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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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ich«, erwiderte George im gleichen Tonfall.
    Toby trabte zu seinem Wagen, ohne sich noch einmal umzusehen. Er musste über einiges nachdenken, nicht zuletzt über das Verhalten seines Onkels. So hatte er den Alten noch nie erlebt. Drehte er jetzt völlig durch?

35
     
    Julia brauchte einen Moment, um seine Worte zu verdauen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Das ist eine ziemlich gewagte Behauptung«, sagte sie. »Sie können doch nicht einfach jemanden wie George Matheson des Massenmords beschuldigen.«
    Craig zuckte mit den Achseln. »Das habe ich aber schon getan.«
    »Was?«
    »Jemand hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dass der Bauantrag noch einmal neu gestellt wird. Ich habe darauf hingewiesen, dass George durch das Massaker sogar in einer besseren Position sein könnte.«
    »Jemand?«
    »Eine Person, der ich vertraute«, sagte er. »Aber sie ist auch Journalistin.«
    »Oh.« Julia verzog das Gesicht. »Wie hat Matheson reagiert?«
    »In der Öffentlichkeit so gut wie gar nicht. Aber ich habe einen sorgfältig gedrechselten Brief von seinen Anwälten bekommen, in dem meine Aufmerksamkeit auf die Gesetze gegen Verleumdung und üble Nachrede gelenkt wurde.«
    »Da können Sie ihm kaum einen Vorwurf machen, denke ich.« Im gleichen abwiegelnden Ton fuhr sie fort: »Nur weil Matheson davon profitieren könnte, muss er noch lange nichts mit dem Geschehen zu tun haben. Es könnte einfach ein schrecklicher Zufall sein.«
    »Und wenn ich mich dieser Meinung nicht anschließen möchte, bin ich … was? Ein durchgeknallter Verschwörungstheoretiker?«
    Julia grinste. »Ausschließen kann ich das nicht.«
    »Okay.« Jetzt grinste er auch. »In diesem Fall sollten wir vielleicht versuchen, es herauszufinden. So oder so.«
    »Was?«
    »Das mit George Matheson. Ich habe morgen einen Termin mit ihm.«
    Julia spürte, wie ihr Herz schneller schlug. »Morgen? Und Sie wollen, dass ich mitkomme?«
    Er hob beschwichtigend die Hände. »Okay, ich hätte Sie nicht so damit überfallen sollen. Vergessen Sie einfach, dass ich es erwähnt habe.«
    Julia runzelte die Stirn. Sie griff nach ihrer Tasse, doch der Kaffee war kalt, und auf der Oberfläche hatte sich ein grauer Film gebildet.
    »Wird Zeit, dass ich zur Pension zurückgehe«, sagte sie.
    Er nickte. Sie stand auf und griff nach ihrer Jacke. Er machte Anstalten, ihr hineinzuhelfen, doch sie drehte sich weg und schlüpfte rasch hinein. Dann nahm sie ihren Stock und klemmte ihn unter den Arm wie einen Tambourstab. Sie war entschlossen, den Rückweg ohne seine Hilfe zu bewältigen.
    Als sie ins Freie traten, wehte ihnen ein Schwall kalter Luft ins Gesicht. Der Wind hatte aufgefrischt und wirbelte feine Sandkörner vom Strand auf. Julia hielt sich schützend die Hand vors Gesicht, und Craig murmelte: »Hätten doch den Wagen nehmen sollen.«
    »Tut mir leid.«
    »Schon in Ordnung. Ich verstehe jetzt, warum Sie so misstrauisch waren.«
    Sie gingen schweigend los, und dann fragte Julia: »Was haben Sie eigentlich genau gemeint, als Sie sagten, wir könnten den Killer ›aus seinem Versteck aufscheuchen‹? Wollen Sie herausfinden, was in Chilton wirklich passiert ist?«
    »Ja.«
    »Aber wie? Wir sind doch keine Detektive.«
    Es entging ihm nicht, dass sie im Plural gesprochen hatte. Sie verwünschte sich selbst für ihren Versprecher.
    »Als Erstes werden wir mal mit Matheson reden. Und wir werden mehr über Carl Forester herausfinden.«
    »Und einmal angenommen, wir stoßen auf Beweise dafür, dass eine zweite Person beteiligt war? Was dann?«
    »Wir übergeben sie natürlich der Polizei. Ich bin schließlich keiner von diesen Selbstjustizlern.«
    »Das meinte ich nicht. Wir suchen nach einem Mann, der zusammen mit einem Partner einen Amoklauf beging, diesen Partner anschließend kaltblütig ermordete und es wie einen Selbstmord aussehen ließ.« Sie sah ihm in die Augen. »Was ist, wenn er merkt, dass wir ihm auf den Fersen sind?«
    Vanessa wartete, bis sie sicher sein konnte, dass Toby weg war. Dann wartete sie noch ein wenig länger, um zu sehen, ob George zu ihr kommen würde. Er kam nicht.
    Es kostete sie Minuten, sich aus ihrem Sessel zu erheben und über den Flur zu seinem Arbeitszimmer zu gehen. In den Wochen seit dem letzten Befund – dem Todesurteil – hatte sich eine eigenartige Trennung vollzogen. Da gab es einerseits Vanessa, und dann gab es Vanessas Körper. Vanessas Körper war ein erbärmliches Geschöpf – schwach, von Schmerzen geplagt und

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