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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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versteckt, der die Bewegung dazu
ausnützt, junge Mädchen anzulocken und dann Prostituierte aus ihnen zu machen .«
    In Libbys starren, kalten Augen
flackerte plötzlich das Feuer des Zorns auf.
    »Sie widerliches Schwein«,
fluchte sie. »Als ob ich für heute von Leuten Ihres Schlags nicht schon genug
Beleidigungen eingesteckt hätte !«
    »Mehr als genug«, stimmte ich
zu. »Leider aber kann ich die Tatsachen nicht beschönigen, Libby. Und Tatsache
ist, ein New Yorker Detektiv hat Beweise dafür, daß die Ortsgruppe Ihrer
Organisation in Manhattan von gewissen Leuten dazu benutzt worden ist, junge
Mädchen anzuwerben, sie süchtig zu machen und dann, wenn sie dem Heroin so weit verfallen sind, daß sie für eine Spritze alles tun,
auf den Strich zu gehen.«
    »Sie lügen«, sagte Libby mit
schwacher, hohler Stimme. Ihr Gesicht war bleich, die Backenknochen traten
spitz über eingefallenen Wangen hervor.
    »Die erste Warnung, daß die
Wahrheit ans Licht zu kommen drohte, war ein Brief von einem Mann namens Burton
Thomas. Die zweite kam von Nathaniel Neeble .«
    »Ein Brief?« Libby kniff die
Augen zusammen. »Jetzt ist mir klar, daß Sie völlig verrückt sind. Ich habe
niemals einen Brief bekommen, in dem auch nur angedeutet wurde, daß unsere
Organisation in Mädchenhandel verwickelt ist .«
    »Das Wort wurde nicht erwähnt«,
versetzte ich ruhig, »aber wenn Sie schon wußten, was vorging, dann wäre der
Brief Ihnen eine Warnung gewesen .«
    »Den Brief habe ich nie
gesehen«, erklärte sie. »Woher bekamen Sie ihn? Hat vielleicht jemand meine
Korrespondenz durchgesehen, noch ehe ich selbst dazu Zeit hatte ?«
    Linda biß sich auf die
Unterlippe und sagte verlegen: »Ich habe ihm den Brief gegeben, Libby. Ich fand
ihn zerrissen in deinem Papierkorb .«
    »Und ich riet ihr dazu, ihn
Randy zu zeigen«, bemerkte Denice und lächelte
zaghaft. »Ich fand, es wäre doch wichtig herauszufinden, was dahintersteckte.
Aber ich kann nicht glauben, daß das, was Randy sagt — «
    Ihre dünne Stimme verklang ganz,
als ginge die Vorstellung, daß man sich die Liebe mit Geld bezahlen ließ, über
ihr Begriffsvermögen.
    »Ich habe den Brief auch
gesehen«, sagte Carrie. Sie drehte sich auf ihrem Hocker um und betrachtete
mich ironisch aus ihren dunklen Augen. »Da habe ich mich anscheinend wirklich
geirrt«, bekannte sie. »Ich meine, in meiner Vermutung, der Brief käme von
einem verdrehten Wichtigtuer .«
    Sie trank einen gesunden
Schluck Whisky aus ihrem Glas und schauderte leicht.
    Ich fand, es wäre an der Zeit,
eine frische Runde einzuschenken, und machte mich daran, die Gläser zu füllen.
    »Ich finde es unerhört, daß man
in meiner Abwesenheit mein Büro durchstöbert. Aber darauf will ich jetzt nicht
eingehen«, erklärte Libby steif. »Ich bleibe dabei, daß ich diesen Brief nie zu
Gesicht bekommen habe .«
    »Was ich jetzt sage«, bemerkte
ich und schob Libby einen frischen Gin Fizz zu, »ist
Spekulation, aber nehmen wir einmal an, Nathaniel suchte ein Bordell auf und
begegnete einer früheren Amazone, ließ sich ihre Geschichte erzählen und reimte
sich zwei und zwei zusammen.«
    Libby stieß einen erstickten,
unartikulierten Laut aus.
    »Er hatte allen Grund,
gründlich nachzudenken«, fuhr ich fort, »denn er hatte ja seine Frau an die
Organisation verloren .«
    »Das ist nicht wahr«,
protestierte Libby hitzig. »Doris hatte ihn schon verlassen, ehe wir uns
kennenlernten .«
    »Okay.« Ich tat den Einwand mit
einer Handbewegung ab. »Kurz und gut, Neeble machte
sich seinen Vers auf das, was er erfahren hatte, und ging dann daran, weitere
Nachforschungen anzustellen. Offenbar waren sie erfolgreich. Er setzte sich mit
Doris in Verbindung und berichtete ihr, was er wußte. Wie können wir daran
zweifeln, daß sie die Neuigkeiten an Libby weitergab, mit der sie aufs intimste
befreundet war ?«
    Denice seufzte tief. »Ja, sie standen
einander wirklich sehr nahe«, sagte sie niedergeschlagen. »Doris muß Libby
alles erzählt haben, und dann hat Libby — «
    »Ich verstehe das immer noch
nicht ganz«, unterbrach Linda. »Wollen Sie behaupten, daß gewisse Mitglieder
der Amazonen es darauf anlegten, junge Mädchen zu verderben, und das auf Libbys
Anweisung ?«
    »Es sieht danach aus«,
antwortete ich. »Die Organisation arbeitet gewissermaßen auf zwei Ebenen — als
Frauenbewegung und als Mädchenhändlerring .«
    »Aber wer wollte denn Doris
erschießen ?« fragte Carrie.
    »Niemand«, antwortete ich
schlicht.

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