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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wenn einem die Knie zitterten.
    Linda streckte den Kopf ins
Zimmer.
    »Gehen Sie auch zur Versammlung ?« erkundigte sie sich, als lüde sie mich zu einer
Beerdigung ein.
    Ich fand, ich brauchte noch ein
wenig Zeit zum Überlegen. Das Wesentliche war klar, aber einige Details fehlten
noch. Was ich zu sagen hatte, konnte ich auch nach der Versammlung noch sagen.
    »Ja, ich komme mit«, erwiderte
ich. »Da wird doch nicht mit Steinen geworfen, oder ?«
    »Natürlich nicht. Seien Sie um
zehn fertig. Kann ich jetzt mal einen Moment in mein Zimmer, um mich umzuziehen ?«
    »Selbstverständlich«, sagte
ich. »Übrigens, wo verwahren Sie denn Ihre Rüstung — nur für den Fall ?«
    Sie warf mich ohne eine Antwort
hinaus.
     
    Am Union Square drängten sich
die Frauen in hellen Heerscharen. Sie kamen aus Büros und Kaufhäusern und
strömten rund um das Podium der Sprecherin zusammen, bis die dicht geballte
Menge bis zum Fußweg hin reichte, wo Polizeibeamte die Frauen zum Weitergehen
aufforderten. Eine ganze Anzahl von Männern stand spöttisch grinsend abwartend
an den äußeren Rändern der Menge.
    Zunächst hielten einige mir
noch unbekannte Mitglieder der >Zornigen Amazonen< Reden, dann stieg
Libby aufs Podium.
    Hinter ihr saßen Linda, Denice , Carrie und die anderen Frauen, die gesprochen
hatten. Ein Stuhl war leer.
    »Schwestern«, wandte sich Libby
mit ihrer lauten, metallischen Stimme an die Anwesenden, »seht euch einmal um.
Ihr werdet feststellen, daß wir von Männern umzingelt sind. Sie wollen uns
ersticken wie eine Ölwelle das Leben an einer
unberührten Küste erstickt .«
    »Aber du bist nicht unberührt«, brüllte
eine rauhe Männerstimme.
    »Natürlich nicht! Braucht euch
ja nur die Titten anzuschauen«, rief ein alter Mann mit struppigem Bart, der
aussah wie ein Wermutbruder.
    »Hast wohl Angst, wir könnten
dich vergewaltigen, Schätzchen ?« erkundigte sich mit
lauter Stimme ein Mann im dunklen Anzug.
    Aus der Menge stieg schwaches
Gemurmel auf, giftige Blicke trafen die Männer. Einige von ihnen lachten
brüllend.
    Libby fuhr fort, als hätte sie
die Zwischenrufe gar nicht gehört.
    »Jeden Tag eures Lebens seht
ihr euch dieser Situation gegenüber. Ihr werdet in einen Pferch gezwungen,
geformt, manipuliert, gestoßen, niedergeknüppelt und degradiert — von Männern.«
    Ein erregter Beifallsruf der
Menge erstickte die Kommentare der männlichen Erzfeinde.
    »Und nicht nur ihr befindet
euch in dieser Lage, Schwestern, sondern schon eure Mütter, eure Großmütter,
eure weiblichen Vorfahren seit Beginn der Zivilisation wurden in diese Position
gedrängt .«
    »Ach, und als wir alle noch
Affen waren, da waren Mann und Frau wohl gleichberechtigt, wie ?« spöttelte der alte Wermutbruder.
    Einige Frauen am Rand der Menge
schoben sich zu ihm hin, und er verzog sich.
    »Und ihr befindet euch in
dieser Situation«, fuhr Libby fort, »weil schon im Altertum die Frauen mit der
Gewalt eines patriarchalischen Systems unterworfen wurden. Mit anderen Worten,
die Körperkraft des Mannes ist die einzige Basis für die gesellschaftlichen
Traditionen, die uns überliefert wurden und denen zufolge Frauen als schwache,
minderwertige Sklavinnen gebrandmarkt sind, deren einziger Lebenszweck es ist,
Kinder zu gebären.«
    »Ah, jetzt verstehe ich, ihr
wollt von jetzt an die Männer die Kinder gebären lassen .« Das kam von einem Mann mit ironischem Lächeln und maßgeschneidertem Anzug.
    Libby machte nicht einmal
Pause, um Atem zu holen.
    »Aber eine Ausnahme in dieser
jahrhundertealten Tradition gibt es; eine Gesellschaft, die eine Zeitlang den Männern
die Stirn bot und bewies, daß Frauen keineswegs auf die Gnade der Männer
angewiesen sind, daß sie fähig sind, die Probleme einer harten, gleichgültigen
Welt mit innerer Stärke, Entschlossenheit und Gewalt zu meistern. In dieser
Gesellschaft waren die Männer die Unterworfenen, und die Frauen waren das
stärkere Geschlecht. Und diese Frauen waren die Amazonen .«
    Es folgten laute Hochrufe der
Menge. Als sie verklungen waren, brüllte der alte Wermutbruder heiser: »Waren
das nicht die Weiber, die sich die Titten abgeschnitten haben ?«
    Ein anderer Mann lachte
lautstark. »He, Baby«, rief er, »dann bist du aber keine Amazone. Mit dem
Vorbau nicht.«
    Das Gelächter, das sich unter
der Gruppe der Stichler ausbreiten wollte, erstarb plötzlich, als ein Schwall
wütender Frauen sich auf die Gruppe stürzte. Aus zweitausend Kehlen gellte
schrilles

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