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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Sie hatte auf dem kürzesten Weg zum Laden laufen wollen, aber nun hielt sie inne. Von hier aus könnte sie die Polizei anrufen.
    Der niedrige Zaun, der das Grundstück nach hinten begrenzte, war rasch übersprungen; der Garten dahinter nur ein schmaler Rasenstreifen, auf dem schlaffe Fußbälle und ein Kricketset aus Plastik herumlagen. Neben der Tür stand ein verdrecktes Katzenklo.
    Julia konnte das Radio hören, das in der Küche lief, das stupide Geplapper eines DJs. Sie trat ein und rief: »Hallo? Ich muss mal Ihr Telefon benutzen. Ist jemand zu Hause?«
    Niemand antwortete, doch das plötzliche Klappern von Geschirr ließ sie zusammenfahren.
    Die Spülmaschine. Laut Programmanzeige hatte sie noch acht Minuten zu laufen. Auf der Arbeitsfläche stand eine Tasse Kräutertee. Julia hielt den Handrücken daran. Noch warm.
    Es müsste jemand in der Nähe sein.
    Lautlos trat sie in den engen Flur. Die Tür zum Wohnzimmer stand offen. Julia entdeckte das Telefon und die Leichen im gleichen Moment.
    Eine junge Frau in einem Frottee-Bademantel war über ihrem Kind zusammengebrochen, einem kleinen Jungen mit einem prächtigen weißblonden Haarschopf. Um sie herum lagen verstreute Playmobil-Figuren und Feuerwehrautos. Alles war voller Blut. Die Frau hatte offensichtlich versucht, sich schützend über ihren Sohn zu werfen, und hatte ihm dann eine Hand vor die Augen gehalten. Sie hatte seinen Tod nicht verhindern können, aber wenigstens hatte sie ihm den Anblick erspart.
    Julia merkte, dass ihre Knie wieder weich wurden. Sie drohte zusammenzubrechen. Niemand könnte mir einen Vorwurf machen , dachte sie.
    Sie wandte sich ab und riss das Telefon von seiner Halterung an der Wand. Kein Wählton. Sie drückte die Verbindungstaste. Lauschte. Drückte wieder drauf. Nichts.
    Die Leitung war tot. Das konnte kein Zufall sein. Das gehörte alles zum Plan.
    Sie schreckte auf, als sich draußen etwas bewegte. Vorsichtig trat sie ans Fenster. Am Arundel Crescent, auf der anderen Seite des Dorfplatzes, war eine Tür aufgegangen, und dabei war ein Sonnenreflex aufgeblitzt. Der Mann, der aus dem Haus trat, war von untersetzter Statur und hatte eine strohblonde Stachelfrisur; er trug eine Jeansjacke und eine Hose mit Tarnmuster. In einer Hand hielt er eine Pistole, und über die Schulter hatte er eine Schrotflinte geschlungen.
    Er zog die Tür hinter sich zu, dann blieb er stehen und blickte sich um. Einen Moment lang schien er Julia direkt in die Augen zu sehen. Als er lächelte, glaubte sie, ihr Herz würde stehenbleiben.
    Dann begriff sie, dass er die Leiche des Postboten ansah. Er bewunderte sein Werk.
    Schließlich schlenderte er davon und verschwand hinter der mächtigen Eibe. In dieser Richtung lag der Laden.
    In ihrer Verzweiflung versuchte Julia es noch einmal mit dem Telefon, obwohl sie wusste, dass es hoffnungslos war. Das Dorf war vom Rest der Welt abgeschnitten, genau wie der Killer es beabsichtigt hatte.
    Sie war auf sich allein gestellt.
     
    Julia lief zurück durch die Küche. Im Radio schienen die Rolling Stones sie zu verhöhnen: You can‘t always get what you want. Die Worte tönten in ihrem Kopf, als sie auf dem Weg, den sie gekommen war, durch den Garten zurückging. Wieder dachte sie an ihre Eltern. Sie hoffte, dass sie stolz auf sie wären, weil sie der Versuchung widerstanden hatte, einfach davonzulaufen.
    Dann sprintete sie los in Richtung Laden und betete, dass sie es rechtzeitig schaffen möge. Das Knirschen ihrer Schritte auf dem unkrautüberwucherten Kiesweg schien durch das ganze Dorf zu hallen.
    In dem kleinen Hof hinter dem Laden standen ein paar Mülltonnen, ein Stapel Pappkartons und eine alte Plastikkiste. Die zwei kleinen Milchglasfenster in der Rückfront waren mit Metallgittern gesichert. Die Hintertür war aus Massivholz und ließ sich nicht von außen öffnen.
    Julia klopfte so laut, wie sie es gerade eben wagte. Ein neuerlicher Schwindelanfall brachte sie ins Wanken. Schwarze Pünktchen tanzten vor ihren Augen. Ihr Herz hämmerte so laut, dass sie glaubte, es würde ihr den Brustkorb sprengen.
    Dann eine Stimme: »Wer ist da?«
    Julia nahm ihren ganzen Willen zusammen, um sich aufzurichten. »Moira, ich bin‘s, Julia Trent. Machen Sie die Tür auf.«
    Sie fürchtete, Moira würde Fragen stellen oder sie auffordern, zum Vordereingang zu kommen, doch dann hörte sie, wie ein Riegel zurückgeschoben wurde. Die Tür ging auf, und Moira spähte hinaus. Sie erschrak, als sie Julias Gesicht sah.
    »Du

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