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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Faust verscheuchte mit einer ungeduldigen Geste seine Haushälterin, die sichtbar erleichtert die Flügeltüren hinter sich schloss. Dann klappte er umständlich das Handy auf und bereitete sich innerlich auf das Schlimmste vor. Sein Kontaktmann hatte versprochen, diese Nummer nur im Notfall zu wählen. »Wir haben ein Problem!«
    »Die Geiselnahme?«
    »Nicht direkt.«
    »Sondern?«
    »Die Forderung des Täters. Er will sie.« Faust blieb wie angewurzelt in der Mitte seines Arbeitszimmers stehen. Sie!
    Ihr Name musste nicht offen ausgesprochen werden, er wusste auch so sofort, wer gemeint war.
    Leoni!
    Und ihm war auch klar, was das für ihn bedeutete. »Wie ist das möglich?«
    »Ich kann Ihnen jetzt nichts Näheres sagen.« Richtig. Die Leitung war nicht sicher. Faust ermahnte sich, einen kühlen Kopf zu bewahren und jetzt nicht unvorsichtig zu werden. Auch wenn die nackte Angst sich gerade wie ein nasser Bademantel um seinen Körper legte.
    »Wann sind wir ungestört?«
    »Ich lass mir was einfallen. Sie sollten erst einmal die Lage vor Ort klären. Wir reden dann in zwanzig Minuten.«
    »In zwanzig Minuten.« Faust räusperte sich heiser und legte dann auf, ohne sich zu verabschieden. Er sah zu dem Bücherregal hinüber und wünschte sich, der verrutschte Buchband wäre heute Morgen sein größtes Problem geblieben.
    Zwanzig Minuten, dachte er. Zwanzig Minuten? Vielleicht ist das bereits zu spät. Vielleicht bin ich dann schon tot.

5.
    Ira lehnte sich erschöpft an die Wand in Diesels Büro, das jetzt fast wie eine richtige Verhandlungszentrale aussah und nicht mehr wie das Spielzimmer eines leicht übergeschnappten Exzentrikers. Nachdem auch Igor und Herzberg in die Einsatzleitung abkommandiert worden waren, kam Götz herein und verhängte die Fenster mit den Lageplänen des Stockwerkes und mehreren Kopien aller wichtigen technischen Leitungen.
    »Hat er das mit Kitty schon herausgefunden?«, fragte sie ihn, während er den letzten Plan befestigte. Da Diesel sich gerade einen Kaffee holte, waren sie für einen kurzen Moment ungestört. »Wer?«
    »Steuer. Seine Männer haben irgendetwas auf der Mitarbeiterliste entdeckt.«
    »Ich weiß. Aber das ist kein Problem, sondern Absicht. Ich hab ihnen vorhin eine veraltete Liste untergejubelt. Kein Wunder, dass sie beim Abgleich Probleme bekommen.«
    Er sah sie besorgt an. »Du solltest dir eher um dich Gedanken machen.«
    »Wieso, was ist mit mir?«
    »Du hast dich nicht im Griff. Greif Steuer nicht immer vor allen Leuten so an.«
    »Wieso, was hab ich schon zu verlieren?«
    »Deine Tochter«, erinnerte er sie. »Steuer ist ein Hitzkopf. Ich hab mit Engelszungen auf ihn eingeredet, dich verhandeln zu lassen. Du kennst ihn. Nur weil er einen Anzug und keine Waffe trägt, macht ihn das nicht weniger gefährlich. Im Gegenteil. Ich weiß nicht, wieso, aber er will um jeden Preis stürmen. Also gib ihm keinen Grund, die Verhandlungen vorzeitig abzubrechen. Denn wenn er mich mit meinen Jungs reinschickt, dann kann ich mich nicht weigern.« Er sah ihr tief in die Augen, und sie musste den Blick abwenden. Als ob allein sein intensiver, glasblauer Blick ihre Pupillen reizte.
    »Dann kann ich dir und Kitty nicht mehr helfen«, ergänzte er und drückte ihr einen roten Papphefter in die Hand. »Hier.«
    »Was ist das?«
    »Alles, was die Ermittler in der Kürze der Zeit über Leoni Gregor zusammentragen konnten.« Ira klappte den Hefter auf und stieß zuerst auf mehrere Zeitungsartikel. Sie überflog die Schlagzeilen: »Schwerer Unfall mit Todesfolge«. »Junge Frau starb noch an der Unfallstelle«. «Tank explodiert. Schuld war Werkstattfehler. Versicherung muss zahlen«.
    Sie blätterte zur vorletzten Seite. Ein DIN-A3-Doppelbo-gen. Links das wahrscheinlich letzte Foto von Leoni. Ein völlig verkohlter Körper auf einem Aluminiumtisch mit Ablaufrinne. Rechts eine Faxkopie. Offenbar von einem dünnen Durchschlag und deshalb etwas unleserlich. Aber trotzdem unschwer erkennbar: der Obduktionsbericht.
    Leoni Gregor, 26, weiblich, deutsch, 1,72 m; 56 kg. Todesursache: Genickbruch mit Schädelbasisfrakturen und Hirnquetschungen infolge eines Autounfalls. Verbrennungen post mortem.
    »Sie war Sekretärin in einer angesehenen Großkanzlei hier am Potsdamer Platz«, fuhr Götz fort. »Steuer hat Recht. Der Irre will, dass wir ein Treffen mit einer Toten arrangieren.«
    »Wie kam es zu dem Unfall?«, wollte Ira wissen. »Die Werkstatt hat Mist gebaut. Beim Wechseln der Sommerreifen

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