Amok: Thriller (German Edition)
Aufgebot von Rettungskräften anrückte, dicht gefolgt von den Medien. Ein Ereignis, das weltweit Wellen schlug.
Die Erkenntnis war wie ein Adrenalinstoß. Und dann breitete sich ein warmes Gefühl in seiner Brust aus. Nach und nach wurde ihm klar, dass das Gefühl Stolz war. Er hatte sich über enorme Hindernisse hinweggesetzt, und wider alle Erwartungen hatte er am Ende die Oberhand behalten.
Die Maschine sprang mit dem ersten Kick an. Er fuhr den Feldweg entlang, der in nördlicher Richtung von der Farm wegführte. Noch einmal sah er sich um, doch er konnte den Hubschrauber nicht mehr sehen. Er zuckte mit den Schultern und gab Gas, hielt den Lenker locker umfasst, während die Räder über die Piste ruckelten.
Er hatte die Route sorgfältig ausgearbeitet. Nach einer halben Meile bog er von der Straße ab und fuhr eine Abkürzung durch eine Lücke in der Hecke auf einen Reitweg nach Nordwesten. Er raste an winterlichen Feldern vorbei, weiten Flächen von dunkler, aufgewühlter Erde, gekrönt von glitzerndem Reif, wie geschmolzene Schokolade mit Puderzucker. Noch eine Meile, dann links durch eine Wildblumenwiese.
Er schlängelte sich durch eine kleine Baumgruppe, die die Nordgrenze der Farm markierte, schoss dann hinaus auf die Straße und raste davon. Und dabei gestattete er sich, einmal kurz aufzulachen. Er hatte sich nie im Leben so lebendig gefühlt, so außergewöhnlich, so vollkommen .
Er hatte seine Berufung gefunden.
8
Der erste Medienbericht wurde um 9.00 Uhr gesendet, und zwar von einem unabhängigen Lokalsender. Die BBC griff die Meldung wenig später auf und bereitete sie für die nächsten Schlagzeilen auf. In diesem Stadium war es nicht mehr als ein kurzer, unbestätigter Bericht über eine Schießerei in einem kleinen Dorf in Sussex. Die Nachrichtenredakteure beobachteten die Entwicklung und wollten später entscheiden, ob sie das reguläre Programm dafür unterbrechen würden.
Die erste Meldung verpasste Craig. Da schaute er gerade SpongeBob und spielte den Schiedsrichter zwischen seinen Kindern. Normalerweise waren sie ganz brav und vernünftig, aber heute Morgen hatten sie sich von seiner gereizten Stimmung anstecken lassen und waren offenbar wild entschlossen, ihn in den Wahnsinn zu treiben.
Nina war wieder ins Büro gegangen. Von Weihnachten abgesehen, hatte sie schätzungsweise an sieben der acht letzten Wochenenden gearbeitet. Meistens Samstagvormittag, aber ein- oder zweimal auch den ganzen Tag, und dazu noch den einen oder anderen Sonntagnachmittag.
»Das muss sein«, hatte sie gesagt. »Meine Karriere ist mir wichtig.«
»Wichtiger als deine Familie?«, hatte er entgegnet. Und sich gerade noch verkniffen hinzuzufügen: Wichtiger als deine Ehe?
»Nein. Und versuch ja nicht, mich unter Druck zu setzen. Habe ich mich je beschwert, wenn du beruflich ganze Tage oder gar Wochen unterwegs warst?«
»Deswegen habe ich mich ja für die Freiberuflichkeit entschieden – um mehr über mein eigenes Leben bestimmen zu können.« Aber es war ein berechtigter Einwand. »Ist es nicht etwas, was du auch von hier aus erledigen könntest?«
»Ich arbeite doch schon zwei Tage die Woche von zu Hause aus. Da kann ich mich kaum wegen ein paar Stunden am Wochenende beklagen.«
Sie verließ das Haus um acht. Ihr Büro war im Zentrum von Crawley, zehn Autominuten entfernt. Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und versprach, so bald wie möglich wieder zu Hause zu sein.
»Sag mir halt ungefähr, wann ich mit dir rechnen kann«, forderte er sie auf, als sie die Haustür öffnete. Er trug nur eine Jogginghose und ein T-Shirt, und die eisig kalte Luft war ein angenehmer Schock.
»Keine Ahnung. So um eins. Spätestens um zwei.«
»Spätestens um zwei«, wiederholte er, als ob ihre eigenen Worte sie festnageln könnten.
Sie nickte, schloss den Wagen auf und stieg ein. Ihre Miene hatte etwas Undurchdringliches, als sie aus der Einfahrt zurücksetzte. Ein Blick, den er bei ihr immer öfter sah und der ihm ganz und gar nicht gefiel.
In der Werbepause stand er auf, um Kaffee zu kochen, und fragte die Kinder, ob sie noch etwas trinken wollten.
»Noch’nen Saft, bitte!«, sagte Maddie und streckte die Hand mit ihrem Becher aus.
»Können wir umschalten?«, fragte Tom. Er griff nach der Fernbedienung, doch seine Schwester versuchte ihm zuvorzukommen – mit dem Ergebnis, dass sie den Rest ihres Orangensafts über das Sofa verschüttete.
»Herrgott noch mal!«, brüllte Craig – so
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