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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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flüstere ich. Niemand außer Stella hat es gewusst. „Und sie hat es nur mir verraten“, setze ich in Gedanken nach.
    „Kommen Sie!“, sagt das Mädchen jetzt beinahe übertrieben freundlich und führt mich zu dem Konferenzsaal, wo nach einem kurzen Satz von ihr, den ich nicht verstehe, die Seitentür einen Spalt aufgeht. Jemand sieht heraus, der Spalt wird so riesig, dass ich dazwischen passe und geht ganz schnell wieder hinter mir zu. „Keine Minute zu spät“, stelle ich fest und nehme auf einem Seitenstuhl Platz. Ich muss mich nicht strecken um bis ganz nach vorne zu sehen. Mein Hintermann schimpft leise, aber es ist mir egal. Ich kann erahnen, wo Stella ist. Die Praktikantin mit meinem Zettel lässt hinter der Bühne einen kleinen Tumult entstehen. Ich sehe an Tanner vorbei, der sich in Lobeshymnen ergießt und höre ihm nur halb zu. Er ist ein guter Redner, sachlich und doch mit einer Prise Pathos. So hatte ich ihn Stella gegenüber beschrieben. Ich glaube, dass zwischen den beiden eh schon mehr als eine starke Sympathie ist. Wenn ich an das Gespräch von ihnen denke, von dem sie mir im Nachhinein berichtet hat, zieht sich in mir noch immer etwas zusammen. Vielleicht muss ich mich sogar darum sorgen, dass sie auch ohne meinen Einsatz zusammenfinden, denn dann zählen sie ja nicht. Wieder zieht sich etwas in mir zusammen. Das würde mir noch fehlen!
    Stella betritt die Bühne. Die anderen zwei Nominierten kann ich nirgends entdecken. Hat Tanner das in seine Rede so eingebaut? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich gleich allein nach vorne treten musste. Schade, dass ich nicht genau hingehört habe. Vielleicht hat er doch noch andere Dinge gesagt, als damals und wahrscheinlich habe ich jetzt verpasst, wie er ihr eine Liebeserklärung zwischen den Zeilen gemacht hat. Stella lächelt eine Mischung aus Verlegenheit, Überraschung und tiefster ungetrübter Freude. Niemand im Saal ahnt, dass sie von ihrem Sieg wusste. Bis auf die Rede hatten wir nichts einstudiert. Und doch brilliert sie in ihrer Rolle. Ich bin begeistert, wie sie das hinkriegt. „Danke“, sagt sie leise und tritt erst dann an den Rednerpult. Sie legt meinen Zettel vor sich, lächelt noch einmal in die Menge und will gerade beginnen, als meine Leute zu klatschen anfangen. Die Praktikantin vom Empfang vorhin kommt näher und gibt Frank den von mir georderten Blumenstrauß. Ich sehe, wie Stella ihre Augen ein bisschen zukneift. Sie scheint nach uns zu suchen, was ihr offensichtlich nicht gelingt. Sie sieht die Rosen und richtet ihren Blick noch einmal in die Menge, als ahnte sie, was ich vorhabe. Es dauert wenige Momente, bis der gesamte Saal aufgestanden ist und applaudiert. Wieder lächelt die Siegerin. Tanner geht auf sie zu, schüttelt ihr die Hand, umarmt sie und übergibt erst dann die Blumen. Sofort steckt Stella ihre Nase hinein. Dann findet sie die Karte und greift nach ihr, bedankt sich wieder, erst zum Publikum gewandt, dann bei Tanner persönlich. Die Blicke, die sie austauschen, scheinen mir noch vertrauter, obwohl sie noch nicht die Signatur gelesen hat. Sie tritt wieder an den Rednerpult, legt die Rosen oben ab und streicht über das Papier, das sie dort zuvor liegen gelassen hat, zieht es offensichtlich ein Stück näher zu sich. „Ich hätte nicht gedacht, dass mir so etwas Besonderes jemals widerfahren könnte“, beginnt sie. Ihre Stimme ist klar und deutlich, sie macht das richtig gut. Ich merke, dass ich die Rede auswendig kann und setze in Gedanken dazu an, mitsprechen. „Es wird die beste Rede überhaupt“, denke ich wieder und grinse glücklich. Für eine winzige Sekunde stoppt Stella. Sie hat etwas in der Hand, was ihr selbst offensichtlich erst jetzt wieder einfällt. Sie faltet es auseinander. Es ist winzig. Von meinem Platz aus kann ich es fast gar nicht wahrnehmen. Es ist die Blumenkarte! Ich bin mir sicher, dass es die Blumenkarte ist. Ich sehe, wie Stella sich auf die Unterlippe beißt. Sie überfliegt die Signatur. Ich versuche ihr Gesicht zu fixieren, sehe ihr in die Augen, die sie ein paar Mal hintereinander zuschlägt. Dann faltet sie den großen Zettel zusammen. Ich sehe zu Tanner. Jetzt muss sie zu ihm sehen und ich kann mir wünschen, dass sie sich verlieben. „Ich hätte nicht gedacht, dass mir so etwas Besonderes jemals widerfahren könnte“, wiederholt sie, während ich automatisch den Text mitspreche. Ich rede weiter und sie verstummt. Irritiert richte ich meinen Blick zur Bühne. Was passiert da?

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