Amors Glücksfall (German Edition)
geschuldet. Er mag diese Frau. Und in den letzten zwei Wochen habe auch ich sie gern gewonnen. Dass sie mir einen schnellen Kuss auf die Wange drückt, ist mir allerdings eher unangenehm. Ich trete einen Schritt zurück, drehe mich um und verschwinde auf die Straße.
Fünf Stunden später stehe ich wie der Rest meines Teams in der Schlage zu dem Empfangsbereich der Veranstaltung und bin furchtbar aufgeregt.
„Hast du Stella gesehen?“, fragt mich Mia. Ich kann weder nicken noch meinen Kopf schütteln. Ich bin starr vor Angst. In Erwartung der Rückverwandlung spielen meine Gedanken verrückt und ich sehe in der Menge nach meiner Retterin. Meine andere Hälfte des letzten Paares.
„ Lorenzo!“, ruft jemand weiter vorne. Ich konzentriere mich, kann dennoch überhaupt nichts erkennen. Die anderen Firmen scheinen wie wir zahlreich vertreten zu sein. Außer dass sie nicht wissen, dass wir längst gewonnen haben. Noch immer fällt es mir nicht so leicht, Stella den Sieg abzugeben. Wir haben gewonnen, nicht ich und Stella, sondern unsere Firma. Ja, so sollte ich das sehen. Andererseits ist es schwer, ausgerechnet an diesem Tag Prioritäten zu setzen. Ich befehle meinem Kopf, die Klappe zu halten und sehe mich weiter um. Es ist Karim, er scheint sich weiter nach vorne gekämpft zu haben und sucht jetzt irgendwas.
„ Stella hat ihre Rede verloren!“, schreit er.
„Bist du verrückt!“, rufe ich ihm zu. Sollen die alle wissen, dass sie verloren haben? Mann, dieser Kerl bringt mich noch um! „Ganz ruhig, Mark, gaaanz, gaaanz ruhig!“, versuche ich mir jetzt eintrichtern. Alle Nominierten glauben an ihre Chance und haben sicher auch eine Siegesrede parat. Also nicht aufregen! Ich nutze meine Körpermasse und bugsiere mich weiter vorwärts. Bald stehe ich neben unserer Aushilfe und überlege.
„Wo ist sie?“
Karim sieht sich hilfesuchend um.
„Eben war sie noch dahinten. Sie hat nach dir gefragt und sie hat die ganze Zeit von ihrer Rede gesprochen, die sie nicht finden kann.“ Seine Stimme zittert. Er weiß nicht, dass Stella gewonnen hat. Dennoch scheint er etwas zu ahnen. „Was machen wir jetzt?“ Ich drehe mich um und nehme den gleichen Weg zurück, quetsche mich an den hineinströmenden Massen vorbei, lasse mich anschreien, ohne zurückzumaulen. Es ist wie es ist. Ich muss raus. Auf meinem Computer ist Stellas Rede gespeichert. Ich muss so schnell es geht nach Hause und einen neuen Ausdruck besorgen.
„Ja, ich weiß, es tut mir auch leid!“, schreie ich nach gefühlten zehn Minuten mitten im Mensch enbad. Von allen Seiten drängeln sie und schimpfen ohne Unterlass. Nach weiteren zehn Minuten bin ich draußen. Vielleicht auch fünf. Es ist eine gefühlte Ewigkeit. Und ich weiß, dass die Zeit läuft. Das ganze Programm geht in einer halben Stunde los. Von meinem eigenen Auftritt vor Jahren weiß ich, dass das Vorgeplänkel nach weiteren dreißig Minuten spätestens vorbei sein müsste. Stella wird verrückt, wenn sie nichts hat, woran sie sich festhalten kann. Sie braucht Struktur, ohne die wird sie untergehen.
„Taxi!“, schreie ich. Es ist weit und breit kein Auto zu sehen, das nach Taxi aussieht. Die Bushaltestelle liegt etwa acht , neun Minuten weiter. Aber ich weiß nicht, ob der Bus überhaupt regelmäßig geht. Shit! Ich trete auf die Straße, gehe dann einen Schritt zurück und laufe los. Immer mit dem Blick zu den Autos, die an mir vorbei rasen und die ganze Zeit darauf gefasst, wie wild zu winken, sobald ein Taxi auftaucht. Bereits im Laufen sehe ich, wie der Bus abfährt. Der Nächste kommt eine halbe Stunde später, erfahre ich, als ich an der Haltestelle ankomme. Ich bin kurz davor, vor ein Auto zu springen und mich anfahren zu lassen, damit mich jemand mitnimmt. Andererseits ist Stella damit nicht geholfen, dass ich zum zweiten Mal in die Klinik komme. Und mir im Übrigen auch nicht. „Taxi!“, schreie ich, diesmal auch tatsächlich nicht nur so, sondern weil ich eins anrollen sehe. Der Fahrer hat einen Gast und beachtet mich nicht. Ich winke wie wild und wirke dabei bestimmt bedrohlich verrückt. Der Mann hält an der Ampel ein paar Meter vor mir. Ich renne ihm nach und hoffe, dass er nicht über Funk die Polizei anfordert. Der Fahrgast fängt an seiner Tür zu fummeln an. Ich nehme an, er verriegelt deren Automatik, damit ich sie nicht einfach aufreißen kann. Er hat sicher Angst vor so einem wild gewordenen Bullen wie mir.
„Was ist denn los?“
Irritiert bleibe ich
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