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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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schöne Frau«
    »Ja, da haben Sie Recht. Wer ist sie?«
    »Meine Verlobte. Finden Sie Leoni.«
    »Okay. Wir werden sie suchen. Aber dann muss ich mehr über sie wissen. Was können Sie mir für Informationen geben?«
    »Sie ist die Frau, die ich heiraten werde. Leoni Gregor. Heute auf den Tag genau vor acht Monaten wurde sie verschleppt. Ich würde gerne wissen, wohin.« Ira registrierte zufrieden, dass Herzberg alle wesentlichen Fakten schriftlich protokollierte. Das Gespräch wurde im Computer mitgeschnitten, aber darauf wollte sie sich nicht verlassen. Zumal sie später wahrscheinlich keine Zeit haben würde, sich die Audiofiles nochmals durchzuhören.
    »Verschleppt? Was genau ist passiert?«
    »Genau das will ich ja von Ihnen wissen. Deswegen bin ich hier.«
    Ira sah auf und zuckte vor Schreck zurück. Steuer stand direkt vor ihr. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie Götz den Raum verlassen hatte und der Einsatzleiter an seine Stelle getreten war. Jetzt starrte er mit wutverzerrtem Gesicht auf sie herab. Dabei fuchtelte Steuer drohend mit seinem dicken Zeigefinger in der Luft herum und machte mit der anderen Hand eine eindeutige Bewegung.
    Auflegen.
    Was war nur los mit ihm?
    Sie schüttelte wütend den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Verhandlung.
    »Gut, Jan. Ich werde sehen, was ich tun kann. Aber dafür brauche ich Zeit.«
    »Kein Problem. Sie haben alle Zeit der Welt. Ich moderiere in der Zwischenzeit einfach meine neue Radioshow weiter. Ich werde mich schon nicht langweilen.«
    »Dann werden Sie mit dem nächsten Cash Call aussetzen?«, fragte Ira hoffnungsvoll.
    »Wo denken Sie hin? Die nächste Runde beginnt in fünfundvierzig Minuten.«
    »Jan, so kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Doch, Sie können Leoni finden. Und bis dahin spiele ich weiter. Runde für Runde. Stunde um Stunde. So lange, bis ich meine Verlobte endlich wiedersehe.«
    »Bitte, Jan. Das funktioniert so nicht. Entweder Sie kommen mir etwas entgegen, oder .«
    »Oder was?«
    »Oder ich lege auf und gehe nach Hause.«
    »Das tun Sie nicht.«
    »Nennen Sie mir einen Grund, der mich abhalten sollte.« Langsam wurde Ira wütend. Sie gehörte hier nicht her. Sie fühlte sich elend wegen Kitty. Und noch elender, weil sie nicht nur andauernd an ihre Tochter, sondern fast ebenso oft an einen Schluck Alkohol denken musste. »Schön!«, polterte sie los. »Dann mal los, Jan. Spielen Sie Runde für Runde, erschießen Sie nach und nach all Ihre Geiseln. Ihr Publikum dafür ist groß genug. Da brauchen Sie mich aber nicht auch noch als Zaungast. Entweder wir machen jetzt einen Deal, oder Sie können wieder mit Herzberg verhandeln. Denn eins ist sicher: Wenn Sie mir keinen Spielraum geben, werde ich früher oder später sowieso abgezogen. Kein Politiker kann es sich lange leisten, die ganze Nation bei öffentlichen Hinrichtungen zuhören zu lassen. Und der Einsatzleiter ist ein guter Politiker, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Pause. Unruhige Stille hing in der Luft. Ira merkte nicht, wie sie selbst den Atem anhielt, und versuchte, sich das Gesicht des Geiselnehmers auszumalen. Überlegte er fieberhaft? Wog er in Ruhe seine Optionen ab? Oder grinste er höhnisch über ihr lächerliches Gestammel? »Gut«, unterbrach er schließlich ihre Gedanken. »Ich gebe Ihnen eine Schonfrist. Der nächste Cash Call wird erst wieder um 10.35 gespielt. Nutzen Sie den Aufschub.«
    »Danke, aber das wird nicht .«
    Ira zuckte zusammen, als mitten in ihrem Satz das typische Phil-Collins-Schlagzeug von »In the air tonight« einsetzte. Das Gespräch war beendet. Der Täter hatte den nächsten Song gestartet. Die Show ging weiter.

3.
    »Ich sehe Sie unten in der Leitstelle. Und zwar sofort«, bellte Steuer in derselben Sekunde, in der Ira den Hörer weglegte. Er stützte sich jetzt mit beiden Händen auf ihren Arbeitsplatz, und Ira registrierte, dass sich sein Mundgeruch noch verschlimmert hatte. Currywurst mit Zwiebeln.
    »Was fällt Ihnen eigentlich ein, Sie unglaublich großes ...«, platzte es aus ihr heraus.
    »Sagen Sie es ruhig«, forderte er sie auf. »Liefern Sie mir einen Grund.«
    Sie schluckte eine bissige Antwort herunter, nicht aber ihre Wut.
    »Was soll das? Warum platzen Sie hier mitten in meine Verhandlung, lenken mich bei der ersten Kontaktanbahnung ab, und jetzt soll ich kostbare Zeit verschwenden und Ihnen für eine Besprechung hinterherlaufen? Sie haben es doch selbst gehört. Ich habe nur eine Runde Aufschub. In einhundert Minuten startet

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