Sie da unten entscheiden, ob Sie mir überhaupt zuhören wollen, wäre ich fast eingepennt.«
    Insgeheim verspürte Koina Betroffenheit. »Das Regierungskonzil hat sich mit hochgradig verwickelten Angelegenheiten zu befassen, Dr. Harbinger. Die Deputierten handeln so schnell, wie es ihnen als Gremium möglich ist.« Hilf mir, Lane, meinte sie in Wirklichkeit. Erschwere uns die Sache nicht, indem du die Delegierten vor den Kopf stößt.
    Lane Harbinger stöhnte. »Ja wahrscheinlich. Ich versuche mich klipp und klar auszudrücken.« Für einen Moment hatte es den Anschein, als verschwände ihre Stimme aus den Lautsprechern. Dann jedoch kehrte sie in einem um so schärferen Tonfall zurück. »Bevor Sie irgendwelche Beschlüsse fassen, sollten Sie wissen, daß die VMK des Hochverrats schuldig ist.«
    »Jetzt geht das wieder von vorn los«, knurrte Cleatus Fane halblaut.
    Mehrere seiner Mitläufer nickten. Koina vermutete, daß sie, weil ihnen der Zorn des Drachen drohte, allmählich störrisch wurden.
    »Die VMK«, hatte Lane Harbinger gesagt, nicht »Holt Fasner«. War das von Belang, oder verhielt sie sich nur vorsichtig?
    »›Hochverrat‹ ist ein kühnes Wort, Dr. Harbinger«, entgegnete Koina, ehe irgend jemand an Cleatus Fanes Bemerkung anknüpfen konnte. »Vielleicht sollten Sie uns alles von Anfang an erläutern.«
    Lane Harbinger zögerte nicht mit der Antwort. »Ich bin Forschungstechnikerin in der VMKP-DA«, erklärte sie augenblicklich. »Mit Politik oder Diplomatie befasse ich mich nicht. Ich beschäftige mich mit Tatsachen. Handfester Realität. Wofür andere Leute die durch mich gewonnenen Informationen nutzen, ist ihr und nicht mein Problem. Mir ist der Auftrag erteilt worden, die materiellen Indizien des letzten Kaze zu untersuchen. Des Kaze, der sie fast erwischt hätte. Der Auftrag, die Wahrheit aufzudecken.«
    Doch plötzlich verstummte sie. Die Lautsprecher übertrugen schweres Atmen, als wäre Dr. Harbinger eingedöst.
    Mein Gott, dachte Koina bestürzt, wie lang arbeitest du schon daran? »Was meinen Sie mit ›materiellen Indizien?‹« erkundigte sie sich.
    Ein Dröhnen ging Harbingers Antwort voraus, als hätte sie neben dem Mikrofon etwas Schweres abgestellt. »Na, den Leichnam natürlich. Aber außerdem haben wir die Id-Plakette und den EKRK-Dienstausweis verfügbar.«
    »Wie ist das zu erklären?« fragte Koina, obwohl sie Bescheid wußte; sie strebte an, Harbinger die Darlegungen zu erleichtern. »Der Mann hat sich doch in die Luft gesprengt.«
    »Direktor Lebwohl hat sie eigenhändig an sich gebracht, bevor der Kaze explodiert ist. Seitdem arbeite ich an ihrer gründlichen Auswertung.«
    Koina wagte es nicht, Cleatus Fane anzuschauen. Sie war sich nicht sicher, ob sie es ertragen könnte zu sehen, daß Dr. Harbingers Äußerungen ihn nicht überraschten.
    »Aha. Bitte das weitere.«
    Die Forschungstechnikerin stieß ein zweites Stöhnen aus. »Wenn Sie die vorläufigen Berichte des OA-Sicherheitsdienstes gelesen haben, ist Ihnen bekannt, daß Id-Plakette und Dienstausweis für einen EKRK-Schutzdienst-Wachtmeister namens Clay Imposs Gültigkeit haben, aber ihr wahrer Benutzer Nathan Alt gewesen ist.«
    Jetzt konnte das Regierungskonzil jeden ihrer Atemzüge hören. Koina hatte den beunruhigenden Eindruck, daß Dr. Harbinger den Kopf gesenkt und den Mund unmittelbar ans Mikrofon hielt. Jedes heisere Ein- und Ausatmen erfüllte die Saallautsprecher mit einem Geröchel, als litte sie unter Atemnot.
    »Nathan Alt war Kapitänhauptmann der VMKP-OA, bis er von Direktorin Donner wegen Pflichtvergessenheit vor ein Disziplinargericht zitiert wurde. Seitdem hatte er verschiedenerlei Berufstätigkeiten ausgeübt. Als letztes stellte ihn die VMK als Sicherheitsverbindungsmann zum Anodynum-Systemewerk ein. Das Anodynum-Systemewerk ist eine Tochterfirma« – diese Erklärung war eigentlich überflüssig – »der VMK. Es produziert die KMOS-SAD-Chips, die wir für Data-Nuklei und Id-Plaketten verwenden.«
    »Das alles habe doch ich selbst«, rief Cleatus Fane dazwischen, »erst

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