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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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überreden können, mit ihm zusammenzuarbeiten, und sich die lange Rückfahrt erspart, indem er sich nur wenige Meilen entfernt an der Straße nach Lydd ein Zimmer in einem B&B genommen hatte.
    Im Kontrast zu den verlockenden Fotos auf der Website entpuppte sich das Seascape als eine Doppelhaushälfte mit brauner Kieselrauputz-Fassade und moosbewachsenem Dach. Drinnen war alles ziemlich abgenutzt, aber sauber. Die Inhaberin war eine Frau mittleren Alters, verwitwet oder geschieden, mit einer unglaublich aufgedonnerten Frisur und geradezu operettenhaftem Make-up. Als Craig in seinem Zimmer war, vergewisserte er sich zuallererst, dass die Tür sich von innen absperren ließ.
    Seine zweite Handlung war, dass er sich einen Drink genehmigte. Er hatte nur das Allerwichtigste in eine Reisetasche gepackt: Kleider zum Wechseln, Toilettensachen und einen Liter Scotch. Er musste einen Plastikbecher aus dem Bad benutzen, aber das tat dem Aroma kaum einen Abbruch. Er hätte zur Not auch direkt aus der Flasche getrunken.
    Die war nicht mehr ganz so voll, wie er gedacht hatte. Dann fiel ihm ein, dass er am Strand ein paar große Schlucke getrunken hatte, während Julia den Bericht gelesen hatte. Er war nervös gewesen, weil er nicht wusste, wie sie sich entscheiden würde. Es war eine knappe Sache gewesen, und am Ende hatte er sie herumgekriegt. Das war doch ein Grund zum Feiern.
    Während er trank, gestattete er sich einen leisen Anflug von schlechtem Gewissen, aber nicht mehr. Hier stand eine Menge auf dem Spiel, und es war ja nicht so, als hätte er Julia angelogen. Er hatte ihr bloß nicht alles gesagt.
     
    Nach einem langen, entspannenden Bad aß Julia allein im Speisezimmer der Pension und dachte über ihre Begegnung mit Craig nach. Dann setzte sie sich noch ein wenig in die Gästelounge und spielte Karten mit einer schweigsamen jungen Frau, die als Zeugin in einem Strafprozess am Crown Court von Maidstone aussagen musste. Im Lauf einer Stunde wechselten sie nicht mehr als ein Dutzend Worte.
    Kate fing sie ab, als sie sich in ihr Zimmer zurückziehen wollte. Sie wirkte fast noch beunruhigter als bei ihrer letzten Begegnung.
    »Ich habe ihn gegoogelt.«
    »Wen?«
    »Craig Walker. Mag sein, dass er Ihnen die Wahrheit darüber gesagt hat, was er heutzutage so schreibt, aber das hat er nicht immer gemacht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er war früher Investigativreporter. Und wie es aussieht, ein verdammt guter. Hat an etlichen Fällen im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen gearbeitet.« Kate hielt inne, und Julia verstand nicht, warum sie gar so angespannt wirkte, bis sie schließlich hinzufügte: »Sein Lieblingsthema war anscheinend Polizeikorruption.«
    »Aha.«
    »Ich mache ihm deswegen keinen Vorwurf«, fügte Kate rasch hinzu. »Mir ist sehr wohl bewusst, dass es korrupte Polizeibeamte gibt. Wenn jemand das ans Licht bringt – wunderbar. Aber es bedeutet, dass Sie vorsichtig sein müssen. Es ist möglich, dass es ihm um etwas völlig anderes geht als Ihnen.«
    Erst nachdem sie Kate einige Minuten lang immer wieder feierlich versichert hatte, dass sie ihren Rat beherzigen würde, konnte Julia sich endlich loseisen und in ihr Zimmer zurückgehen. Jetzt war sie noch dankbarer, dass sie den zweiten Täter nicht erwähnt hatte, aber sie fragte sich auch, ob sie ihren Entschluss wegen morgen nicht noch einmal überdenken sollte. Das Problem war, dass sie keine Handynummer von Craig hatte und ihn nicht anrufen konnte, um abzusagen. So blieb ihr nichts anderes übrig, als abzuwarten, wie sie sich am Morgen fühlen würde.
    Es war zehn Uhr, als sie sich ins Bett legte. Entgegen ihren Befürchtungen schlief sie recht bald ein, doch ihr Schlaf war unruhig und immer wieder von Träumen unterbrochen. Viele waren wirr und unzusammenhängend, doch einer war von einer so verblüffenden Klarheit und Intensität, wie sie es noch nie erlebt hatte.
    Es war eine kalte, sternenklare Nacht. Sie war am Strand von Camber Sands, es war Ebbe, und gischtige Wellen glitzerten in der Ferne. Genau in der Mitte des Strands ragte die Eibe vom Dorfplatz in Chilton vor ihr auf. Sie ging barfuß darauf zu und spürte, wie ihre Zehen sich in den Sand eingruben. Die oberen Äste des Baumes bewegten sich leicht hin und her. Vielleicht von einer leichten Brise. Vielleicht auch nicht.
    Er versteckte sich. Wartete auf sie.
    Sie hatte eine schwere Eisenstange in der Hand. Einen Schürhaken vielleicht oder ein Brecheisen. Mit dem festen Metall zwischen

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