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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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schon Härteres ertragen. Allerdings erst vor kurzer Zeit.
    Dolph Ubikwe schaute Min an und hob die Brauen. »Sind Sie damit einverstanden?« Unzufrieden willigte Min ein. »Aber beobachten Sie sie. Sobald sie irgendwelche Anzeichen von Aktivitäten zeigt müssen wir auf alles vorbereitet sein.«
    »Ich achte auf sie, Kapitän«, versicherte Porson.
    »Also, Emmett, verfahren Sie so«, befahl Kapitänhauptmann Ubikwe dem Zweiten Steuermann.
    Nach einem kurzen Moment des Überlegens aktivierte er nochmals die Interkom-Bordsprechfunktion und informierte die Besatzung der Rächer darüber, daß sie noch achtundsiebzig Minuten lang Gelegenheit zum Essen, Aufsuchen der Toilette sowie Abwicklung des Schichtwechsels hatte, ehe der Kreuzer ein Bremsmanöver ausführte.
    Weil sie ihre Anspannung im Griff behalten mußte, stapfte Min auf der Brücke auf und ab, lockerte die verkrampften Muskeln, verminderte den inneren Druck der Tatenlosigkeit, kühlte die Glut ihrer Handflächen; versuchte sich auf sich selbst zu besinnen, damit sie nicht in Geschrei ausbrach, falls sie Morn Hyland, Angus Thermopyle und Vector Shaheed tot vorfand.
    Trotz aller Selbstdisziplin, die sie sich innerhalb ihrer Jahre des Polizeidiensts und dank ihrer Erfahrung angeeignet hatte, fuhr sie zusammen, als hätte jemand ihr einen Schlag mit dem Stunnerknüppel versetzt, sobald unerwartet aus den Brücken-Lautsprechern ein Knacken und Knistern drang.
    »Rächer«, sagte von fern eine Frauenstimme, »hier Posaune. Wir hören Sie. Können Sie uns auch empfangen?«
    Die Posaune war zu nah, die Stimme hätte keinen so entfernten Klang haben dürfen. Unwillkürlich ergab sich der Eindruck, daß es der Frau widerstrebte, näher ans Mikrofon zu gehen; sie sich wider Willen auf etwas Riskantes einließ.
    Gewohnheitsmäßig machte Cray Anstalten zum Antworten; aber Kapitänhauptmann Ubikwe verhindert es mit einer scharfen Geste. »Lassen Sie Direktorin Donner an den Apparat«, befahl er ihr warnend.
    Kurz streifte Mins Blick das Steuerbrücken-Chronometer. Noch einunddreißig Minuten trennten die Rächer vom Bremsmanöver.
    Ein paar schnelle Schritte trugen Min zur Kommunikationsanlagen-Kontrollkonsole. Über die Konsole gebeugt, antwortete sie, sobald Cray das Mikrofon eingeschaltet hatte.
    »Posaune, hier spricht Min Donner, Direktorin der Operativen Abteilung, an Bord des VMKP-Kreuzers Rächer, Kommandant Kapitänhauptmann Dolph Ubikwe. Wir empfangen Sie.« Min empfand eine äußerst vielschichtige Art der Erleichterung. »Es freut mich«, fügte sie hinzu, »daß Sie am Leben sind.« Doch sofort entschloß sie sich zu mehr Vorsicht. »Mit wem spreche ich?«
    Eine Pause entstand. Keineswegs durch Übermittlungsverzögerung: sondern durch Zaudern. »Direktorin Donner«, sagte nach einem Moment die Stimme aus den Lautsprechern, »ich bin Leutnantin Morn Hyland.«
    Morn Hyland lebte. Nach all den Monaten; gegen alle Wahrscheinlichkeit. Trotz der Tatsache, daß Nick Succorso die Macht erhalten hatte, Angus Thermopyle gegen sie zu benutzen. Min klammerte die Faust um den Griff ihrer Pistole, um sich Ruhe einzuflößen. Mit einem Mal erachtete sie alles als möglich. Daß die VMKP und die Menschheit die Krise überdauerten; daß Warden Dios den Sieg errang…
    Sie hatte sich jetzt vollkommen in der Hand, ihre innere Glut umgemünzt zu geballter Konzentration. Ihre Erregung und Beunruhigung brodelten nur noch unter der Fassade ihres Gemüts, im Verborgenen; ihr Tonfall bezeugte nichts als Autorität.
    »Wer ist außer Ihnen an Bord, Leutnantin Hyland? Wo ist Kapitän Succorso? Ich dachte, er hätte das Kommando.« Wieder ließ Morn mit der Antwort auf sich warten. Aus Furcht? Weil sie sich fragte, auf wessen Seite Min stand? Letzteres war am wahrscheinlichsten: Sie hatte Grund zum Argwohn. Vielerlei Gründe.
    Doch als sie antwortete, war ihre Stimme kräftiger geworden. Sie mußte sich dem Mikrofon genähert haben.
    »Ich möchte keinesfalls respektlos sein, Direktorin Donner«, versicherte sie deutlich, »aber ich habe meinerseits einige Fragen an Sie?«
    »Keinesfalls respektlos?« knurrte Dolph Ubikwe gedämpft. »Was glaubt die Person eigentlich, mit wem sie redet?«
    Min schenkte ihm keine Beachtung. »Bei unserem Abflug aus dem Massif-5-System«, sagte Morn, »befanden Sie sich im Gefecht mit einem Amnion-Kriegsschiff, der Stiller Horizont. Was ist aus ihm geworden?«
    »Stiller Horizont«, wiederholte Dolph Ubikwe im Flüsterton. »Eine Identifikation. Na

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