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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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knapp erläuterte, wie es sich schaffen ließ, ohne durcheinanderzugeraten. Anstatt an Sprechgeschwindigkeit zuzulegen, redete Lane Harbinger nun geringfügig langsamer, betonte jedes Wort mit bewußtem Nachdruck.
    »Da ist ein Koenzym-Wert im Blut. Ein hoher Wert, meine ich. Natürlich, weil es ja ein Koenzym ist. Es ist dormant. Und völlig unnatürlichen Ursprungs. Allerdings erzeugt es im Zusammenwirken mit gewissen natürlichen menschlichen Apoenzymen ein künstliches Holoenzym, und das ist aktiv. Es weist ein paar interessante Ähnlichkeiten zu Pseudoamylase auf, das wir verwenden, um bei Cyborgs Tarneffekte zu erreichen, obwohl auch signifikante Abweichungen vorliegen.«
    Unwillkürlich trommelte Hashi Lebwohl mit den Fingern auf der Schreibtischplatte. Er mußte schleunigst zu Warden Dios. »Lane, bitte kommen Sie zur Sache. Ich genieße bei unserem teuren Polizeipräsidenten momentan kein gutes Ansehen. Bestimmt verärgert ihn die Verspätung, die dadurch entsteht, daß wir uns besprechen.«
    »Ich versuch’s ja, verdammt noch mal«, maulte Lane Harbinger. »Aber außer Ihnen kommt hier ja kein Mensch mal zu ruhigem Nachdenken.«
    Hashi Lebwohl verkniff sich einen Zornausbruch. Er hatte sie angerufen, ehe sie bereit war zu vollständiger Berichterstattung. Ihre Feststellungen beschränkten sich auf Teilergebnisse oder Unklares. Daß sie sich unter diesen Umständen lieber vorsichtig ausdrückte, war vollauf verständlich. Er gewann nichts, wenn er ihr Vorhaltungen machte.
    »Wären die Übereinstimmungen größer«, sagte sie unwirsch, »würde ich wahrscheinlich zu der Ansicht neigen, dieses eigenartige Koenzym hat etwas mit der Tarnung zu tun. Nur eignet es sich dafür nicht so gut. Die Unterschiede sind zu erheblich.«
    Wieder verstummte sie für einen Moment. Noch ein, zwei Augenblicke, überlegte Hashi Lebwohl, und ihm blieb keine andere Wahl, als sie anzuschnauzen.
    »Wenn man mich fragt«, erklärte sie noch langsamer als zuvor, »welchen Sinn das durchs Koenzym hervorgebrachte Holoenzym haben könnte, wäre ich vermutlich der Ansicht, daß es einen tauglichen chemischen Zünder abgibt. Man führt es in den Blutkreislauf ein, und ein, zwei Herzschläge später folgt ein gewaltiger Bums. Wie ein so starker Orgasmus, daß man dabei krepiert.«
    Schlagartig verflog Hashi Lebwohls Genervtheit. Lane Harbinger, frohlockte er, du bist ein Wunderweib. Ist es da noch erstaunlich, daß ich deine Exzentrizität ertrage?
    »Schauen Sie sich die Zähne an, Lane«, sagte er, verfiel aus lauter Freude und Erregung beinahe ins Singen.
    Wo konnte man ein Koenzym so deponieren, daß ein Mensch in drogeninduzierter Hypnose dazu fähig war, es auf ein vorkonditioniertes Zeichen hin zu schlucken? Wo anders als in seinem Mund? Und der Übergang in den Blutkreislauf geschah verzögert. Erst nach frühestens zehn oder fünfzehn Sekunden. Nach sicherer Frist für denjenigen, der das Zeichen gab.
    »Ich kann mir nur ansehen, was davon übrig ist«, antwortete Harbinger. »Ich befasse mich schon damit.«
    »Dann lassen Sie sich auf gar keinen Fall von mir stören«, empfahl Lebwohl in einer Anwandlung perverser Schalkhaftigkeit. »Wenn Sie vollständige Ergebnisse erarbeitet haben, lassen Sie sich vielleicht dazu überreden, mich zu heiraten.«
    Um nicht ihr verächtliches Lachen hören zu müssen, unterbrach er die Verbindung.
    Für ihn stand es außer Zweifel, daß sie für die Schlußfolgerungen, die er zog, nie eindeutige Beweise erbringen konnte. Sobald sie die Untersuchungen abgeschlossen hatte, war es ihr voraussichtlich möglich zu veranschaulichen, daß dies spezielle Holoenzym sich durchaus zur Verwendung als chemischer Zünder eignete. Bedauerlicherweise würde jedoch die Logik es ihr verwehren, sich darauf festzulegen, daß es in diesem Fall tatsächlich dazu gedient hatte.
    Dennoch reichte das, was Hashi Lebwohl von ihr erfahren hatte, für seine unmittelbaren Zwecke aus.
    Er raffte den zerknitterten Laborkittel um seine Gestalt, verließ das Büro und eilte so zügig, wie es mit Rücksicht auf seine offenen Schnürsenkel ratsam war, zu Warden Dios’ Konferenz.

 
CIRO
     
     
    Vector hatte behauptet, ihn geheilt zu haben. Auch Mikka hatte es immer wieder beteuert, er sei geheilt, während sie ihn in den Armen hielt und schaukelte, als wäre er ein Kleinkind.
    Ciro wußte es besser. Die Mauern des Unheils hatten sich um ihn geschlossen wie die erstickende Enge von Mikkas Umarmung. Seine Koje war zum Sarg

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