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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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wie sonst. So.»
    De Gier zeigte Oliviers Größe. Seine Hand war etwa ein Meter zwanzig über dem Fußboden.
    «Wirklich?» fragte der Commissaris. «Das ist sehr groß für einen Kater. Ist er vielleicht auf und ab gesprungen?»
    «Nein. Die Ratte auch nicht. Sie lag einfach da. Man hat sie dort hingelegt, um mich zu ärgern. Wir haben keine Ratten im Haus, und falls doch, wären sie braun. Dies war eine weiße Ratte von der Art, wie man sie in Labors verwendet. Ich habe sie bei mir in einem Schuhkarton. Soll ich sie Ihnen zeigen?»
    «Später», sagte der Commissaris.
    Der Commissaris nahm den Telefonhörer ab, wählte zwei Ziffern und bestellte Kaffee. Er bot de Gier auch eine Zigarette an und gab ihm Feuer. De Gier dankte dem Commissaris nicht; er starrte auf den Fußboden.
    «Gut», sagte der Commissaris munter. «Warum sollte dir jemand eine tote Ratte auf deine Türmatte legen, nachdem er sie umgebracht und die Innereien herausgerissen hat? Hast du irgendwelche ausgeflippten Freunde, die dir einen Streich spielen würden? Nur deine Freunde wissen, daß du dich beim Anblick von Blut und Leichen aufregst. Gibt es bei der Polizei jemand, der dir das antun würde? Denk nach.»
    «Ja, Mijnheer.»
    «Vielleicht hast du jemand geärgert.»
    «Ja, Cardozo», sagte de Gier. «Ich hab ihn gestern geärgert. Zweimal. Ich hab ihm befohlen, das Geld vom Markt mit nach Hause zu nehmen, weil er es mit Kaffee begossen hatte. Es mußte getrocknet werden. Und gestern abend auf der Party hab ich gesagt, er müsse bleiben, wenn Grijpstra und ich gegangen sind.»
    Der Commissaris nahm den Telefonhörer wieder ab. «Cardozo? Guten Morgen. Cardozo, könntest du mal für eine Minute zu mir kommen?»

    «Nein», sagte Cardozo und setzte sich auf den Rand des Stuhls. «Niemals. Das würde ich nicht tun. Ich habe noch nie getötet. Ich habe vor drei Jahren mal einen Mann in die Beine geschossen und träume immer noch davon. Alpträume. Ich würde kein Tier töten. Und ich mag den Brigadier.»
    De Gier schaute auf. «So?» fragte er mit müder Stimme. Cardozo sah ihn nicht an.
    «Ich hab Angst vor Ratten», sagte de Gier. «Blut beunruhigt mich ebenso wie Ratten. Eine blutige Ratte ist so ungefähr das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann. Und da lag sie, mitten auf meiner Türmatte. Ich hab sie erst vor einigen Tagen gekauft. Die alte wurde allmählich faserig. Jetzt kann ich diese auch wegwerfen.»
    «Ja, bitte», rief der Commissaris, nachdem es an der Tür geklopft hatte.
    «Guten Morgen, Mijnheer», Grijpstra machte die Tür vorsichtig hinter sich zu, kam ins Zimmer geschlendert und wartete darauf, daß der Commissaris ihm einen Platz anbot. Der Commissaris zeigte auf einen Sessel. Grijpstra ließ sich in den Sessel fallen. Der Sessel knarrte.
    «Scheiße», sagte Grijpstra.
    Irritiert hob der Commissaris den Kopf.
    «Wie bitte?» fragte er mit scharfer Stimme.
    «Scheiße, Mijnheer», sagte Grijpstra, «heute morgen auf der Treppe vor meiner Tür. Hundescheiße. Jemand muß sich große Mühe gemacht haben, Hundescheiße zu sammeln, mit einem kleinen Spaten und einem Eimer, nehme ich an. Sehr früh heute morgen, als niemand auf der Straße war. Sie war vor meiner Haustür aufgehäuft. Ich steckte bis zu den Knöcheln drin, bevor ich überhaupt wußte, was los war. Man hatte sie sogar unter der Tür durchgeschoben, aber mein Korridor ist sehr dunkel, und ich hab nichts gemerkt, als ich das Haus verließ. Wer das getan hat, muß mich durch und durch hassen.»
    «De Gier hatte eine blutige Ratte vor seiner Tür», sagte der Commissaris. Grijpstra schaute de Gier an, der schwach lächelte.
    «Scheiße?» fragte de Gier.
    «Du hältst das wohl für komisch, wie?» fragte Grijpstra und erhob sich halb von seinem Sessel. «Du bist ein Idiot, de Gier. Du lachst immer und krümmst dich vor Vergnügen, wenn ich reintrete. Erinnerst du dich, wie die Möwen mich vor einigen Monaten ganz vollgeschissen haben? Du hast so gelacht, daß du fast umgefallen bist. Ich hab nie gelacht, wenn du einen deiner Anfälle gekriegt hast, weil irgendwo ein Tropfen Blut war. Niemals! »
    Der Commissaris stand auf und stellte sich zwischen die beiden. «Na, na, Herrschaften, wir wollen doch nicht noch nervöser werden als wir schon sind. Der Tag hat noch nicht einmal angefangen. Wer könnte dir dies nach deiner Meinung angetan haben, Grijpstra? Wer weiß, daß Hundekot dich aus der Fassung bringt? Und, wohlgemerkt, wer es auch sein mag, er hat auch einen

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