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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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leidenschaftlichen Nachdruck –, »der bei diesen Vorgängen die Fäden zieht.«
    Darum hatte Warden Dios sie an Bord der Rächer geschickt: um zu gewährleisten, daß die Geschehnisse den von ihm gewünschten Verlauf nahmen.
    »Er hat mich nicht in seinen Plan eingeweiht, aber würden Sie etwa behaupten, er beginge abwegige Handlungen?« fragte sie Ubikwe auf unverblümt herausfordernde Weise. »Ihm nachsagen, er täte nicht genau das, was seine dienstliche Pflicht ist?«
    Nein, dazu verstiege Dolph Ubikwe sich auf gar keinen Fall. Min sah es an seiner Miene. Seine Widerspenstigkeit verflog, als schmölze seine massige Erscheinung wie erhitztes Wachs. Genau wie Min stand er seit Jahren unter Warden Dios’ Bann. Er hatte geradeso die willige Bereitschaft, Dios in jede Hölle zu folgen, wie die Besatzung der Rächer bereit war, im gleichen Maße zu ihm zu halten.
    Er spreizte die Hände, um seine Schlappe einzugestehen. »Dann ist’s wohl am gescheitesten, glaube ich, wir stellen schnellstens fest, was an Bord des Scouts vorgeht.« In seinen Augen zeigte sich wieder eine Andeutung des Humors. »Bevor Polizeipräsident Dios sich zu schlucken entschließt, was die Krokodile übriggelassen haben.«
    Endlich.
    Min täuschte nicht vor, keine Eile zu kennen. Ruckartig öffnete sie die Gurte, schwang sich aus dem Reservesitz und strebte rasch zur Kommunikationsanlagen-Kontrollkonsole.
    Als sie sie erreichte, funkte Cray die Posaune schon an, so daß Min sich unverzüglich an den Scout wenden konnte.

 
MIN
     
     
    Die OA-Direktorin versuchte fünfzehn Minuten lang, die Posaune zu kontaktieren, berief sich dabei – mit Ausnahme der Prioritätscodes Angus Thermopyles auf jede Vollmacht, die ihr einfiel. Danach stellte sie mißmutig ihre Bemühungen ein.
    Der Interspatium-Scout antwortete nicht.
    Alle Erklärungen, die sie sich dafür zurechtlegen konnte, gaben ihr Anlaß zur Verbitterung.
    Die Leute an Bord der Posaune trauten ihr nicht.
    Oder sie waren alle tot.
    Falls Morn Hyland und ihre Begleitung durch die brutale Beschleunigung, mit der sich die Posaune vom Asteroidenschwarm entfernt hatte, getötet worden waren, ließ sich ohne weiteres davon ausgehen, daß die Scanninginstrumente des kleinen Raumschiffs noch funktionierten, der Bordcomputer Shaheeds Funksendung automatisch ausstrahlte und Sicherheitsschaltungen nach dem Rücksturz des Scouts in die Tard die Antriebsaggregate deaktiviert hatten.
    »Machen Sie mit dem Kontaktversuch weiter«, wies Min die Funkoffizierin verdrossen an. »Rufen Sie sie, oder spielen Sie ab, was ich in der vergangenen Viertelstunde gesagt habe. Wenn man nicht antwortet, sie uns nicht mitteilen, ob sie überhaupt noch am Leben sind, können wir vorerst keine sonstigen Maßnahmen ergreifen.«
    »Aye, Direktorin.« Sofort ging Cray an die Arbeit.
    Min drehte sich zum Kommandosessel um. »Kapitän, wann holen wir sie ein?«
    »Inklusive Geschwindigkeitsangleichung?« fragte Ubikwe. »Habe ich recht mit der Annahme, daß Sie an Bord gehen wollen?«
    Min nickte. Und ob sie an Bord des Interspatium-Scouts zu gehen beabsichtigte.
    Ohne viel Worte wandte sich Kapitänhauptmann Ubikwe mit Mins Frage an den Zweiten Steuermann, der Sergei Patrice abgelöst hatte. »Emmett?«
    Emmett war ein stämmiger Mann mit rundlichem Gesicht und unnatürlich blasser Haut. Sein unauffälliges Betragen verleitete zu dem Eindruck, er könnte, was seine Leistung betraf, weit hinter Patrice zurückstehen. Aber er verstand sich auf seine Tätigkeit: Er hatte die Zahlenangaben, die Dolph Ubikwe brauchte, schon auf einem der Monitoren.
    »Das hängt davon ab, wie stark Sie bremsen möchten, Kapitän. Aufgeholt haben wir ziemlich schnell. Bei gegenwärtiger Geschwindigkeit treffen wir in anderthalb Stunden an der Position der Posaune ein. Aber wenn wir ihr zum Anbordgehen unsere Geschwindigkeit anpassen, müssen wir vorher ein Bremsmanöver durchführen.«
    »Und wenn wir zu stark bremsen«, grollte Ubikwes Stimme, »brechen wir wahrscheinlich auseinander.«
    »Es läßt sich überstehen, Kapitän.« Anscheinend faßte Emmett jedes Wort buchstäblich auf. »Leiten wir in…« – er blickte auf die Kontrollkonsole – »…achtundsiebzig Minuten eine Zwo-Ge-Bremsung ein, bringe ich uns in zwei Stunden längsseits.«
    Das vorgeschlagene Bremsmanöver bedeutete für alle Besatzungsmitglieder eine Verdopplung der effektiven Masse für die Dauer von zweiundvierzig Minuten. Eine erträgliche Belastung. Alle hatten sie

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