Amors Glücksfall (German Edition)
wird.
Auch diesmal bemerke ich nicht, wie Stella verschwindet. Als sie nach Hause geht, bin ich längst eingeschlafen. Diesmal ist nichts passiert zwischen uns, was ich bereuen müsste und doch wache ich so aufgewühlt auf wie schon neulich, als wir beinahe miteinander geschlafen haben. Ich starre an die Decke und denke an die nächsten Tage. Schon bald bin ich dabei bei meinem letzten Paar und damit auch wieder bei Stella ankommen. „Das Beste zum Schluss“, denke ich, drehe mich auf die Seite und lache auf. Die Zwei sind wirklich eine gute Idee. „Das Beste zum Schluss“, sage ich laut, setzte mich auf und schließe meine Augen.
4 5 Letzte Chance
Wenn ich Hoffnung mit Panik verwechsle, wird man es mir verzeihen müssen. Ich habe nur noch einen Tag.
Es ist noch sehr früh am Morgen und meine Entscheidung steht fest. Ich drücke mich fast eine ganze Stunde lang vor dem Blumenladen herum, sehe Frau Lippers dabei zu, wie sie ihre Sachen herausräumt, helfe ihr bei den schweren Bottichen und Pflanzenkrügen. So viel Zeit muss sein!
„ Lorenzo, Lorenzo“, murmelt sie. „Diese junge Frau ist nichts für Sie!“
„ Komisch, ich habe kein Wort gesagt“, denke ich. Wie sie es genau meint, will ich allerdings lieber gar nicht wissen. Es ist meine letzte Chance. Sie ist es. Und der Charmebolzen Tanner ist es auch. „Die beiden wären ein schönes Paar“, denke ich.
„Frau Lippers , machen Sie mir bitte Ihre Amor-Nummer, ja?“, bitte ich sie. Ob sie wohl vermutet, um was es geht?
„Sicher, mein Guter!“, sagt sie und verschwindet in ihrem Bindezimmer. Ich drehe eine Runde auf dem Wiener Platz, setze mich in die Sonne und betrachte die vorbeieilenden Passanten. Am Maibaum gelehnt, in einem der alten Metallstühle und mit dem Blick auf die Straße, die mich von der Kirche auf der anderen Seite trennt, kommt mir die Zeit wie die Uhr vor, die dort oben am Kirchturm vor sich hin tick t. Ich beobachte, wie der große Zeiger von einer Markierung zur nächsten springt, klebe meine Gedanken an seine Ecken, damit die Uhr es schwerer hat, die Zeit voranzutreiben. Sie hat gewonnen. Ich sehe eine junge Frau über den Platz auf mich zusteuern. Ein paar Schritte, bevor sie direkt vor mir stehen bleibt, geht sie vorbei, ohne mich wirklich wahrzunehmen. Für sie bin ich ein riesiger Teddybär. Einer, der zu einem guten Freund werden kann, von der Sorte, die man beim ersten und auch beim fünfen Blick nicht so richtig durch sein Beuteschema jagt. Geschweige denn, dass er sich in den Maschen des Schemas verfangen könnte.
Es ist zehn Minuten später, ich erhebe mich von meinem Platz. Für ein paar Momente bilde ich mir ein, meine Bauchmuskeln zu spüren. Nicht mehr lange und ich kann wieder beginnen, an ihnen zu arbeiten. Vier Wochen Bewegungslosigkeit haben meinem Körper sicher schon zugesetzt. Ich habe gehört, dass die Muskel n sich relativ schnell wieder zurückzuentwickeln beginnen. Lorenzo hingegen kann sich freuen: Ich habe seine Muskeln zumindest ein bisschen auf Trab gebracht.
„Wie sieht es aus?“, frage ich, während ich durch die Tür trete. Die Blumenfrau lächelt zufrieden und hält mir einen riesigen Strauß dunkelroter Rosen entgegen. Sie duften sogar. Eine kleine Karte steckt bereits zwischen zwei Blüten und wartet auf ihre Bestimmung.
„Hier.“
W ie ein geübtes Team tauschen wir Blicke aus und ich angle mir das gefaltete kleine Ding heraus. Frau Lippers reicht mir einen Stift. Ich schmunzle wie immer und ziehe meinen eigenen Stift aus der Jackentasche, betrachte noch einmal den Blumenstrauß und beginne die übliche Signatur zu kritzeln.
„Fertig!“
Jetzt nehme ich die Blumen und rieche an ihnen. Das wird gut gehen. Ich bin mir sicher. Ich habe nur diese eine Chance, die glücken muss! Ich gebe die Blumen wieder zurück. „Hier ist die Adresse!“, sage ich und reiche ihr meinen E-Mail-Ausdruck.
„Sie werden sie nicht mitnehmen?“
„Komisch, dass sie das fragt“, denke ich. Ich habe keinen einzigen der Blumensträuße jemals mitgenommen. Und dass ich bei der Veranstaltung dabei sein werde, hatte ich zuvor gar nicht erwähnt. Ich antworte nicht. Es ist das letzte Mal, dass ich sie mit Lorenzos Augen sehe, also gehe ich ein bisschen näher, gebe ihr die Hand und lächle.
„Danke, meine Liebe“, sage ich zu der alten Dame. Sie zieht ihre Hand zu sich, ohne sie aus dem Handschlag zu befreien. In einem Reflex beuge ich mich vor und umarme sie. Es ist Lorenzo Acht
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