Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion Omnibus

Amnion Omnibus

Titel: Amnion Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Donaldson
Vom Netzwerk:
anhören. Angus hatte sie noch in lebhafter Erinnerung. Während er Angus’ Data-Nukleus austauschte, hatte die Stimme des VMKP-Polizeipräsidenten genauso geklungen.
    Aber ich rede hier nicht über technische Fragen. In jeder anderen Hinsicht haben wir an Ihnen ein Verbrechen begangen. In wesentlichen Beziehungen sind Sie kein Mensch mehr. Wir haben Sie jeder Wahl beraubt… und Ihnen jede Verantwortung genommen. Damals jedoch hatte Angus aus Warden Dios’ Tonfall freimütiger Befehlsgewohntheit Anklänge des Selbstabscheus herausgehört. Jetzt dagegen war dem Polizeipräsidenten nichts derartiges anzumerken.
    Damit muß Schluß sein, hatte er versprochen. Und er hatte das Versprechen gehalten.
    Und dadurch war er noch gefährlicher geworden.
    »Sorgen Sie sich nicht um Angus«, empfahl er Davies.
    »Ich weiß recht gut, wie viel ich ihm schulde. Und ich kann mir zumindest denken, was ich ihm zugemutet habe. Ich werde es nicht vergessen.“
    Danach wandte Dios sich nochmals an Dolph Ubikwe.
    »Ich kritisiere Sie keineswegs wegen des eingegangenen Risikos, Kapitänhauptmann. Vielmehr bin ich zutiefst erstaunt. Dankbar bis zur Demut. Sie haben mir die Gelegenheit gegeben, Angefangenes zu Ende zu führen. Ich will dafür sorgen, daß die ganze Mühe sich wirklich lohnt.« Nichtssagend nickte Kapitän Ubikwe. Seine starken Kiefer mahlten auf Worten, die er nicht aussprach; hielten Reaktionen zurück, die er nicht zeigen mochte.
    Angus fluchte vor sich hin. Er glaubte zu wissen, wie sich der Kommandant der Rächer fühlte. Ich will dafür sorgen, daß die ganze Mühe sich wirklich lohnt, ach du Scheiße! Neue Absichten, noch mehr Aktionen. Er hatte die Schnauze voll von Dios’ verborgenen Bestrebungen.
    Sie waren zu kostspielig. Am liebsten hätte er überhaupt nichts mehr davon gehört.
    »Wenn Sie Mikka Vasaczk nicht kontaktieren, Dicker, tu ich’s«, brummte er, bevor der Polizeipräsident noch mehr Reden schwingen konnte. »Sie hat sich inzwischen zu lange nicht gemeldet.« »Stimmt«, pflichtete Dolph Ubikwe ihm rasch bei. Anscheinend war er über die Ablenkung nicht unfroh. Sofort schaltete er die Interkommunikation ein. »Mikka Vasaczk?« fragte er ins Mikrofon. »Hören Sie mich?
    Sind Sie wohlauf?“
    Angus hatte ihn mittlerweile lange genug beobachtet, um erkannt zu haben, daß Kapitän Ubikwe seine eigenen Gründe zur Empörung über Warden Dios’ Umtriebe harte: die Gründe eines Polizisten. Vielleicht bezweifelte er, daß Fasners Niederlage eine ausreichend erfolgreiche Rechtfertigung für Warden Dios’ Maßnahmen abgab.
    Mehrere Augenblicke verstrichen, bevor Mikka Vasaczk antwortete, und als es soweit war, geschah es mit schwächlicher, brüchiger Stimme, sie harte sich heisergehustet. »Einigermaßen.« Der Stimme einer Frau, die jemand zusammengeschlagen hatte. »Ich glaube…« Gedämpft keuchte sie. »Ich habe innere Blutungen, glaube ich… Irgendwo. Ich lege mich ins Krankenrevier…« Sie verstummte; die Lautsprecher schwiegen, als wäre sie in Ohnmacht gesunken.
    »Verdammt…« Angus drosch die Faust auf den Verschluß der Sesselgurte. »Sie braucht Hilfe. Ich gehe an Bord der…“
    Davies unterbrach ihn. »Nein, ich gehe.« Er wies auf das Blinken der Lämpchen an der Kom-Konsole. »Es sieht so aus, als ob die Rächer und das VMKP-HQ uns dringend zu kontaktieren versuchen. Ich denke mir, daß nun ein paar neue Entscheidungen fällig sind.“
    Argwohn und Müdigkeit schwangen in seinem Tonfall mit. »Ich muß nicht wissen, welche es sind. Du mußt es sehr wohl erfahren. Sie sollten nicht hinter deinem Rücken getroffen werden.“
    Dann schlug er einen gelasseneren Ton an. »Ich kann Mikka genausogut wie du helfen.“
    Angus machte Anstalten zum Widersprechen, aber dann entspannte er sich, lehnte sich in den Andrucksessel. Davies hatte recht. Wenn der VMKP-Polizeipräsident die Absicht hatte, dafür zu sorgen, daß die ganze Mühe sich wirklich lohnt:, war es für Angus ratsam, darüber nachzudenken, wie er am besten seinen Hals rettete.
    Von Angus’ unvorhergesehene Mängel schmälerten Dios Sieg.
    Ohne auf irgend jemandes Einwilligung zu warten, löste Davies seine Gurte und schwebte in Richtung Luftschleuse. Dolph Ubikwe öffnete sie ihm. Doch an der Innenpforte drehte er sich noch einmal um.
    »Ciro Vasaczk war ein junger Mann«, meinte er zu Dios. »Ungefähr in meinem Alter, könnte man sagen, hätte ich ‘n natürliches Alter. Er lebte als Illegaler, weil dies das einzige Dasein

Weitere Kostenlose Bücher