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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gord Rollo
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musste zugeben, dass er auch nicht übel war; jedenfalls der beste, der mir einfiel.
    Dann tu es. Warte nicht.
    Adrenalin strömte durch meine Adern und rüstete mich für mein Gefecht, aber ich war schon immer ein wenig feig, und die Angst ließ mich zögern. Ich war noch nicht bereit zu sterben. Vielleicht würde sich nach der nächsten Biegung eine bessere Gelegenheit bieten.
    Verdammt noch mal, Mike! Tu es sofort, bevor es ...
    »Das ist weit genug, Drecksack«, zischte Jackson.
    »Was?«, fragte ich verwirrt. Ich blickte mich nach Anzeichen auf einen Friedhof um, es waren jedoch weit und breit keine zu sehen. Der Pfad präsentierte sich unverändert, höchstens etwas schmaler als den Großteil der Strecke. »Aber was ist mit dem Friedhof? Drake hat doch gesagt ...«
    »Vergiss den Friedhof, Mike. Das ist weit genug. Ich hab genug vom Laufen, und ich will verdammt sein, wenn ich mir hier draußen den Arsch abfriere, weil ich ein Loch für einen Freak wie dich grabe.«
    Ich drehte mich zu Jackson um, verängstigt und frustriert darüber, dass ich meine beste Chance vertan hatte, diesen Kampf zu gewinnen, aber ein Teil von mir wurde auch wütend. Für wen hielten sich diese Leute eigentlich?
    »Du willst mich also abknallen, und dann was? Lässt du mich einfach hier verrotten?«
    Jackson lächelte, hob die Pistole an, zielte mitten auf meine Brust und meinte: »Ja, das klingt richtig. Irgendwelche letzten Worte?«
    Es würde wirklich geschehen. Jackson würde mich erschießen; sein Finger krümmte sich bereits um den Abzug. Die Zeit zum Hinauszögern war vorbei. Ob die Chancen eine Million zu eins standen oder nicht, ich musste handeln, und zwar sofort; ich musste zum Messer greifen, unabhängig von den Konsequenzen. Ich war ein toter Mann, ob ich handelte oder nicht.
    »Keine letzten Worte, Jackson«, sagte ich. »Aber ich möchte dir etwas Cooles zeigen.«
    Noch während ich es aussprach, wusste ich, dass es ein ziemlich lahmer Plan war, trotzdem griff ich nach dem Messer. Jackson stand mindestens drei Meter von mir entfernt, wie also sollte ich nah genug an ihn heran, ohne erschossen zu werden? Konnte ich das Messer vielleicht werfen? Oder vielleicht ...
    Heilige Scheiße!
    Ich sah sie, bevor Jackson es tat, und es erschreckte mich gehörig. Mein stümperhafter Plan, das Klappmesser zu ziehen, hatte Jackson wenigstens so sehr abgelenkt, dass er auf meine Hand hinabblickte, um zu sehen, was ich aus der Tasche holte. Dass sich eine dritte Person im Wald aufhielt, bemerkte er erst, als es zu spät war.
    Junie!
    Woher sie kam oder wie sie sich so leise an uns beide anpirschen konnte, werde ich nie erfahren, aber als sie angriff, griff sie heftig an. Ich dachte, sie hätte einen Baseballschläger, dabei handelte es sich nur um einen abgebrochenen Ast. Als Jackson begriff, was vor sich ging, schwang Junie ihn bereits. Sie war eine kleine Frau, aber sie traf Jackson so kraftvoll an der Brust und am Hals, dass er Gute zwei Meter rückwärts geschleudert wurde, gegen den Stamm eines nahen Baums prallte und stöhnend zu Boden sank. Junie folgte ihm für einen weiteren Schlag, und ich schüttelte meine Ungläubigkeit darüber ab, dass sie hier war, um mich zu retten. Ich zog das Messer, betätigte die Feder, die die glänzende Stahlklinge in voller Länge herausspringen ließ, und eilte ihr zu Hilfe.
    Jackson war am Boden und hatte wahrscheinlich innere Verletzungen, aber er war keineswegs weggetreten. Junie hob den Ast über den Kopf, um erneut zuzuschlagen, doch Jackson schoss ihr aus nächster Nähe in den Bauch. Eine rote Austrittswunde der Größe eines Silberdollars erschien oberhalb ihrer rechten Niere. Das Geräusch des Schusses war ohrenbetäubend, ein Donnerschlag so nah, dass er mich beinah von den Beinen schleuderte. Aber ich fiel nicht, geriet nicht in Panik; ich lief weiter und verringerte den Abstand.
    Junie ging rechts von Jackson zu Boden und schrie nur einmal kurz auf. Jackson beobachtete sie dabei. Dem Ausdruck in seinem Gesicht nach zu urteilen, genoss er den Moment, doch seine Miene änderte sich jäh, als er mich durch die Luft auf ihn zuhechten sah. Er versuchte, seine Pistole herumzuschwenken, um auf mich zu schießen, aber ich war schneller als er; meine Reflexe arbeiteten mittlerweile im Überlebensmodus. Ich landete mit voller Kraft auf ihm und setzte mein gesamtes Gewicht ein, um Jackson die Klinge links des Brustbeins in den Leib zu rammen. Er brüllte, aber die Wucht meines Körpers hatte ihm

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