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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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immer
noch an der Arbeit ist und daß Mr. Thomas größtes Vertrauen in ihn zu haben
scheint. Mr. Thomas ist der Meinung, daß diese Virginia Lasser einem Ring von Mädchenhändlern angehört, der sich hinter der Organisation der
Amazonen versteckt, und daß Belinda nicht das erste junge Mädchen war, das in
die Falle gegangen ist .«
    »Hat er konkreten Anlaß zu der
Vermutung ?«
    »Der Detektiv erzählte ihm
etwas, das ihn überzeugte. Das Callgirl, mit dem er sich unterhalten hatte, war
selbst einmal Mitglied bei den >Zornigen Amazonen< gewesen .«
    »Die Pointe war nicht übel«,
stellte ich lobend fest. Ich hauchte einen Kuß in die Sprechmuschel und legte
auf.
    Danach rief ich einen Arzt an.
Er hieß Ernest Bevlin und bemühte sich seit meiner
Kindheit um die Erhaltung meines körperlichen und geistigen Wohlbefindens. Er
war ein alter Freund meines Vaters.
    »Hallo, Randall, mein Junge«,
begrüßte er mich mit Stentorstimme, wobei dem nachsichtigen Unterton die Frage
zu entnehmen war: Na, was hast du jetzt wieder angestellt?
    »Ich habe nur eine Frage, Dr. Bevlin «, erwiderte ich eilig. »Einer meiner Mandanten ist
in eine recht unangenehme Selbstmordgeschichte verwickelt, und ich wollte da
einige Punkte mit Ihnen erörtern, die mir nicht ganz klar sind .«
    »Selbstverständlich, mein
Junge.«
    »Der Tod in diesem Fall trat
infolge einer Überdosis Morphium ein. Die Frau hatte ein Rezept dafür. Wie
viele Tabletten waren nötig, um den Tod herbeizuführen ?«
    »Was wog die Frau, mein Junge ?«
    »Gut hundert Pfund.«
    »Nun, wenn sie sie alle auf
einmal genommen hat, dann würden vierzehn Gran reichen. Wenn sie sie mit
Alkohol eingenommen hat, würde schon eine geringere Dosis reichen, je nachdem, wieviel Alkohol sie zu sich nahm .«
    »Halten Sie es für möglich, daß
jemand es fertiggebracht haben könnte, sie zu zwingen, so viele Tabletten zu
schlucken? Ich meine, jemand, dem sie vertraute? Könnte man ihr beispielsweise
vorgemacht haben, es wäre ein ganz anderes Mittel ?«
    Einen Moment blieb es still.
Ich konnte sein Atmen hören.
    »Es gibt nicht ein Mittel, von
dem man eine so hohe Dosis auf einmal nehmen müßte. Sie glauben nicht an den Selbstmord, nicht wahr, mein Junge? Sie halten es für Mord .«
    »Richtig.«
    »Nun, ich könnte mir schon
denken, wie das bewerkstelligt worden ist. Wenn man ihr im Laufe mehrerer
Stunden immer wieder einige Tabletten eingegeben hätte, dann wäre sie
schließlich zwar noch bei Bewußtsein , jedoch völlig
widerstandslos gewesen. Und in einem solchen Zustand der Widerstandslosigkeit
hätte man ihr jedes Mittel eingeben können. Jedes.«
    »Danke«, sagte ich. »Wenn ich
das nächstemal eine Penicillinspritze brauche, rufe ich Sie wieder an .«
    »Grüßen Sie Ihren Vater, mein
Junge«, sagte er mit Resignation, »und versichern Sie ihn meiner Teilnahme .«
     
     
     

12
     
    Es war halb neun geworden. Ich
hatte die Gespräche von Lindas Zimmer aus erledigt. Die Polizeibeamten waren
noch unten gewesen, als ich mich nach oben begeben hatte; aber mit mir waren
sie fertig. Und mit Doris waren sie auch fertig. Sie war schon weggebracht
worden. Jetzt hielten sich nur noch drei Beamte im Haus auf, die alle
Anwesenden verhörten. Libby hatte es wahrhaft amazonenhaft getragen. Ich durfte
im Zimmer bleiben, als sie vernommen wurde, da ich ihr Anwalt war. Als sie
geendet hatte, schienen alle mit Libby darin einig, daß Doris in einem Anfall
tiefster Niedergeschlagenheit über den Tod ihres Mannes eine Überdosis
geschluckt hatte. Alle außer mir, aber ich hielt den Mund.
    Libby erwähnte nichts davon,
daß Doris sich selbst die Schuld am Tod ihres Mannes gegeben hatte. Vielleicht
hatte sich Linda verhört, vielleicht auch wollte Libby nicht ins einzelne gehen, weil ihr das zu schmerzlich gewesen wäre. Es
konnte aber auch etwas anderes hinter ihrem Schweigen stecken. Ganz gleich, sie
behauptete jedenfalls, es wäre ihr unverständlich, warum Doris so deprimiert
gewesen war. Danach ließ die Polizei sie in Ruhe. Sie ging nach oben, um sich
für eine öffentliche Versammlung fertigzumachen, die um halb eins am Union
Square stattfinden sollte. Die Versammlung bescherte mir allerlei
Überraschungen, was nur bewies, wie wenig ich über die Tätigkeit der Amazonen
unterrichtet worden war. Vielleicht lag es daran, daß ich ein Mann war, doch
ich fand plötzlich, man hätte mich im Grund nicht anders als ein Möbelstück behandelt
— etwas, worauf man sich stützen konnte,

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