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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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geworden. Natürlich wußte er es besser.
    Sorus Chatelaine hatte ihm ein Mutagen in die Adern injiziert. Er spürte es im genetischen Programm seiner DNS; er verstand es gründlicher als alles, was jemand ihm mit Worten sagte. Kein bloßes Gerede konnte das zelluläre Verständnis der Weise überwiegen, wie man ihn ins Verderben gestürzt hatte.
    Irgendwie hatte Morn ihn dazu verleitet oder verlockt zu erzählen, was geschehen war; jetzt wußten an Bord alle Bescheid. Sein Verhängnis wurde nicht abgewendet, vielmehr mit jeder Stunde gewisser.
    Sicher hatte sie Vector um Hilfe angegangen. Wieso nicht? Warum sollte sie Ciro soviel Würde zugestehen, mit seiner Scham und dem Entsetzen allein zu sein? Nie hatte irgend jemand ihn so ernstgenommen.
    Und nachdem Vector die Zwangslage erklärt worden war, hatte er vorgeschlagen, Ciro das Antimutagen Nick Succorsos zu geben. Vector hatte erläutert, es handelte sich im Prinzip um eine gentechnisch erzeugte Mikrobe; die als eine Art von Bindemittel fungiert. Sie fixiert sich an den Nukleotiden des Mutagens und neutralisiert sie. Dann scheidet der Körper beide als Abfallprodukt aus. Bei seinen Äußerungen hatte der Mann, der früher Ciros Freund und Mentor gewesen war, den Eindruck der Ruhe und Zuversicht erweckt, geradezu übermenschliche Selbstsicherheit ausgestrahlt.
    Doch diese Darlegungen zählten nicht. Sorus Chatelaines Drohungen machten Ciro dafür taub.
    Ihre Worte wogen unendlich schwerer.
    Ein Mutagen bleibt im Körper, lebt weiter, dringt in jede Zelle vor, rankt sich um die DNS-Stränge, nur verändert es nichts, solange das Medikament gleichfalls durch den Körper kreist. Das Medikament, das sie ihm zum Lohn für seinen Gehorsam geboten hatte. Wie lange der Mutationseffekt verzögert wird, ist von dem verabreichten Quantum des Medikaments abhängig – oder davon, wie oft man es erhält. Man kann das Dasein als Mensch weiterführen, bis man von der Versorgung mit dem Mittel abgeschnitten wird. Und dann verwandelt man sich zum Schluß doch in einen Amnioni… Darum diene ich den Amnion, Ciro. Täte ich’s nicht, entzögen sie mir das Gegenmittel. Und das ist der Grund, weshalb du nun mir dienen wirst.
    Als sie ihm, während Milos Taverner ihn festhielt, das Mutagen injizierte, hatte er begriffen, daß sie schlicht und einfach die Wahrheit sprach. Er durfte nur solange Mensch bleiben, wie er das Gegenmittel bekam.
    Er wußte, was er zu tun hatte.
    Sie verlangte, daß er die Antriebsanlagen der Posaune sabotierte. Beide. Das war der Preis, den sie für sein Menschsein forderte.
    Er gedachte ihre Forderung zu erfüllen, falls er dazu die Gelegenheit fand.
    Und damit alle an Bord umbringen; sie ermorden…
    Sogar Mikka.
    Insbesonders Mikka. Je mehr sie über die Gefährdung erfuhr, um so starrsinniger gebärdete sie sich in ihrer Treue zur Besatzung der Posaune. Sie stand trotz der Tatsache zu ihr, daß ihre Handlungen alle das Leben kosten mußte.
    Sie durchschaute die Situation nicht. Wie sollte sie auch? Sie war stärker als er. Alle waren sie stärker als er. Anstatt ihn in Ruhe zu lassen – hatte er sie nicht angefleht, ihn in Frieden zu lassen? –, hatte sie ihn mit ihrer Kraft in die Enge gedrängt; mit ihrer Hingabe erdrückt. Ständig war er von ihr behindert worden. Unterdessen war die Zeitspanne bis zum Eintreten des Debakels geschrumpft, das Unglück immer näher gerückt.
    Hier, hatte Vector gebieterisch gesagt, als er aus dem Krankenrevier zurückkehrte, wo Ciros Blut vom Computer analysiert worden war. Das ist eine Dosis von Nicks Antimutagen. Er hatte Ciro eine Kapsel gereicht. Nimm sie ein und komm mit. Ich möchte im Krankenrevier eine Anzahl von Blutuntersuchungen durchführen. Dabei können wir mit eigenen Augen sehen, wie das Mittel wirkt, und du hast die Gewißheit, gerettet zu sein.
    Ciro wußte es besser. Von Anfang an hatte er es besser gewußt. Aber Mikka und Vector waren für ihn zu stark.
    Während die Posaune einen relativ risikoarmen Abschnitt des Asteroidenschwarms durchquerte, hatte Mikka ihn zum Aufsuchen des Krankenreviers genötigt. Auf ihr Beharren hatte er sich die Daten von Vectors Bluttests angesehen; sich angeguckt, wie die Profile der Nukleotiden sich veränderten, bis der Computer Normalwerte anzeigte. Lustlos hatte er Videoaufnahmen zur Kenntnis genommen, die in Echtzeit wiedergaben, wie das Antimutagen-Medikament sich um die DNS-Stränge schlang und das Mutagen fortschwemmte.
    Offenbar war Vector von der Wirkung

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