Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Kälte des Weltraums herein, um ihn endgültig für sich zu behaupten.
    Damit muß Schluß sein.
    Neuer Druck; diesmal kräftiger, an einer bestimmten Stelle. Mitten in seinem Rücken; am Kern seines Wesens.
    Stille.
    »Ist er richtig drin?« fragte Mikka leise.
    »Weiß ich nicht genau«, antwortete Davies ebenso gedämpft.
    Im Gegensatz zu den beiden war sich Angus vollständig sicher.
    Ohne Vorzeichen öffnete sich in der Finsternis seines Schädels ein Fenster – ein Fenster einer so immensen Erleichterung, daß er, wäre es ihm durch die Zonenimplantate erlaubt worden, laut aufgeschluchzt hätte.
    Bevor er in die Dunkelheit entschwebte, informierte ihn das Interncomputer-Chronometer, daß er sich über anderthalb Stunden lang in der Stasis befunden hatte.

 
DAVIES
     
     
    Davies starrte in den blutigen Schlitz in Angus’ Rücken, dem er gerade den Data-Nukleus wiedereingesetzt hatte, und wartete darauf, daß ihm das Herz brach.
    Bessere Einfalle hatte er keine. Wenn kein Neustart des Interncomputers erfolgte, konnte Angus genausogut tot sein. Vielleicht hielt der Krankenrevier-Medi-Computer ihn auf unbegrenzte Dauer am Leben; aber niemand an Bord der Posaune könnte je wieder mit Angus in Verbindung treten.
    Es klappte nicht. Davies sah es mit eigenen Augen. Im Griff der Haltevorrichtungen lag Angus auf der Liege wie eine Schweinehälfte. Ausschließlich das quasi autonome Röcheln seiner Atmung bewies, er war kein Leichnam.
    Abermals Scheitern. Der letzte, verhängnisvollste Fehlschlag. Davies hatte sich nicht dabei bewährt, Angus beim Durchbringen des Raumschiffs zu helfen. Hätte Morn nicht riskiert, vom Hyperspatium-Syndrom überwältigt zu werden, wären sie alle ums Leben gekommen. Danach hatte er aus purer Erschöpfung für eine Weile vor sich hingedämmert, Morn und Angus unnötig minutenlang leiden lassen. Und zur Bedienung der Steuerungsanlagen hatte er Mikkas Beistand bedurft, sie trotz ihrer Verletzungen und Ciros Notlage einspannen müssen, weil er den Interspatium-Scout allein nicht hätte fliegen können.
    Und jetzt wußte er nicht, wie er die Antriebe reparieren sollte. Sogar um das Peilsignal der Posaune abzuschalten war er zu blöd.
    Doch es stand sogar noch unseliger um ihn.
    Ihm war mißlungen, sich selbst zu verstehen. Herrje, er hatte es nicht einmal ernsthaft versucht. Er hatte sich geweigert, einen Blick darauf zu werfen, was seinem wutentbrannten Drang zur Rache an der Liquidator zugrundelag. Statt dessen hatte er Nick zu seinem bizarren Todesgang aussteigen lassen. Und Sib Mackern hatte er so unabwendbar umgebracht, als wäre er von ihm eigenhändig erschossen worden. Obendrein hatte er das Grauen, das ihn innerlich aufwühlte, an Morn ausgetobt, als empfände er Zorn; als wäre ausgerechnet sie auf irgendeine Weise unzulänglich, für jemanden wie ihn zu schlecht.
    Soviel ich weiß, bin ich Bryony Hylands Tochter. Die Tochter, die sie hatte, ehe du deine Seele für ein Zonenimplantat verkauft hast.
    Jetzt schaffte er es nicht, Angus aus der Stasis zu erlösen. Die Antriebsaggregate der Posaune arbeiteten nicht mehr; der Interspatium-Scout konnte nicht navigieren; war in sämtlichen Richtungen das Hyperspatium zu durchqueren außerstande; nicht einmal ein Bremsmanöver ließ sich noch vollführen. Alle Alternativen waren verwirkt. Das Raumschiff war dazu verdammt, wie ein Wrack durchs weite Sternenmeer zu treiben, bis der Tod ein Ende machte oder die VMKP eingriff.
    Er wünschte, daß ihm das Herz brach; er wollte, daß in seinem Innern etwas Lebenswichtiges barst. Andernfalls müßte er den Konsequenzen all seines Vermögens ins Gesicht blicken.
    »Na, was sagt man dazu«, rief Vector, doch Davies beachtete ihn nicht. »Möchtet ihr euch mal das da anschauen?« Dennoch bewog eine ungewohnte Rührung im Tonfall des Genetikers Davies zum Wenden des Kopfes. Er merkte, daß Mikka den Atem anhielt, bevor sie den Blick in die Richtung lenkte, wohin Vector deutete.
    Davies zwinkerte, ohne zu verstehen, was er sah. Anscheinend wollte Vector, daß er seine Aufmerksamkeit einer der Statusanzeigen des Krankenrevier-Medi-Computers schenkte. Aber welcher? Und welchen Sinn sollte es haben?
    »Davies Hyland«, meinte Vector in bedächtigvergnügtem Ton, »mein stets überaufgeregter, junger Freund, du bist ein Genie. Oder wie Angus sich zweifellos ausdrücken wird, sobald er dazu die Gelegenheit hat, ein Scheißgenie.«
    »Das EEG, Davies«, half Mikka mit halblauter, aber eindringlicher Stimme

Weitere Kostenlose Bücher