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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gestern Warden Dios erzählt.«
    Lane Harbinger atmete scharf ein. »War das Cleatus Fane?«
    »Ja, Dr. Harbinger«, sagte Koina.
    »Gut. Gefällt mir, daß er’s selber zugibt.« Harbingers Ton wurde resoluter, als hätte sie einen neuen Kraftquell entdeckt; oder sich eine neue Dosis eines Wachmachers verabreicht.
    »Mr. Fane«, krächzte sie, »nach der bei uns gespeicherten Aufzeichnung der erwähnten Unterredung haben Sie zu Polizeipräsident Dios die Einlassung geäußert, Nathan Alt sei vor sechs Wochen entlassen worden. Weil er Umgang mit den Transnationalen Terratreuen gehabt hätte. Ist das richtig?«
    »Völlig richtig«, lautete die Antwort des GOD.
    »Na, dann haben Sie gelogen«, warf Lane Harbinger ihm vor. Koina glaubte der Stimme der Forschungstechnikerin ein schadenfrohes Grinsen anzuhören.
    Einem halben Dutzend Konzilsmitglieder entfuhren Japser. Konzilsvorsitzender Len bedeckte das Gesicht mit der Hand, um seine Reaktion zu verbergen. Sixten Vertigus ballte – anscheinend unbewußt – die Fäuste vor der Brust wie ein Kind, das sich unbedingt ein Wunder wünschte.
    Erst setzte Cleatus Fane zu einer wütenden Erwiderung an, aber verkniff sie sich. Wahrscheinlich hatte sein Boss ihn zurückgepfiffen. Statt sich zu verteidigen, verschränkte er die Arme auf dem Wanst und ließ Lane Harbinger nach Gutdünken reden. Ihre aus völliger Überlastung gepreßten Atemzüge zogen die gesamte übrige Versammlung in den Bann. Allein vom Zuhören tat Koina die Brust weh.
    »Die Leiche hat uns allerlei Aufschluß gegeben«, sagte Dr. Harbinger. »Erstens war sie voller hypnogogischer Wirkstoffe. Zweitens konnten wir ermitteln, daß die Bombe einen chemischen Zünder gehabt hatte. Und daß drittens der Auslöser in einem falschen Zahn versteckt war. Der Mann selbst kann naturgemäß nicht mehr aussagen. Er ist ja mausetot.« Gewisse hektische Töne ihres Atmens legten ein zweites Schmunzeln nahe. »Aber die Indizienbeweise sind vollkommen eindeutig. Alt hat den Sitzungssaal des Regierungskonzils im Zustand tiefer Hypnose betreten. Auf ein im voraus konditioniertes Zeichen hin hat er den künstlichen Zahn zerbissen. Der Auslöser ging in seinen Kreislauf über. Ein paar Sekunden später ist er explodiert. Außerdem ist klar, daß eine im Sitzungssaal anwesende Person das Zeichen gegeben hat. Irgend jemand, den er im Blickfeld hatte. Oder hören konnte. Um zu eigenen Entscheidungen zu gelangen, war er überhaupt nicht in der Verfassung. Also muß auf Ihrer letzten Sitzung ein Verräter zugegen gewesen sein. Da seither niemand die Insel verlassen durfte, ist er wahrscheinlich noch unter Ihnen.«
    »Mit Ausnahme Hashi Lebwohls«, unterbrach Cleatus Fane sie. »Er war an dem Zeitpunkt auch anwesend. Aber er ist fort. Er ist auch nicht wiedergekommen. Und er befand sich in günstigerer Position als jeder andere, um ein Zeichen zu geben. Er kann ohne weiteres die Explosion veranlaßt und dann die, Legitimationen vertauscht haben, um die ›Beweise‹ zu fabrizieren, die Sie zu der voreiligen, verfehlten Schlußfolgerung verleiten, ich löge.«
    Fane grapschte nach Strohhalmen. Halb erwartete Koina, daß er sie ebenfalls beschuldigte; oder Forrest Ing verdächtigte. Aber dazu ließ er sich nicht hinreißen. »Wahrscheinlich haben Sie recht, es könnte so gewesen sein«, räumte Lane Harbinger ein. »Interessante Spekulation.« Kurz schwieg sie wie jemand, der ein Gähnen unterdrückte. »Allerdings ist ganz leicht nachzuweisen, daß Direktor Lebwohl seit mehreren Wochen keine KMOS-SAD-Chips benutzt hat. Und erst recht nicht speziell diesen Chip.«
    Während des Weitersprechens atmete sie immer mühsamer. Die Lautsprecher übertrugen Anklänge der äußersten Erschöpfung. Sie stand am Rand ihrer körperlichen Grenzen.
    »Offensichtlich fallen der Id-Plakette und dem Dienstausweis entscheidende Bedeutung zu. Sie liefern uns den deutlichsten Hinweis auf die Herkunft des Kaze. Wie sind sie frisiert worden, um vorzutäuschen, Nathan Alt sei Clay Imposs? So etwas gilt ja als ausgeschlossen. Es ist unmöglich, solange man keine genaue Kenntnis des Codieromaten hat, der Identifikationsdaten für die EKRK-Schutzdienst-Legitimationen generiert. Und damit kommen meines Erachtens die Transnationalen Terratreuen nicht in Frage. Davon abgesehen ist eine Fälschung jederzeit ersichtlich. Das heißt, wenn man weiß, woran man sie erkennt. Man kann auf KMOS-SAD-Chips gespeicherte Daten nicht überschreiben, sondern nur neue

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