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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Hurst Lane einbog, drückte er schon auf den Fernbedienungsknopf am Schlüsselanhänger, um das Tor zu öffnen. Ein bisschen zu spät – er musste bremsen und ein paar Sekunden warten, bis die Lücke groß genug war. Ungeduldig trat er aufs Gas und schoss dann mit einem Kavalierstart in die Einfahrt, dass der Kies unter den Reifen nur so aufspritzte.
    George erwartete ihn schon vor der Doppeltür. Er trug eine graue Stoffhose und ein blaues Sakko und hatte eine Hand nach Gutsbesitzerart in die Tasche geschoben. Seine Miene verfinsterte sich, als der BMW mit einem kleinen Rutscher zum Stehen kam, und als Toby ausstieg, begrüßte er ihn mit den Worten: »Könntest ruhig ein bisschen mehr Respekt zeigen.«
     
    Craigs Protesten zum Trotz bestand Julia darauf aufzustehen, um noch mehr Kaffee zu bestellen. Sie wollte beweisen, dass sie nicht völlig hilflos war und sehr wohl ohne den Stock gehen konnte.
    Als sie zum Tisch zurückkam, wirkte Craig immer noch ganz fassungslos. Sie hatte regelrecht zusehen können, wie sein Unterkiefer mit jeder neuen Enthüllung ein Stück weiter heruntergeklappt war. Er hatte sie nicht unterbrochen, hatte sie nicht mit Fragen bombardiert. Mehr noch: Er hatte nicht im Geringsten skeptisch gewirkt.
    »Ich hatte mir schon gedacht, dass da wahrscheinlich eine Verschwörung dahintersteckt«, sagte er schließlich. »Aber so etwas hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können. Jetzt ist mir auch klar, warum die Polizei nichts davon wissen wollte.«
    »Weil es so abstrus klingt?«
    »Nein. Weil es nicht in ihr ordentliches Bild passt. Laut meiner Quelle haben sie für alles eine Erklärung, bis auf die Frage, wo Carl die Pistole herhatte. Aber die werden sie früher oder später ganz einfach vergessen. Sie wollen nur den Fall abschließen.«
    »Ich muss fairerweise gestehen, dass ich als Zeugin nicht sonderlich überzeugend war. Und so, wie es abgelaufen ist, hat der zweite Täter wahrscheinlich keine Spuren hinterlassen.«
    »Was bedeutet, dass er ungeschoren davongekommen ist«, meinte Craig. »Er läuft in diesem Moment frei herum.«
    Julia schauderte. »Erinnern Sie mich nicht daran.«
    »Ich konnte nicht verstehen, wieso Carl die Schrotflinte aus Chilton Manor gestohlen haben sollte«, sagte er. »Wenn es zwei Männer waren, wäre das eine Erklärung.«
    »Aber wenn er eine Waffe von der Russenmafia oder wem auch immer hatte, hätte er sich dann nicht auch zwei besorgen können?«
    Craig schwieg einen Moment und nickte dann widerstrebend. »Stimmt. Da ist immer noch einiges, was keinen Sinn ergibt.«
    »Vielleicht ist es unrealistisch, es überhaupt verstehen zu wollen. Die Handlungen eines Mannes wie Forester lassen sich nicht rational analysieren.«
    »Wenn er allein gehandelt hätte, würde ich Ihnen beipflichten. Aber das hat er nicht, oder?« Seine Stimme hatte einen herausfordernden Unterton, der sie irritierte.
    »Wir wissen es nicht.«
    »Tja, es sieht so aus -« Er brach unvermittelt ab. »Sie zweifeln doch nicht etwa daran?«
    Julia merkte, wie sie rot wurde. »Nein. Es ist nur … Ich weiß nicht so recht, was ich von Ihrer Reaktion halten soll.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie haben es so bereitwillig akzeptiert.« Sie deutete auf den Bericht. »Ich möchte nicht erleben müssen, dass Sie einer von diesen Verschwörungstheoretikern sind, die wie besessen nach verborgenen Bedeutungen suchen, die es gar nicht gibt. Einer von denen, die nicht akzeptieren können, dass manchmal schlimme Dinge einfach passieren, ohne jeden Grund.«
    Unvermittelt tauchte ein Bild ihrer toten Eltern vor ihrem inneren Auge auf.
    »Ich bin also ein Spinner, nur weil ich Ihnen glaube?« Er lachte, aber sein Lachen hatte einen bitteren Unterton.
    »Wenn ich es hier schwarz auf weiß vor mir sehe, wie soll ich da wissen, ob meine eigene Erinnerung verlässlicher ist als die offizielle Version?«
    »Okay. Carl Forester hat sich selbst getötet. So einfach ist das.« Er schnappte ihr den Bericht weg und schien drauf und dran, aufzuspringen und aus dem Café zu stürmen. Julia spürte, wie die Enttäuschung in ihr hochstieg. Sie hatte gerade den einzigen Menschen vor den Kopf gestoßen, der an sie glaubte.
    »Aber wenn dem so ist«, fuhr er fort, »wieso haben Sie dann so panisch reagiert, als Sie mich in Rye gesehen haben?«
    »Sie hätten ein Reporter sein können.«
    »Unsinn. Sie dachten, ich wäre der zweite Schütze. Deswegen habe ich die Botschaft in den Sand geschrieben, und damit habe ich Sie

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