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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Spekulationen nicht behagten, die er bei den Leuten vermutlich auslöste. Aber Craig hatte sie schon in Rye damit gesehen, und – was noch wichtiger war – eine innere Stimme warnte sie davor, zu ihm in den Wagen zu steigen.
    Er ließ das Fenster herunter, und sein Lächeln verflog, als er ihre düstere Miene bemerkte.
    »Hier ganz in der Nähe ist ein Café«, sagte sie. »Gehen wir dort hin?«
    »Gerne.« Er griff nach seinem Sicherheitsgurt.
    »Ich würde lieber zu Fuß gehen.«
    »Sicher?« Er warf einen Blick auf ihren Stock. »Wäre es nicht einfacher zu fahren?«
    »Vielleicht. Aber ich will trotzdem lieber gehen.«
    Er sah sie an, als wollte er widersprechen, doch dann überlegte er es sich anders. »Klar, kein Problem.«
    Mit seiner Laptoptasche in der Hand folgte er Julia über den Parkplatz auf die Straße. Es war nur eine kurze Strecke auf ebenem Gelände, und dank ihres Stocks konnte sie ein relativ zügiges Tempo vorlegen. Er sollte nicht denken, dass er ihretwegen schleichen müsse.
    Der Gehsteig war schmal und zum Teil mit Sand bedeckt, den die Winterstürme verweht hatten. Ein- oder zweimal streifte er beim Gehen ihren Arm. Wenn sie an die Panik dachte, die sie in Rye empfunden hatte, musste sie über sich selbst staunen, dass sie nicht zurückzuckte.
     
    Das Café war ein wenig einladendes einstöckiges Gebäude am Rand eines großen Parkplatzes am Strand. Daneben waren ein paar Läden, die Strandartikel und Souvenirs feilboten, doch jetzt im Winter waren sie alle verriegelt und verrammelt. Im Café war nur ein einziger Tisch besetzt – ein älteres Ehepaar kabbelte sich halblaut in der Ecke. Julia und Craig wählten einen Tisch am anderen Ende des Raums und bestellten bei einem mürrischen jungen Mädchen Kaffee.
    Julia hatte den Bericht mitgenommen, und der Umschlag lag jetzt zwischen ihnen auf dem Tisch.
    »Es war sicher keine angenehme Lektüre für Sie«, sagte Craig.
    Sie war versucht, schlagfertig zu entgegnen: Immer noch angenehmer, als es am eigenen Leib zu erleben. Doch sie war sich nicht so sicher, ob das tatsächlich stimmte. Sie riss ein Tütchen Zucker auf, schüttete ihn in ihren Kaffee und rührte länger als nötig um.
    »Sie müssen doch stinksauer gewesen sein, als Sie den letzten Abschnitt gelesen haben.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß eigentlich gar nicht genau … Die letzten Seiten habe ich nur noch überflogen.«
    Er nahm den Umschlag, hob ihn hoch und ließ den Bericht auf den Tisch gleiten. Julia musste sich beherrschen, um nicht erschrocken zurückzuprallen. Sie beobachtete Craig, als er die Seiten umblätterte. Seine Hände waren groß, aber glatt und gepflegt; nur die Daumennägel sahen abgekaut aus.
    »Hier ist es«, sagte er und tippte mit dem Finger auf die entsprechenden Absätze.
     
    Erst nach zwei Wochen wurde den Ermittlern gestattet, das letzte von Foresters Opfern, Julia Trent, zu vernehmen. Während der Befragungen war sie sehr erregt, und ihre Erinnerung war häufig ungenau und widersprüchlich. Glücklicherweise kann ihre Schilderung von Foresters Verfolgungsjagd zum Teil durch die Aussage von Alice Jones bestätigt werden, der letzten Zeugin, die Forester lebend sah.
    Trent erwähnte allerdings auch verschiedentlich eine zweite Person, die an der Schießerei beteiligt gewesen sein soll. Es konnten keinerlei Anhaltspunkte gefunden werden, die diese Behauptungen belegen würden, weder in Form forensisch verwertbarer Spuren am Tatort noch in Form von Zeugenaussagen, sei es von Alice Jones oder einem der anderen überlebenden Dorfbewohner. Es darf nicht vergessen werden, dass Ms. Trent kurz vor diesen traumatischen Ereignissen, nämlich im Dezember 2007, ihre Eltern durch einen Haushaltsunfall verloren hatte, was zweifellos zu ihrem fragilen psychischen Zustand beitrug.
    Der leitende Ermittlungsbeamte kommt daher zu dem Schluss, dass Carl Forester als alleiniger Täter und aus Gründen, die nur ihm selbst bekannt waren, insgesamt 18 Personen angriff, von denen 14 getötet und vier verletzt wurden, und sich anschließend selbst das Leben nahm.
     
    »Na bitte«, sagte Julia. »Wundert mich nur, dass sie mich nicht gleich in die Klapse gesteckt haben.«
    Craig sah weg und gab taktvollerweise vor, sich brennend für seine Kaffeetasse zu interessieren. »Vielleicht ist es noch zu früh dafür«, sagte er.
    Julia stellte ihre Kaffeetasse ab und kramte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch. Nachdem sie sich geräuschvoll die Nase geputzt hatte,

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