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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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meine Güte – was ist denn passiert, Kindchen?«
    Julia wollte etwas sagen, doch eine Welle der Übelkeit übermannte sie. Ihr Brustkorb hob sich, sie wandte sich ab, hielt sich den Bauch und übergab sich auf den staubigen Zementboden.
    »Sie Ärmste«, sagte Moira. »Kommen Sie doch rein.«
    Julia nickte, drehte sich um und trat in den Vorratsraum. Moira tätschelte ihr den Arm. »Sie haben einen Schock. Ich habe Ihnen doch gesagt, so was kann jederzeit passieren.«
    Julia versuchte den Irrtum aufzuklären, brachte aber nur ein Stammeln hervor. »Nein, ich … Ich h-habe …«
    »Schsch«, machte Moira. »Sie müssen es mir nicht gleich erzählen. Jetzt ruhen Sie sich erst mal ein Weilchen aus.« Auf einem alten Stuhl in der Ecke lag ein Klemmbrett. Moira hob es auf und zog den Stuhl zu Julia hin, womit sie irgendwo in der Ferne ein Glöckchen zum Läuten brachte. Ein »Heureka«-Moment, dachte Julia und fragte sich, ob sie jetzt endgültig den Verstand verloren hatte.
    Moira sagte: »Kommen Sie, setzten Sie sich hin, ich mach Ihnen eine Tasse Tee.«
    Julia runzelte die Stirn. Wie konnte man eine Glocke zum Läuten bringen, indem man einen Stuhl verrückte?
    Und da begriff sie. Doch die Panik, die sie im gleichen Moment erfasste, schien ihr Gehirn lahmzulegen. Sie wusste, was sie sagen und tun musste, doch ihr Körper reagierte nicht.
    Irgendein Laut musste sich ihrer Kehle entrungen haben, denn Moira drehte sich in einer merkwürdigen Zeitlupenbewegung zu ihr um. Gleichzeitig gab sie Julia den Blick in den Laden frei. Der Mann mit der Stachelfrisur ging auf die Theke zu. Sie sah, dass er jung war, höchstens Mitte zwanzig. Er hatte sehr helle Augen, und sein Kinn war mit ungleichmäßigen Bartstoppeln bedeckt.
    Er sah sie und lächelte. Seine Zähne waren gelb und schief, mit einem auffällig vorstehenden Vampir-Eckzahn links. Er hob die Waffe, und Julia bemerkte den dicken Zylinder, der an den Lauf geschraubt war. Ein Schalldämpfer. Deshalb hatte niemand die Schüsse gehört.
    Moira sprach wieder, redete mitfühlend auf Julia ein. Sie bemerkte Julias entsetzte Miene und drehte den Kopf, um zu sehen, was die Ursache war. Ein ploppendes Geräusch ertönte, und ein Schwall Blut schoss aus Moiras Hals hervor. Ihre Augen weiteten sich wie in ungläubigem Staunen, und sie kippte nach vorne, die Lippen zu einem perfekten O gerundet.
    Wieder dieses Plopp , und Julia spürte, wie das Geschoss an ihren Haaren vorbeizischte und hinter ihr in den Türrahmen schlug. Und dann folgte ein Moment, als Moiras fallender Körper ihr die Sicht auf den Killer verdeckte. Ein dritter Schuss traf die Ladenbesitzerin im Fallen, und da meldete sich Julias Überlebensinstinkt.
    Mit einem Satz hechtete sie aus dem Vorratsraum ins Freie und riss die Tür hinter sich zu. Sie schnappte sich eine der Mülltonnen und zog sie vor die Tür. Die Tonne war nicht schwer genug, um ihm den Weg zu versperren, aber so würde sie vielleicht ein paar Sekunden gewinnen. Doch in welche Richtung sollte sie sich wenden?
    Sie hatte zwei Möglichkeiten: entweder über den Fußweg zurück zur Kirche oder durch die schmale Passage an der Seite des Ladens auf die Hauptstraße. Letzteres schien ihr das Klügste. Wenn sie erst einmal auf der High Street wäre, könnte sie zu ihrem Wagen sprinten. Rund fünfzig Meter, die hätte sie in null Komma nichts zurückgelegt.
    Es war die falsche Entscheidung. Sie wusste es, als sie das Glöckchen wieder läuten hörte, doch da war es bereits zu spät. Sie war nur wenige Meter von der Hauptstraße entfernt, und sie lief zu schnell, um rechtzeitig bremsen zu können. Der Schwung trug sie bis auf den schmalen Gehsteig, wo sie im selben Moment schlitternd zum Stehen kam, als der Killer aus dem Laden trat.
    Er hatte geahnt, was sie vorhatte. Und dann sah sie seine überraschte Miene und wusste, dass es noch schlimmer war. Er hatte einfach nur Glück gehabt. Manchmal lief es ganz einfach darauf hinaus. Er hatte den nötigen Dusel gehabt. Sie nicht.
    Sie standen einander in ein paar Schritten Entfernung gegenüber. Sie hatte keine Chance, ihm zu entkommen. Das war das Ende.
    Sie reckte das Kinn und versuchte eine trotzige Miene aufzusetzen. Sie würde nicht um ihr Leben betteln. Ohnehin war sie sich nicht sicher, ob sie überhaupt ein Wort herausbringen würde.
    Der Killer gab ein trockenes Keckern von sich, das sie vage an irgendeine Zeichentrickfigur erinnerte. Er musterte sie eine lange Sekunde, verschlang ihren Körper mit den

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