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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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«Stinkbesoffen. Vielleicht ist es besser, wenn ich auch gehe. Was macht Cardozo?»
    «Er trinkt Limonade und beobachtet die Papageien.»
    «Widerliche Vögel», sagte Grijpstra ernst. «Der rote kotzt immerzu.»
    «Ich weiß. Was ist aus dem Mädchen geworden, das von dem bösen Kerl gewürgt wurde? »
    «Die Polizei kam. Gerade rechtzeitig. Sie kommt immer rechtzeitig. Um den bösen Kerl zu schnappen.»
    «Ja. Wir nicht. Arme Elisabeth.»
    «Elisabeth?»
    «Der Polizist, der eine alte Dame war.»
    «Ach, der. Ein Transsexueller.» Grijpstra hatte einige Mühe mit dem Wort. «Trans-sexueller.» Er versuchte es noch einmal.
    «Ich habe sie kennengelernt», sagte de Gier und nahm ein Glas Genever vom Tisch, ohne sich dessen bewußt zu sein. «Nette Person. Eng mit dem Commissaris befreundet. Sie hatte gerade einen Klingelzug in halbem Kreuzstich fertiggestickt.»
    «Wirklich?» Grijpstras Augen waren rund und gütig. «Halber Kreuzstich?»
    «Du bist betrunken», sagte de Gier. «Laß uns hier verschwinden. Ich sag Cardozo Bescheid, wenn wir gehen.»
    «Gut», sagte Grijpstra und setzte sein Glas mit solcher Wucht ab, daß es zerbrach. «Nach Hause. Oder vielleicht gehe ich zu Nellie.»
    «Ruf zuerst an. Sie könnte einen Kunden haben.»
    Grijpstra telefonierte zweimal. Nellie war frei und ein Taxi unterwegs. Er kam mit einem so glücklichen Gesicht wieder, daß de Gier das kurze, ergrauende Haar seines Vorgesetzten zerzauste.
    «Hübsch», sagte Grijpstra. «Sehr hübsch. Richtig hübsch, meine ich.»
    Cardozo nickte, als de Gier zu Ende geflüstert hatte.
    «Was machst du jetzt?» fragte Cardozo.
    «Ich geh nach Hause. Ins Bett.»
    «Und der Adjudant?»
    «Geht zu Bett.»
    «Immer ich», sagte Cardozo. «Immer das gleiche. Ich habe eine Stunde gebraucht, um das ganze Geld auf eine Wäscheleine zu hängen. Meine Mutter ist wütend auf mich, weil sie in der Küche sitzen und zusehen muß, wie es trocknet. Sie glaubt, jemand kommt sonst und stiehlt es.»
    De Gier grinste.
    «Das ist nicht komisch, Brigadier. Wie lange soll ich hier bleiben?»
    «Bis alles vorbei ist.»
    «Darf ich trinken?»
    «Wenn du vorsichtig bist. Quatsch nichts aus. Hör nur zu.»
    Der rote Papagei hatte wieder angefangen zu würgen. Cardozo schloß die Augen.
    «Eines Tages wirst du Brigadier sein, Cardozo, und kannst einen anderen Konstabel herumschubsen.»
    «Das werde ich auch», sagte Cardozo. «Oh, und ob ich das werde!»
18
    «Erzähl», sagte der Commissaris.
    Der Commissaris sah frisch aus, beinahe vergnügt und ausgesprochen elegant, denn er hatte dem ständigen Drängen seiner Frau schließlich nachgegeben und seinen neuen Leinenanzug angezogen, der zum warmen Wetter paßte. Speziell für ihn zugeschnitten von einem sehr alten Schneider, der in seinen jungen Jahren Anzüge für die großen Kaufleute entworfen hatte, die ihren Reichtum im ehemaligen Niederländisch-Ostindien erworben hatten. Der Anzug paßte ihm perfekt und sah irgendwie locker und weich aus, und die schwere goldene Uhrkette über der Weste trug zum allgemeinen Flair des Luxus noch bei. Der Commissaris hatte einen Abend, zwei Nächte und einen Tag im Bett verbracht und es nur verlassen, um sich in einem kochendheißen Bad durchweichen zu lassen; seine Frau hatte sich ständig um ihn bemüht, ihn mit Kaffee und Orangensaft versorgt und mindestens fünf verschiedenen Suppen, serviert in Schüsseln mit einer Scheibe heißem Toast dazu, ihm seine Zigarren angesteckt (sogar die Enden abgebissen und mit einem Blick sanften Widerwillens ausgespuckt) ; endlich hatten ihn die Schmerzen verlassen, so daß er sich in sein riesiges Büro setzen und ohne Sorge vor plötzlich auftretendem Bohren und Stichen und Krämpfen seine Beine ausstrecken und sich um alles kümmern konnte, was ihm über den Weg lief. De Gier war ihm an diesem Morgen über den Weg gelaufen, pünktlich um neun, dem frühesten Zeitpunkt, zu dem irgend jemand den Commissaris in seinem einsamen Büro belästigen durfte. De Gier war verstört, bleich im Gesicht und ungewöhnlich nervös.
    «Was ist passiert, de Gier?» fragte der Commissaris noch einmal.
    «Eine Ratte», sagte de Gier. «Eine große, tote weiße Ratte. Ihr Bauch war aufgeschlitzt, ihre Innereien hingen heraus; sie war blutbedeckt und lag auf meiner Türmatte, als ich heute morgen gehen wollte. Ich wäre draufgetreten, wenn Olivier mich nicht gewarnt hätte. Olivier drehte durch, als er die Ratte sah. Sein Fell sträubte sich. Er war doppelt so groß

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