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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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alles davon abhing, daß sie die Posaune kontaktierte, wurde Dolph Ubikwe seinem Ruf gerecht und zeigte sich von seiner störrischsten Seite.
    Verfluchter Kerl.
    »Seit Sie an Bord gekommen sind, haben wir eine Menge Kröten schlucken müssen«, hielt er ihr vor. »Nick Succorso, der angeblich für die Abteilung DA arbeitet, ist zufällig der einzige Mensch im Weltall, der ein Immunitätsmedikament gegen Mutagene zur Hand hat. Durch irgendein erstaunliches Zusammentreffen nimmt die DA Succorsos Anwesenheit in der Posaune zum Anlaß, um mit der Freistaat Eden einen Kontrakt über die Vernichtung des Scouts abzuschließen. Aber natürlich hat Succorso einen Genetiker dabei, nur für den Fall, daß er plötzlich auf die Idee kommt, das Antimutagen analysieren zu lassen. Wahrscheinlich ist das die Erklärung dafür, weshalb Hashi Lebwohl ihn nicht mehr beschäftigen möchte. Dummerweise spielt Polizeipräsident Dios« – Dolph Ubikwes dunkle Stimme erlangte eine ungewöhnlich durchdringende Schärfe »in einem gänzlich anderen Weltraumdetektivfilm mit. Während Hashi Lebwohl die Eliminierung der Posaune wünscht, befiehlt Polizeipräsident Dios uns, Succorso die Prioritätscodes eines VMKP-Cyborgs mitzuteilen, das heißt, Succorso praktisch das Kommando über die Posaune zu geben. Bringt uns das etwa durcheinander?« Mißmutig hob Kapitän Ubikwe die Stimme. »Klar verwirrt’s uns ein bißchen. Aber es wird noch unheimlicher. Unter solchen Umständen kann es niemanden erstaunen – am wenigsten Sie –, daß Succorso ein Schwarzlabor ansteuert. Und sobald wir die Posaune wiedersehen, funkt Vector Shaheed diese verdammte Formel in die Gegend. Auf einmal ist er Philanthrop geworden. Zwar ist er Illegaler und verdeckter DA-Agent, möchte aber aus dem, was er da kennt, weiß Gott keinerlei Vorteil schlagen. Vielmehr will er sein Wissen verbreiten. Und er läßt sich durchs All treiben. Seit der Rückkehr aus dem Bannkosmos war er andauernd auf der Flucht, und jetzt wartet er hier auf uns.«
    Min ballte die Fäuste und mäßigte sich mit aller Gewalt. Offenbar hatte Dolph Ubikwe noch nicht alles gesagt.
    Er atmete tief ein, um seine Erbitterung zu bezähmen – oder gegen Min zu richten; dann setzte er sein Resümee fort.
    »Selbstverständlich ist die Freistaat Eden unterdessen spurlos verschwunden. Anscheinend hat Direktor Lebwohl den Kontrakt mit ihr vorzeitig gekündigt, kaum daß ihm der Verdacht kam, Succorso könnte die Existenz dieses kostbaren Impfstoffs publik machen. Leuchtet doch völlig ein, oder nicht? Vor allem wenn man berücksichtigt, daß Direktor Lebwohl, sobald die ganze Geschichte an die Öffentlichkeit gedrungen ist, den Rest seines so widersprüchlichen Lebens wegen Amtsmißbrauchs im Knast verbringt. Schließlich hat er ja Verrat an seinem Dienstauftrag, an der VMKP, an der überwiegenden Mehrheit der menschlichen Spezies begangen. Zwischendurch lassen sich die Amnion zu kriegerischen Umtrieben hinreißen, obwohl sie nach Thermopyles Auffassung Shaheeds Formel längst kennen. Aber wenn sie vorher nicht darüber Bescheid wußten, ist sie ihnen allemal jetzt bekannt. Sie kennen sie durch die Funkausstrahlung der Posaune.«
    Min verbiß sich noch entschlossener in ihre Selbstbeherrschung. Sie brauchte Dolph Ubikwe nicht, um darüber Klarheit zu haben, daß ihre Entscheidung, das Gefecht gegen den Alien einzustellen, ernste Konsequenzen für die gesamte Menschheit haben konnte. Doch sie glaubte, daß mehr als Shaheeds Formel auf dem Spiel stand. Aufgrund dieser Überzeugung riskierte sie alles.
    Auch Kapitänhauptmann Ubikwe unternahm eine sichtliche Anstrengung, um mehr Ruhe zu bewahren. Langsam sank er im Andrucksessel zusammen. Seine letzten Worte sprach er in unvermutet friedlichem Ton.
    »Erklären Sie mir, was da eigentlich vor sich geht, Direktor«, forderte er. »Ich habe das Gefühl, ich kann keine weiteren Überraschungen mehr verkraften.«
    Überraschungen? hätte Min ihn am liebsten angefahren. Du magst keine Überraschungen? Du selbstgerechter, fetter Quatschkopf, wieso bildest du dir ein, es interessierte mich, was du magst oder nicht magst? Aber sie schaffte es, sich zurückzuhalten. Wie sehr ihr auch die Nerven nach Taten juckten, sie hatte für seinen Standpunkt Verständnis. Was aus der Menschheit wurde, falls die Defensiveinheit ungeschoren mit Shaheeds Formel in den Bannkosmos umkehrte, war für ihn erst an zweiter Stelle wichtig. Mehr zählte für ihn das Verhältnis zu seiner

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