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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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einbogen. »Ich verstecke mich vor ihm.«
    »Das ist verständlich«, meinte Craig. »Aber Sie sollten sich daran erinnern, wie Sie sich gefühlt haben, als Sie sich damals an der Uni in Ihrem Zimmer verkrochen haben. Das funktioniert nicht unbegrenzt.«
    »Nein, ich weiß schon. Ich bin nur nicht sicher, ob ich schon so weit bin.«
    Craig schloss den Golf auf und legte seine Tasche auf den Rücksitz. Julias Blick ging zur Pension. Vor dem Hintergrund des winterlichen Himmels leuchtete das Licht in den Fenstern warm und einladend.
    »Das Problem ist«, sagte er, »dass wir nicht viel Zeit haben. Dieser Bericht soll eigentlich vertraulich sein, aber ich schätze, dass uns allenfalls eine Woche bleibt, bis die Medien ihn in die Finger bekommen. Alles sickert irgendwann durch.«
    Julia sah ihn betroffen an.
    »Es besteht natürlich die Chance, dass sie das, was Sie gesagt haben, übersehen«, fuhr Craig fort. »Aber wenn nicht …«
    »Werden sie mir keine Ruhe mehr lassen. Das hat die Polizei mir schon gesagt.«
    Craig nickte. »Und wenn Ihre Behauptungen einmal an die Öffentlichkeit gelangt sind, wird die Gefahr, von der Sie sprechen, tatsächlich existieren, ganz gleich, was Sie tun.« Er wartete einen Moment. Als sie nichts sagte, lächelte er und tätschelte ihren Arm. »Na, jetzt sollten Sie aber erst mal reingehen. Es ist kalt hier draußen.«
    Er öffnete die Fahrertür und stieg ein. Julia sah ihm zu, wie er aus der Parklücke zurücksetzte, und sie dachte an den Bericht. Fast wünschte sie sich, ihre Behauptungen wären darin gar nicht erwähnt. Dann wäre Craig jetzt nicht hier, und sie würde nicht vor diesem Dilemma stehen.
    Die Bremslichter leuchteten auf, als er die Straße erreichte. Sie verspürte ein eigenartiges nagendes Gefühl im Magen. Nicht direkt Angst. Eher Unentschlossenheit. Bedauern. Scham.
    Während der Befragungen war sie sehr erregt.
    »Warten Sie!«, rief sie. Sie machte ein paar unsichere Schritte auf den Wagen zu, wedelte mit dem Stock und winkte hektisch, bis er die Bewegung im Rückspiegel bemerkte. Er setzte zurück, bis er neben ihr stand, und ließ sein Fenster herunter. Sie packte den Türgriff und ging in die Hocke.
    »Einverstanden. Ich komme mit Ihnen.«
     
    Die Zweifel meldeten sich, kaum dass sie sich von ihm verabschiedet hatte. Sie war sich immer noch nicht sicher, was sie von Craig halten sollte. Auf eine gewisse Art war er wirklich sehr nett, aber es hatte auch Momente gegeben, in denen sie bei ihm eine deutliche Feindseligkeit wahrgenommen hatte.
    Sie schlich sich in die Pension wie ein Teenager, der sich nicht an die Sperrstunde gehalten hat, und stellte mit schuldbewusster Erleichterung fest, dass die Eingangshalle leer war. Kaum hatte sie die Treppe erreicht, als urplötzlich Kate auftauchte und sich mit der ganzen gekränkten Heftigkeit einer hinters Licht geführten Mutter auf sie stürzte.
    »Ich dachte, Sie wollten nur mal kurz vor die Tür gehen, um mit ihm zu reden, und nicht, um sich stundenlang weiß Gott wo herumzutreiben.«
    Julia hob gnadeheischend die Hand. »So kann man das wohl kaum nennen. Wir sind ins Café gegangen. Und ich bin durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen.«
    »Wirklich?« Kates Blick ging demonstrativ zu Julias Stock. »Und, wer ist er? Was will er von Ihnen?«
    »Sein Name ist Craig. Er ist der Sohn von Philip Walker, einem der Opfer von Chilton.«
    Das schien Kates Zorn ein wenig zu dämpfen, doch sie wirkte nach wie vor besorgt. »Und er ist Journalist?«
    »Ja, aber seine Arbeit hat nichts mit dieser Sache zu tun.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Der Name kommt mir bekannt vor.« Sie seufzte und betrachtete eingehend Julias Gesicht, als suchte sie nach Anzeichen übermäßiger Strapazen. »Ich hoffe, er wird Sie jetzt in Frieden lassen.«
    Julia versuchte eine neutrale Miene aufzusetzen, aber Kate durchschaute sie sofort.
    »Sie sollen sich doch hier erholen.«
    »Ich habe eingewilligt, morgen mit ihm zu kommen. Nur für ein paar Stunden.«
    Kate schürzte die Lippen. In diesem Moment war Julia versucht, ihr alles über den Polizeibericht und den zweiten Täter zu erzählen. Inzwischen kannte sie Kate gut genug, um ihr zu vertrauen, doch dann dachte sie daran, wie ihre Wirtin vermutlich reagieren würde. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, dass Kate sie zu Hausarrest verdonnern oder – schlimmer noch – ins Krankenhaus zurückschicken würde.
     
    Craig hatte erfolgreich darauf gesetzt, dass er Julia würde

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