Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
Vom Netzwerk:
mal, Direktorin, das ist doch eine unserer Orbitalstationen. Wir sehen uns einer Amnion-Defensiveinheit der BehemothKlasse gegenüber, und da wollen Sie, daß wir eine unserer Raumstationen in die Zielerfassung nehmen?
    Blitzkrieg auf zwo. Abenteurer auf fünf. Leichter Kreuzer Stilett auf vier. Direktorin, wir müssen dafür eine Erklärung haben. Die neuen Zielprioritäten sind uns unbegreiflich.
    Gehorchen Sie! schnauzte Min Donner sie alle an.
    Wenn ich einen Fehler begehe, können Sie mich nachher vors Kriegsgericht bringen.
    Als nächstes wandte sie sich an die Stationszentrale.
    Erinnern Sie Vestabule an meine Warnung. Solang er das Superlicht-Protonengeschütz hat, braucht er nichts zu befürchten. Guter Gott, sie mußte endlich auf irgend jemand schießen!
    Noch wichtiger war es allerdings für sie, sich tatsächlich nicht geirrt zu haben. Sie schuldete es Morn Hyland geradeso wie Warden Dios – und ihrer Dienstpflicht als befehlshabender VMKP-Direktorin.
    Morn Hyland hatte Mins Aufforderung, das Funktelefonat mit Suka Bator auf Geheiß zu beenden, unverzüglich befolgt. Trotz allem, was sie hinter sich hatte, und obwohl sie in mehr als einer Hinsicht sich selbst überlassen worden war, traute sie der OA-Direktorin immerhin noch ein wenig. Unter günstigeren Umständen wäre Min gerührt gewesen, dankbar; vielleicht beschämt. Momentan jedoch hatte sie für nichts dergleichen Zeit.
    Dennoch blieb ihr Morn Hylands Gegenwart ständig bewußt. Als Opfer Angus Thermopyles und Nick Succorsos – und Warden Dios’ Opfer – hatte sie sich und ihre Begleiter durch reine Hartnäckigkeit zur Erde heimgebracht, um einen wagemutigen, hochgradig gefahrvollen Versuch anzuzetteln, die Zukunft der Menschheit zu verändern. Und jetzt hatte sie nichts mehr zu tun, als sich aufs eigene Leid zu besinnen.
    Sie hatte ihre Geschichte erzählt; die Verbrechen aufgedeckt, die sie miterlebt und gesehen hatte. Ihr Vorsatz war von ihr kompromißlos ausgeführt worden. Sie saß noch im Kommandosessel; doch sie gab keine Befehle mehr, unterbreitete nicht einmal Vorschläge. Auch sie hatte keine Möglichkeit mehr, um Angus Thermopyle und ihrem Sohn Davies behilflich zu sein.
    Ihre Aufgabe hatte sie erfüllt; aber zufrieden war sie nicht. Bis jetzt war kein einziges Problem gelöst worden.
    Seit sie ihren Interkom-Apparat ausgeschaltet hatte, das Gespräch mit dem Regierungskonzil vorüber war, lag sie nahezu reglos im Andrucksessel, den Kopf an die Rücklehne gestützt, in den Augen einen unheimlichen Ausdruck des Alleinseins und der Einsamkeit, ja der Unnahbarkeit. In ihrem gequälten Blick spiegelte sich ein Grauen, das Min nicht einmal in Ansätzen nachempfinden konnte. Sie wußte, wie es war, wenn man Mutagene gespritzt bekam.
    Davies war auf dem Weg zu den Amnion, um sich ihnen auszuliefern. Und niemand außer einem Mann, der sie wochenlang mißhandelt und vergewaltigt hatte, vermochte ihren Sohn zu retten.
    Wahrscheinlich hätte Min sie ins Krankenrevier schicken sollen. Sie hinschleifen lassen sollen, falls nötig.
    Aber sie hatte etwas anderes verdient. Sie hatte sich das Anrecht erworben zu bleiben, wo sie zu sehen und zu hören imstande war, was geschah, auch wenn ihr inzwischen jeder Einfluß auf die Ereignisse fehlte.
    In ihrem und Warden Dios’ Namen – und im Interesse der Menschheit als Ganzes – hoffte Min Donner inbrünstig, daß das Regierungskonzil den richtigen Beschluß faßte.
    »Dr. Harbinger zufolge«, berichtete der RÖA-Kontakt von Suka Bator, »beweisen die Aufzeichnungen des Anodynum-Systemewerks, daß Nathan Alt den Chip erst vor ein paar Tagen in seinen Besitz gebracht hat.
    Er hatte in bezug auf die Firma Anodynum noch alle dienstlichen VMK-Vollmachten, obwohl er fünfeinhalb Wochen vorher entlassen worden sein soll.“
    Lane Harbingers Darlegungen besagten Min wenig.
    Ihr war über die Situation zuwenig bekannt: Hashi Lebwohl hatte keine Zeit gehabt, um sie in die Einzelheiten des dritten Kaze-Anschlags einzuweihen. Trotzdem ersah sie schon anhand der verhaltenen Eindringlichkeit, mit der Koina Hannishs Kommunikationstechnikerin die Information weitergab, wie wichtig der Beweis war, den Dr. Harbinger anführte. Dem Drachen war ein neuer Schlag versetzt worden… Unvermittelt rührte sich Morn Hyland. Ihr Engagement gönnte ihr keine Ruhe. Mit sichtlicher Anstrengung nahm sie an der Kommandokonsole eine aufrechte Sitzhaltung ein. Ihr müder Blick suchte Min Donners Augen.
    »Direktorin«, erkundigte

Weitere Kostenlose Bücher