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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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vorbeischauen wollen, hatte sie ihre Handtasche und ihr Handy im Auto gelassen, zusammen mit den Kartons und den Plastiksäcken, in denen sie die Habseligkeiten ihrer Eltern verstauen wollte. Nicht, dass das Handy ihr irgendetwas genützt hätte, wie ihr jetzt einfiel – die Bürgerinitiative des Dorfs hatte sich erfolgreich gegen die Errichtung eines Mobilfunkmasts zur Wehr gesetzt. Sie musste einen Festnetzanschluss finden.
    Du könntest natürlich auch einfach verschwinden , meldete sich eine kleine, verschämte Stimme. Der Postbote ist tot. Du kannst nichts mehr für ihn tun. Dreh dich einfach um und geh zu deinem Auto zurück. Das hier muss nicht dein Problem sein.
    Einen Moment lang drohte sie der Versuchung zu erliegen. Welch verlockende Vorstellung, einfach in ihren Mini zu steigen, den Motor anzulassen und davonzufahren. Sie hatte in der letzten Zeit schon genug traumatische Erlebnisse gehabt. Sollte sich doch jemand anders um das hier kümmern.
    Dann stellte sie sich vor, was ihre Eltern wohl zu einer so feigen Haltung gesagt hätten. Sie glaubte eigentlich nicht an ein Leben nach dem Tod, aber seit ihre Eltern gestorben waren, hatte sie oft das Gefühl, dass sie über sie wachten, über sie urteilten oder ihre Entscheidungen kommentierten. Und jetzt würden sie erwarten, dass Julia tat, was sie konnte, um zu helfen.
    Mit weichen Knien rannte sie zum nächsten Haus in der Reihe, die sich an den Kirchhof anschloss. Das Gartentor quietschte, als sie es aufstieß, ein Geräusch, das die bedrückende Stille dieses Samstagmorgens noch unterstrich. Die Haustür war in lebhaftem Rot gestrichen, und in Augenhöhe hing ein kleiner handgeschriebener Zettel: Klingel defekt. Bitte klopfen.
    Das tat sie. Als sie das Ohr an die Tür legte, konnte sie drinnen Musik hören: irgendeine eingängige Melodie im typischen Sixties-Sound.
    Doch niemand öffnete. Sie klopfte erneut, hämmerte so fest an die Tür, dass sie in den Angeln erzitterte. »Bitte!«, rief sie. »Es ist ein Notfall!«
    Die einzige Reaktion auf ihr Rufen war das melancholische Gekrächze der Krähen in den Bäumen um die Kirche herum. Julia schauderte und sah sich ängstlich um. Sie war sich plötzlich sicher, dass sie beobachtet wurde. Hatte sie da nicht gerade eine Bewegung in der Hurst Lane registriert?
    Sie wartete noch ein paar Sekunden, während sie hin und her überlegte, ob sie zum Laden zurücklaufen sollte. Sie wusste, dass Moira schwache Nerven hatte und sicher nicht der Typ war, in einer Krisensituation einen kühlen Kopf zu bewahren. Außerdem war der Postbote vielleicht ein Freund von ihr. Das sollte sie ihr, wenn irgend möglich, ersparen.
    Besser, sie versuchte es in St. Mary‘s. Inzwischen musste doch irgendjemand auf den Beinen sein. Und wenn nicht, würde sie dort vielleicht wenigstens ein Telefon finden.
    Der Friedhof war von einer hüfthohen Mauer aus Sussex-Flintstein eingefasst. Sie trat durch das überdachte Tor und folgte dem Kiesweg zum Portal, vorbei an verwitterten Grabsteinen, die schief und schräg aus dem Rasen ragten.
    Zu ihrer Erleichterung fand sie eine der schweren Eichentüren offen. Sie trat in den Vorraum und erblickte ein weiteres von Philip Walkers Plakaten am Schwarzen Brett, zwischen der Gottesdienstordnung, den Putzplänen und der Ankündigung eines Flohmarkts.
    Sie stieß die innere Doppeltür auf und betrat das Kirchenschiff. Das weiche Licht und die Atmosphäre stiller Besinnung wirkten sofort beruhigend auf sie. Es roch nach Staub und feuchtem Stein. Und möglicherweise noch nach etwas anderem, aber das wollte sie einfach nicht wahrhaben.
    Ihr wurde plötzlich schwindlig. Sie hielt sich an der nächsten Kirchenbank fest und ließ sich vorsichtig darauf nieder. Dann beugte sie sich vor, bis ihr Kopf auf der Lehne der Vorderbank ruhte und das Haar ihr wie ein Schleier vors Gesicht fiel. Langsam drängte jener andere Geruch sich ihren Sinnen auf: scharf und widerlich und metallisch.
    Das hat alles keinen Sinn, sagte sie sich. Du musst ein Telefon finden.
    Sie unterdrückte den aufsteigenden Brechreiz, zwang sich, durch den Mund zu atmen, langsam und tief. Genau in dem Moment, als ihre Lunge sich mit Luft gefüllt hatte und sie zum Ausatmen ansetzte, hörte sie es.
    Ein leises, scharrendes Geräusch. Etwas bewegte sich über den uralten Steinboden vor der ersten Bank. Ein verstohlenes Schleichen.
    Sie setzte sich aufrecht hin und fixierte den Punkt nahe dem Altar, von dem das Geräusch ausgegangen war. Jeder

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