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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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durfte nicht zulassen, dass sie sich einen Vorteil verschaffte. Sie war zu unberechenbar. Zu raffiniert.
    Die Schnittwunde in seinem Gesicht tat noch nicht weh, aber sie nervte enorm. Hätte sie genauer gezielt, dann wäre er jetzt vielleicht tot. Oder zumindest blind.
    Er hasste sie dafür. Er addierte es zu all den anderen Gründen, die er hatte, sie zu hassen. Es trieb ihn an, machte ihn noch entschlossener. Er erwischte sie noch auf der Schwelle, noch in der Drehbewegung. Das Funkgerät ließ er fallen, nicht aber die Waffe. Eine freie Hand sollte genügen.
    Er packte sie, ehe sie einen Finger rühren konnte. Schlang die Arme um sie und rammte ihr die Pistole in den Bauch. Sein anderer Arm legte sich über ihre Schulter und klemmte ihren Hals ein.
    »Gib auf«, sagte er wieder. »Sonst bringt Kendrick Craig um.«
    Als Bluff war es schlicht ein Geniestreich. Vollkommen aus dem Bauch heraus. Er hatte nicht gewusst, was er sagen würde, bis die Worte über seine Lippen kamen.
    Und es funktionierte. Ihr Widerstand brach in sich zusammen. Er hörte geradezu das Zischen, als der Kampfgeist aus ihr entwich.
    Na, Gott sei Dank.
    Zu langsam. Zu blöd. Wo bleibt dein Verstand?
    Sie war schnurstracks in seine Falle getappt. Jetzt hatte er sie im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand. Sie registrierte alles wie in Zeitlupe: Wie sie den Mund aufmachte, wie sie Luft holte, um zu schreien. Wie das Adrenalin durch ihre Adern schoss, ihre Muskeln sich spannten, bereit zu Kampf oder Flucht. Irgendein Instinkt befahl ihr davonzulaufen: sich irgendwie ins Obergeschoss zu retten, Abstand zu gewinnen und sich die Chance zu einer Atempause zu verschaffen …
    Aber ein klügerer Teil ihres Gehirns wusste es besser. Du kannst keinen Schritt tun. Selbst wenn er nicht schießt, wird er mit dem anderen Arm noch fester zudrücken und dir die Luftröhre zerquetschen.
    »Gib auf«, hörte sie ihn sagen. »Sonst bringt Kendrick Craig um.«
    In diesem Augenblick gewann sie die Kontrolle über ihren Instinkt und ließ sich einfach fallen. Sie atmete aus und entspannte bewusst ihre Muskeln. Er fing sie auf, und dabei lockerte sich der Griff um ihren Hals ein wenig. Er dachte, sie hätte sich ergeben.
    Sie warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen ihn. Rammte ihm beide Ellbogen in den Bauch. Ließ den Kopf nach hinten schnellen und traf ihn im Gesicht. Ein lautes Krachen, als Knochen splitternd auf Knochen traf.
    Er stieß einen erstickten Schrei aus. Seine Arme fielen schlaff herab, und er wankte. Sie hörte ein Poltern, das sie zuerst nicht deuten konnte – er hatte die Waffe fallen lassen. Es machte keinen Unterschied. Sie hatte sich schon in Bewegung gesetzt, rannte durch die Küche, auf die einzige Waffe zu, die sie sehen konnte.
     
    Seine Nase war gebrochen. Es tat grauenhaft weh – ein Gefühl, als ob sie einen glühenden Spieß in seine Nebenhöhlen gerammt hätte. Ein loser Hautlappen hing an seiner Wange herab. Blut strömte ihm übers Gesicht. Nur seine rasende Wut trieb ihn jetzt noch an. Der Gedanke daran, was er mit ihr machen würde, wenn er sie erst einmal von hier weggeschafft hätte.
    Es war so raffiniert von ihm gewesen, das andere Funkgerät im Haus zu verstecken. Und jetzt wurde ihm die Belohnung vorenthalten, die seine Genialität verdient hätte. Sein Groll, den er seit Wochen vergeblich zu leugnen versuchte, wurde von einer noch weit unerfreulicheren Überlegung begleitet.
    Es war vorbei. Von dem Augenblick an, als er erfahren hatte, dass Julia noch lebte, hatte er gewusst, dass er erledigt war. Als sie mit Walker wieder aufgetaucht war und von einem zweiten Killer geschwafelt hatte, da hätte er sich sofort aus dem Staub machen sollen. Und jetzt war es zu spät.
    Nein. Er musste seine Gedanken beisammenhalten. Du kannst das noch schaffen , sagte er sich. Du hast vier von Kendricks Leuten ausgeschaltet. Da wirst du doch mit diesem Miststück fertig werden.
    Sie war dumm genug, nicht nach oben zu fliehen. Sie blieb in der Küche, und das hieß, dass er sie mühelos einfangen konnte.
    Sie erreichte die Arbeitsplatte neben dem Kühlschrank. Kein Messerblock, Gott sei Dank. Irgendwo waren wahrscheinlich Messer, aber es würde ihr keine Zeit mehr bleiben, sie zu erreichen. Noch eine Sekunde, und er würde sich von hinten auf sie werfen. Vielleicht ihre Hand in einer Schublade einklemmen und ihr die Finger zertrümmern. Das würde ihm Spaß machen.
    Er war noch zwei Schritte von ihr entfernt. Noch einen. Nahe genug, um ihren

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